des Mittelschiffes wird theils mit Malereien bedeckt, theils mit grossen (jetzt meist vermauerten oder umgestalteten) Fenstern durchbrochen. Die ursprünglichen reichgeschmückten Flachdecken sind sämmtlich untergegangen; an einigen Kirchen ist noch das mittelalterliche Sparren- werk des Daches erhalten; die meisten tragen moderne Decken oder Scheingewölbe.
5) An den Basiliken von Ravenna kömmt zuerst regelmässig die Anordnung von zwei Nebennischen rechts und links von der Haupt- nische vor.
6) Die Aussenwände blieben meist schlicht und glatt (in Ravenna schüchterne Anfänge einer Eintheilung, durch vortretende Wandstrei- fen mit Rundbogen, auch frühe schon eigentliche Bogenfriese). Was etwa, z. B. von Consolen am Obergesimse vorkömmt, ist von antiken Gebäuden entlehnt. (Apsis von S. Cecilia in Rom.) Die Fassade er-a hielt eine Vorhalle, wovon unten die Rede sein wird; die Thüren hatten wohl in der Regel antike Pfosten; die Obermauer wahrscheinlich eine Decoration von kostbaren Marmorplatten, auch wohl schon frühe von Mosaik.
7) Im Innern ist die Säulenstellung je älter desto dichter und desto gleichmässiger (letzteres aus dem Seite 27, b, angegebenen Grunde). Die alte Peterskirche hatte über den Säulen ein gerades Gebälk, der alte Lateran und die alte Paulskirche Bogen; S. Maria Maggiore hat noch ihr gerades Gebälk -- sämmtlich Bauten des IV. und V. Jahrhunderts. Von da an überwiegen die Bogen (Ausnahme: das Untergeschoss derb alten Kirche von S. Lorenzo fuori) und bilden in Ravenna die aus- schliessliche Form; erst im XI. bis XIII. Jahrhundert kommt wieder in einzelnen römischen Beispielen (S. Maria in Trastevere, S. Criso- gono, die neuere Kirche von S. Lorenzo fuori) das gerade Gebälk und anderwärts sogar der Flachbogen vor (Dom von Narni und Vorhalle der Pensola ebenda).
8) In Rom setzen in der Regel die Bogen unmittelbar über dem Säulencapitäl an; in Ravenna schiebt sich ein trapezförmiges Zwischen- stück ein, welches durch seine barbarische Bildung das richtige Grund- gefühl wieder verdunkelt, welches hier ein Zwischenglied verlangte. Die Alten hatten wenigstens bei ihren vortretenden Säulen auch das betreffende Gebälkstück vortreten lassen, und als Brunellesco die alte
Grundzüge des Basilikenbaues.
des Mittelschiffes wird theils mit Malereien bedeckt, theils mit grossen (jetzt meist vermauerten oder umgestalteten) Fenstern durchbrochen. Die ursprünglichen reichgeschmückten Flachdecken sind sämmtlich untergegangen; an einigen Kirchen ist noch das mittelalterliche Sparren- werk des Daches erhalten; die meisten tragen moderne Decken oder Scheingewölbe.
5) An den Basiliken von Ravenna kömmt zuerst regelmässig die Anordnung von zwei Nebennischen rechts und links von der Haupt- nische vor.
6) Die Aussenwände blieben meist schlicht und glatt (in Ravenna schüchterne Anfänge einer Eintheilung, durch vortretende Wandstrei- fen mit Rundbogen, auch frühe schon eigentliche Bogenfriese). Was etwa, z. B. von Consolen am Obergesimse vorkömmt, ist von antiken Gebäuden entlehnt. (Apsis von S. Cecilia in Rom.) Die Fassade er-a hielt eine Vorhalle, wovon unten die Rede sein wird; die Thüren hatten wohl in der Regel antike Pfosten; die Obermauer wahrscheinlich eine Decoration von kostbaren Marmorplatten, auch wohl schon frühe von Mosaik.
7) Im Innern ist die Säulenstellung je älter desto dichter und desto gleichmässiger (letzteres aus dem Seite 27, b, angegebenen Grunde). Die alte Peterskirche hatte über den Säulen ein gerades Gebälk, der alte Lateran und die alte Paulskirche Bogen; S. Maria Maggiore hat noch ihr gerades Gebälk — sämmtlich Bauten des IV. und V. Jahrhunderts. Von da an überwiegen die Bogen (Ausnahme: das Untergeschoss derb alten Kirche von S. Lorenzo fuori) und bilden in Ravenna die aus- schliessliche Form; erst im XI. bis XIII. Jahrhundert kommt wieder in einzelnen römischen Beispielen (S. Maria in Trastevere, S. Criso- gono, die neuere Kirche von S. Lorenzo fuori) das gerade Gebälk und anderwärts sogar der Flachbogen vor (Dom von Narni und Vorhalle der Pensola ebenda).
