Zeichnungen zu der im Pal. del Te gemalten Geschichte der Psychea findet man in der Gemäldesammlung der Villa Albani bei Rom.)
Von den Schülern, die sich in Mantua bei ihm bildeten, ist Giulio Clovio als Miniator berühmt; -- von Rinaldo Mantovano das Hauptbild, eine grosse Madonna mit Heiligen, in der Brera zu Mai-b land (Reminiscenz der Mad. di Foligno); -- von Primaticcio ist in Italien fast nichts; -- von dessen Gehülfen Niccolo dell' Abbate Fresken im Pal. del Commune zu Modena, (ehemals?) auch im Schlossec von Scandiano. (Die drei mythologischen Bilder der Gal. Manfrin ind Venedig möchten eher von einem Venezianer herrühren, der zugleich die römische Schule kannte; etwa von Batt. Franco?)
Im Ganzen ist Giulio's Thätigkeit eine sehr schädliche gewesen. Die vollkommene Gleichgültigkeit, mit welcher er (hauptsächlich in vielen Fresken) die von Rafael und fast noch mehr von Michelangelo gelernte Formenbildung zu oberflächlichen Effekten verwerthete, gab das erste grosse Beispiel seelenloser Decorationsmalerei.
Perin del Vaga (1500--1547), weniger reich begabt, in den (seltenen) Staffeleibildern schon auffallend manierirt (Einiges im Pal.e Adorno in Genua; die Madonna mit Heiligen im rechten Querschiff des Domes von Pisa mehr Sogliani's als Perino's Werk), bleibt dochf dem Rafael näher, sobald eine decorative Abgrenzung und Eintheilung seine Gestalten und Scenen vor der Formlosigkeit behütet. Man sieht im Dom von Pisa, an mehrern Stellen des rechten Querschiffes, sehr schöne Putten als Frescoproben gemalt. In Genua gehört dem Perin die ganze Decoration des Pal. Doria (S. 286, b). Hier erinnert nochg Vieles an die Farnesina; in der untern Halle sind einige der Zwickel- figuren noch ungemein schön; die Lunettenbildchen (römische Ge- schichten) zum Theil durch ihre Landschaften interessant; die vier Deckenbilder (Scipio's Triumph) freilich schon lastend durch Über- füllung und Wirklichkeit; -- in der Galeria wiederum heitere und gut bewegte, aber schon manierirt gebildete Putten, prächtige Gewölbe- decorationen, und an der einen Wand die mehr als lebensgrossen Hel- den des Hauses Doria, unglücklicher Weise sitzend und dennoch in gezwungenen dramatischen Bezügen zu einander, aber dem Charakter
Giulio Romano. Perin del Vaga.
Zeichnungen zu der im Pal. del Te gemalten Geschichte der Psychea findet man in der Gemäldesammlung der Villa Albani bei Rom.)
Von den Schülern, die sich in Mantua bei ihm bildeten, ist Giulio Clovio als Miniator berühmt; — von Rinaldo Mantovano das Hauptbild, eine grosse Madonna mit Heiligen, in der Brera zu Mai-b land (Reminiscenz der Mad. di Foligno); — von Primaticcio ist in Italien fast nichts; — von dessen Gehülfen Niccolò dell’ Abbate Fresken im Pal. del Commune zu Modena, (ehemals?) auch im Schlossec von Scandiano. (Die drei mythologischen Bilder der Gal. Manfrin ind Venedig möchten eher von einem Venezianer herrühren, der zugleich die römische Schule kannte; etwa von Batt. Franco?)
Im Ganzen ist Giulio’s Thätigkeit eine sehr schädliche gewesen. Die vollkommene Gleichgültigkeit, mit welcher er (hauptsächlich in vielen Fresken) die von Rafael und fast noch mehr von Michelangelo gelernte Formenbildung zu oberflächlichen Effekten verwerthete, gab das erste grosse Beispiel seelenloser Decorationsmalerei.
