hier. -- Im Mittelthor an den Pfosten bemerkt man Nietlöcher für bronzene Trophäen.
Der räthselhafte Janusbogen, als ein Obdach für die Kaufleutea des damaligen Forum boarium betrachtet, giebt sich seiner mächtigen Construction zufolge eher als das Erdgeschoss eines Thurmes kund, welcher aus irgend einem wichtigen Grunde gerade hier stehen und doch den Verkehr nicht stören sollte. Seine äussere Bekleidung mit Reihen theils tiefer theils flacher Nischen mit halbrundem Abschluss ist eine kindisch müssige, die Formation aller Gesimse eine ganz lahme und leblose, für welche auch die späteste Kaiserzeit kaum schlecht genug ist. Um die fehlende Bekleidung mit vortretenden Säulchen und Giebelchen möchte es kaum Schade sein.
Die Thore der Römer, sämmtlich rundbogig, sind hier nur in so weit zu erwähnen, als sich in ihnen eine entschiedene künstlerische Absicht ausdrückt; das gewöhnliche Thor, als Glied der Stadtmauer gehört in das Gebiet der Alterthumskunde. Doch muss schon hier be- merkt werden, dass wo es irgend anging, ein Doppelthor, für die Kommenden und für die Gehenden errichtet wurde.
Sehr alterthümlich, obschon erst aus der Zeit des Augustus, ist die Decoration der Porta Augusta in Perugia, ionische Pilaster anb der Attica und Schilde dazwischen. Die Porta Marzia, deren Bogenc man in die Mauer des Castells derselben Stadt eingelassen sieht, könnte trotz ihres kindlichen und desshalb für altetruskisch geltenden Aus- sehens gar wohl ein Bau der spätesten Kaiserzeit sein.
Von den Thoren Roms haben nur sehr wenige, und diese nur den über sie gehenden Wasserleitungen zu Liebe den Umbauten des fünften und der folgenden Jahrhunderte entgehen können. Von höherm monumentalem Werthe ist bloss die Porta maggiore, ein (noch jetztd hohes) Doppelthor mit drei Fensternischen nebst Giebeln und Halbsäulen innen und aussen 1); der Oberbau besteht aus den Wänden der Aquä- ducte mit den Inschriften.
1) Diese Säulenstellungen neben und zwischen den Thoren sind wohl nicht aus der Zeit des Claudius, sondern aus dem III. Jahrhundert, wie die Capitäle
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Janusbogen. Thore.
hier. — Im Mittelthor an den Pfosten bemerkt man Nietlöcher für bronzene Trophäen.
Der räthselhafte Janusbogen, als ein Obdach für die Kaufleutea des damaligen Forum boarium betrachtet, giebt sich seiner mächtigen Construction zufolge eher als das Erdgeschoss eines Thurmes kund, welcher aus irgend einem wichtigen Grunde gerade hier stehen und doch den Verkehr nicht stören sollte. Seine äussere Bekleidung mit Reihen theils tiefer theils flacher Nischen mit halbrundem Abschluss ist eine kindisch müssige, die Formation aller Gesimse eine ganz lahme und leblose, für welche auch die späteste Kaiserzeit kaum schlecht genug ist. Um die fehlende Bekleidung mit vortretenden Säulchen und Giebelchen möchte es kaum Schade sein.
Die Thore der Römer, sämmtlich rundbogig, sind hier nur in so weit zu erwähnen, als sich in ihnen eine entschiedene künstlerische Absicht ausdrückt; das gewöhnliche Thor, als Glied der Stadtmauer gehört in das Gebiet der Alterthumskunde. Doch muss schon hier be- merkt werden, dass wo es irgend anging, ein Doppelthor, für die Kommenden und für die Gehenden errichtet wurde.
Sehr alterthümlich, obschon erst aus der Zeit des Augustus, ist die Decoration der Porta Augusta in Perugia, ionische Pilaster anb der Attica und Schilde dazwischen. Die Porta Marzia, deren Bogenc man in die Mauer des Castells derselben Stadt eingelassen sieht, könnte trotz ihres kindlichen und desshalb für altetruskisch geltenden Aus- sehens gar wohl ein Bau der spätesten Kaiserzeit sein.
Von den Thoren Roms haben nur sehr wenige, und diese nur den über sie gehenden Wasserleitungen zu Liebe den Umbauten des fünften und der folgenden Jahrhunderte entgehen können. Von höherm monumentalem Werthe ist bloss die Porta maggiore, ein (noch jetztd hohes) Doppelthor mit drei Fensternischen nebst Giebeln und Halbsäulen innen und aussen 1); der Oberbau besteht aus den Wänden der Aquä- ducte mit den Inschriften.
1) Diese Säulenstellungen neben und zwischen den Thoren sind wohl nicht aus der Zeit des Claudius, sondern aus dem III. Jahrhundert, wie die Capitäle
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Janusbogen. Thore.
hier. — Im Mittelthor an den Pfosten bemerkt man Nietlöcher für
bronzene Trophäen.
Der räthselhafte Janusbogen, als ein Obdach für die Kaufleute
des damaligen Forum boarium betrachtet, giebt sich seiner mächtigen
Construction zufolge eher als das Erdgeschoss eines Thurmes kund,
welcher aus irgend einem wichtigen Grunde gerade hier stehen und
doch den Verkehr nicht stören sollte. Seine äussere Bekleidung mit
Reihen theils tiefer theils flacher Nischen mit halbrundem Abschluss
ist eine kindisch müssige, die Formation aller Gesimse eine ganz lahme
und leblose, für welche auch die späteste Kaiserzeit kaum schlecht
genug ist. Um die fehlende Bekleidung mit vortretenden Säulchen und
Giebelchen möchte es kaum Schade sein.
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Die Thore der Römer, sämmtlich rundbogig, sind hier nur in so
weit zu erwähnen, als sich in ihnen eine entschiedene künstlerische
Absicht ausdrückt; das gewöhnliche Thor, als Glied der Stadtmauer
gehört in das Gebiet der Alterthumskunde. Doch muss schon hier be-
merkt werden, dass wo es irgend anging, ein Doppelthor, für die
Kommenden und für die Gehenden errichtet wurde.
Sehr alterthümlich, obschon erst aus der Zeit des Augustus, ist die
Decoration der Porta Augusta in Perugia, ionische Pilaster an
der Attica und Schilde dazwischen. Die Porta Marzia, deren Bogen
man in die Mauer des Castells derselben Stadt eingelassen sieht, könnte
trotz ihres kindlichen und desshalb für altetruskisch geltenden Aus-
sehens gar wohl ein Bau der spätesten Kaiserzeit sein.
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Von den Thoren Roms haben nur sehr wenige, und diese nur
den über sie gehenden Wasserleitungen zu Liebe den Umbauten des
fünften und der folgenden Jahrhunderte entgehen können. Von höherm
monumentalem Werthe ist bloss die Porta maggiore, ein (noch jetzt
hohes) Doppelthor mit drei Fensternischen nebst Giebeln und Halbsäulen
innen und aussen 1); der Oberbau besteht aus den Wänden der Aquä-
ducte mit den Inschriften.
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1) Diese Säulenstellungen neben und zwischen den Thoren sind wohl nicht aus
der Zeit des Claudius, sondern aus dem III. Jahrhundert, wie die Capitäle
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/57>, abgerufen am 04.12.2024.
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