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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

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Kaiser-Fora. Basilica Ulpia.
nicht genügt haben und ist wohl eher als Halle zu einem besondern
Zweck zu betrachten.

Von den Kaiser-Fora, d. h. den Gerichts- und Geschäftshallen,
welche die Kaiser in der nächsten Umgebung des Forum romanum
anlegten, ist in Resten und Nachrichten gerade so viel erhalten, dass
die Phantasie sich ein ungefähres Bild davon entwerfen kann. Es
waren grosse mit Hallen umzogene Plätze, welche Tempel, Basiliken
und wahrscheinlich auch eine Anzahl anderer Locale enthielten, nebst
einem gewiss reichen Schmuck von Statuen, Springbrunnen u. dgl.,
ohne welche keine Anlage aus dieser Zeit denkbar ist. Von freiem
Oberbau sind mit Ausnahme der riesigen Umfangsmauer am Foruma
Augusti nur die sog. Colonnacce zu erwähnen, zwei vortretendeb
Säulen nebst vortretendem Gebälk und Attica, wahrscheinlich von der
Eingangshalle des Forum Nervae; alles von prächtig überreicher For-
mation, namentlich das untere Kranzgesimse, dessen Motiv schon un-
deutlich wirkt, wie alle vegetabilischen Zierrathen, die sich von der
einfachen Palmette und dem Akanthus zu weit entfernen. An den
vortretenden Stücken der Attica sind Nietlöcher, wahrscheinlich für
cherne Ornamente zu bemerken. Wären die untern Enden der Säulen
nicht sammt den Piedestalen in der Erde versteckt, so würde dieses
Beispiel vortretender Säulen das bedeutendste unter den in Italien vor-
handenen sein.

Von den einzelnen Gebäuden innerhalb der Fora wurde der Tempel
des rächenden Mars schon beschrieben. Von den Basiliken ist nur
eine, allerdings die wichtigste, zum Theil aufgedeckt: die Basilicac
Ulpia, welche das Hauptgebäude des einst überaus prachtvollen Fo-
rum Trajani ausmachte. Sie war ein fünfschiffiger Bau, mit unbedeck-
tem Mittelschiff; die jetzt, zum Theil auf den urprünglichen Basen,
aufgestellten Granitsäulen gehörten wahrscheinlich nur einem geringern
Gebäude dieses Forums an, während die Basilica auf kostbaren Mar-
morsäulen ruhte. Die beiden Enden des Baues, jetzt unter den Strassen
vergraben, hatten ebenfalls jedes seine Säulenreihe; am hintern Ende
folgte auf dieselbe das Tribunal, hier eine grosse, halbrunde, pracht-
voll geschmückte Nische. Die Trajanssäule, welche so wenig als die
Obelisken allein stehen sollte, war mit in diese Riesencomposition auf-
genommen und von drei Seiten, nämlich von der Nordwand der Ba-

Kaiser-Fora. Basilica Ulpia.
nicht genügt haben und ist wohl eher als Halle zu einem besondern
Zweck zu betrachten.

Von den Kaiser-Fora, d. h. den Gerichts- und Geschäftshallen,
welche die Kaiser in der nächsten Umgebung des Forum romanum
anlegten, ist in Resten und Nachrichten gerade so viel erhalten, dass
die Phantasie sich ein ungefähres Bild davon entwerfen kann. Es
waren grosse mit Hallen umzogene Plätze, welche Tempel, Basiliken
und wahrscheinlich auch eine Anzahl anderer Locale enthielten, nebst
einem gewiss reichen Schmuck von Statuen, Springbrunnen u. dgl.,
ohne welche keine Anlage aus dieser Zeit denkbar ist. Von freiem
Oberbau sind mit Ausnahme der riesigen Umfangsmauer am Foruma
Augusti nur die sog. Colonnacce zu erwähnen, zwei vortretendeb
Säulen nebst vortretendem Gebälk und Attica, wahrscheinlich von der
Eingangshalle des Forum Nervæ; alles von prächtig überreicher For-
mation, namentlich das untere Kranzgesimse, dessen Motiv schon un-
deutlich wirkt, wie alle vegetabilischen Zierrathen, die sich von der
einfachen Palmette und dem Akanthus zu weit entfernen. An den
vortretenden Stücken der Attica sind Nietlöcher, wahrscheinlich für
cherne Ornamente zu bemerken. Wären die untern Enden der Säulen
nicht sammt den Piedestalen in der Erde versteckt, so würde dieses
Beispiel vortretender Säulen das bedeutendste unter den in Italien vor-
handenen sein.