Perin del Vaga (1500—1547), weniger reich begabt, in den (seltenen) Staffeleibildern schon auffallend manierirt (Einiges im Pal.e Adorno in Genua; die Madonna mit Heiligen im rechten Querschiff des Domes von Pisa mehr Sogliani’s als Perino’s Werk), bleibt dochf dem Rafael näher, sobald eine decorative Abgrenzung und Eintheilung seine Gestalten und Scenen vor der Formlosigkeit behütet. Man sieht im Dom von Pisa, an mehrern Stellen des rechten Querschiffes, sehr schöne Putten als Frescoproben gemalt. In Genua gehört dem Perin die ganze Decoration des Pal. Doria (S. 286, b). Hier erinnert nochg Vieles an die Farnesina; in der untern Halle sind einige der Zwickel- figuren noch ungemein schön; die Lunettenbildchen (römische Ge- schichten) zum Theil durch ihre Landschaften interessant; die vier Deckenbilder (Scipio’s Triumph) freilich schon lastend durch Über- füllung und Wirklichkeit; — in der Galeria wiederum heitere und gut bewegte, aber schon manierirt gebildete Putten, prächtige Gewölbe- decorationen, und an der einen Wand die mehr als lebensgrossen Hel- den des Hauses Doria, unglücklicher Weise sitzend und dennoch in gezwungenen dramatischen Bezügen zu einander, aber dem Charakter
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Giulio Romano. Perin del Vaga.
Zeichnungen zu der im Pal. del Te gemalten Geschichte der Psyche
findet man in der Gemäldesammlung der Villa Albani bei Rom.)
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Von den Schülern, die sich in Mantua bei ihm bildeten, ist Giulio
Clovio als Miniator berühmt; — von Rinaldo Mantovano das
Hauptbild, eine grosse Madonna mit Heiligen, in der Brera zu Mai-
land (Reminiscenz der Mad. di Foligno); — von Primaticcio ist
in Italien fast nichts; — von dessen Gehülfen Niccolò dell’ Abbate
Fresken im Pal. del Commune zu Modena, (ehemals?) auch im Schlosse
von Scandiano. (Die drei mythologischen Bilder der Gal. Manfrin in
Venedig möchten eher von einem Venezianer herrühren, der zugleich
die römische Schule kannte; etwa von Batt. Franco?)
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Im Ganzen ist Giulio’s Thätigkeit eine sehr schädliche gewesen.
Die vollkommene Gleichgültigkeit, mit welcher er (hauptsächlich in
vielen Fresken) die von Rafael und fast noch mehr von Michelangelo
gelernte Formenbildung zu oberflächlichen Effekten verwerthete, gab
das erste grosse Beispiel seelenloser Decorationsmalerei.
Perin del Vaga (1500—1547), weniger reich begabt, in den
(seltenen) Staffeleibildern schon auffallend manierirt (Einiges im Pal.
Adorno in Genua; die Madonna mit Heiligen im rechten Querschiff
des Domes von Pisa mehr Sogliani’s als Perino’s Werk), bleibt doch
dem Rafael näher, sobald eine decorative Abgrenzung und Eintheilung
seine Gestalten und Scenen vor der Formlosigkeit behütet. Man sieht
im Dom von Pisa, an mehrern Stellen des rechten Querschiffes, sehr
schöne Putten als Frescoproben gemalt. In Genua gehört dem Perin
die ganze Decoration des Pal. Doria (S. 286, b). Hier erinnert noch
Vieles an die Farnesina; in der untern Halle sind einige der Zwickel-
figuren noch ungemein schön; die Lunettenbildchen (römische Ge-
schichten) zum Theil durch ihre Landschaften interessant; die vier
Deckenbilder (Scipio’s Triumph) freilich schon lastend durch Über-
füllung und Wirklichkeit; — in der Galeria wiederum heitere und gut
bewegte, aber schon manierirt gebildete Putten, prächtige Gewölbe-
decorationen, und an der einen Wand die mehr als lebensgrossen Hel-
den des Hauses Doria, unglücklicher Weise sitzend und dennoch in
gezwungenen dramatischen Bezügen zu einander, aber dem Charakter
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 937. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/959>, abgerufen am 05.12.2024.
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