Von den einzelnen Gebäuden innerhalb der Fora wurde der Tempel
des rächenden Mars schon beschrieben. Von den Basiliken ist nur
eine, allerdings die wichtigste, zum Theil aufgedeckt: die Basilicac
Ulpia, welche das Hauptgebäude des einst überaus prachtvollen Fo-
rum Trajani ausmachte. Sie war ein fünfschiffiger Bau, mit unbedeck-
tem Mittelschiff; die jetzt, zum Theil auf den urprünglichen Basen,
aufgestellten Granitsäulen gehörten wahrscheinlich nur einem geringern
Gebäude dieses Forums an, während die Basilica auf kostbaren Mar-
morsäulen ruhte. Die beiden Enden des Baues, jetzt unter den Strassen
vergraben, hatten ebenfalls jedes seine Säulenreihe; am hintern Ende
folgte auf dieselbe das Tribunal, hier eine grosse, halbrunde, pracht-
voll geschmückte Nische. Die Trajanssäule, welche so wenig als die
Obelisken allein stehen sollte, war mit in diese Riesencomposition auf-
genommen und von drei Seiten, nämlich von der Nordwand der Ba-

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[39/0061] Kaiser-Fora. Basilica Ulpia. nicht genügt haben und ist wohl eher als Halle zu einem besondern Zweck zu betrachten. Von den Kaiser-Fora, d. h. den Gerichts- und Geschäftshallen, welche die Kaiser in der nächsten Umgebung des Forum romanum anlegten, ist in Resten und Nachrichten gerade so viel erhalten, dass die Phantasie sich ein ungefähres Bild davon entwerfen kann. Es waren grosse mit Hallen umzogene Plätze, welche Tempel, Basiliken und wahrscheinlich auch eine Anzahl anderer Locale enthielten, nebst einem gewiss reichen Schmuck von Statuen, Springbrunnen u. dgl., ohne welche keine Anlage aus dieser Zeit denkbar ist. Von freiem Oberbau sind mit Ausnahme der riesigen Umfangsmauer am Forum Augusti nur die sog. Colonnacce zu erwähnen, zwei vortretende Säulen nebst vortretendem Gebälk und Attica, wahrscheinlich von der Eingangshalle des Forum Nervæ; alles von prächtig überreicher For- mation, namentlich das untere Kranzgesimse, dessen Motiv schon un- deutlich wirkt, wie alle vegetabilischen Zierrathen, die sich von der einfachen Palmette und dem Akanthus zu weit entfernen. An den vortretenden Stücken der Attica sind Nietlöcher, wahrscheinlich für cherne Ornamente zu bemerken. Wären die untern Enden der Säulen nicht sammt den Piedestalen in der Erde versteckt, so würde dieses Beispiel vortretender Säulen das bedeutendste unter den in Italien vor- handenen sein. a b Von den einzelnen Gebäuden innerhalb der Fora wurde der Tempel des rächenden Mars schon beschrieben. Von den Basiliken ist nur eine, allerdings die wichtigste, zum Theil aufgedeckt: die Basilica Ulpia, welche das Hauptgebäude des einst überaus prachtvollen Fo- rum Trajani ausmachte. Sie war ein fünfschiffiger Bau, mit unbedeck- tem Mittelschiff; die jetzt, zum Theil auf den urprünglichen Basen, aufgestellten Granitsäulen gehörten wahrscheinlich nur einem geringern Gebäude dieses Forums an, während die Basilica auf kostbaren Mar- morsäulen ruhte. Die beiden Enden des Baues, jetzt unter den Strassen vergraben, hatten ebenfalls jedes seine Säulenreihe; am hintern Ende folgte auf dieselbe das Tribunal, hier eine grosse, halbrunde, pracht- voll geschmückte Nische. Die Trajanssäule, welche so wenig als die Obelisken allein stehen sollte, war mit in diese Riesencomposition auf- genommen und von drei Seiten, nämlich von der Nordwand der Ba- c

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/61>, abgerufen am 04.12.2024.