8) In Rom setzen in der Regel die Bogen unmittelbar über dem Säulencapitäl an; in Ravenna schiebt sich ein trapezförmiges Zwischen- stück ein, welches durch seine barbarische Bildung das richtige Grund- gefühl wieder verdunkelt, welches hier ein Zwischenglied verlangte. Die Alten hatten wenigstens bei ihren vortretenden Säulen auch das betreffende Gebälkstück vortreten lassen, und als Brunellesco die alte
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0097"n="75"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Grundzüge des Basilikenbaues.</hi></fw><lb/>
des Mittelschiffes wird theils mit Malereien bedeckt, theils mit grossen<lb/>
(jetzt meist vermauerten oder umgestalteten) Fenstern durchbrochen.<lb/>
Die ursprünglichen reichgeschmückten Flachdecken sind sämmtlich<lb/>
untergegangen; an einigen Kirchen ist noch das mittelalterliche Sparren-<lb/>
werk des Daches erhalten; die meisten tragen moderne Decken oder<lb/>
Scheingewölbe.</p><lb/><p>5) An den Basiliken von Ravenna kömmt zuerst regelmässig die<lb/>
Anordnung von zwei Nebennischen rechts und links von der Haupt-<lb/>
nische vor.</p><lb/><p>6) Die Aussenwände blieben meist schlicht und glatt (in Ravenna<lb/>
schüchterne Anfänge einer Eintheilung, durch vortretende Wandstrei-<lb/>
fen mit Rundbogen, auch frühe schon eigentliche Bogenfriese). Was<lb/>
etwa, z. B. von Consolen am Obergesimse vorkömmt, ist von antiken<lb/>
Gebäuden entlehnt. (Apsis von S. Cecilia in Rom.) Die Fassade er-<noteplace="right">a</note><lb/>
hielt eine Vorhalle, wovon unten die Rede sein wird; die Thüren hatten<lb/>
wohl in der Regel antike Pfosten; die Obermauer wahrscheinlich eine<lb/>
Decoration von kostbaren Marmorplatten, auch wohl schon frühe von<lb/>
Mosaik.</p><lb/><p>7) Im Innern ist die Säulenstellung je älter desto dichter und desto<lb/>
gleichmässiger (letzteres aus dem Seite 27, b, angegebenen Grunde). Die<lb/>
alte Peterskirche hatte über den Säulen ein gerades Gebälk, der alte<lb/>
Lateran und die alte Paulskirche Bogen; S. Maria Maggiore hat noch<lb/>
ihr gerades Gebälk — sämmtlich Bauten des IV. und V. Jahrhunderts.<lb/>
Von da an überwiegen die Bogen (Ausnahme: das Untergeschoss der<noteplace="right">b</note><lb/>
alten Kirche von S. Lorenzo fuori) und bilden in Ravenna die aus-<lb/>
schliessliche Form; erst im XI. bis XIII. Jahrhundert kommt wieder<lb/>
in einzelnen römischen Beispielen (S. Maria in Trastevere, S. Criso-<lb/>
gono, die neuere Kirche von S. Lorenzo fuori) das gerade Gebälk und<lb/>
anderwärts sogar der Flachbogen vor (Dom von Narni und Vorhalle<lb/>
der Pensola ebenda).</p><lb/><p>8) In Rom setzen in der Regel die Bogen unmittelbar über dem<lb/>
Säulencapitäl an; in Ravenna schiebt sich ein trapezförmiges Zwischen-<lb/>
stück ein, welches durch seine barbarische Bildung das richtige Grund-<lb/>
gefühl wieder verdunkelt, welches hier ein Zwischenglied verlangte.<lb/>
Die Alten hatten wenigstens bei ihren vortretenden Säulen auch das<lb/>
betreffende Gebälkstück vortreten lassen, und als Brunellesco die alte<lb/></p></div></body></text></TEI>
[75/0097]
Grundzüge des Basilikenbaues.
des Mittelschiffes wird theils mit Malereien bedeckt, theils mit grossen
(jetzt meist vermauerten oder umgestalteten) Fenstern durchbrochen.
Die ursprünglichen reichgeschmückten Flachdecken sind sämmtlich
untergegangen; an einigen Kirchen ist noch das mittelalterliche Sparren-
werk des Daches erhalten; die meisten tragen moderne Decken oder
Scheingewölbe.
5) An den Basiliken von Ravenna kömmt zuerst regelmässig die
Anordnung von zwei Nebennischen rechts und links von der Haupt-
nische vor.
6) Die Aussenwände blieben meist schlicht und glatt (in Ravenna
schüchterne Anfänge einer Eintheilung, durch vortretende Wandstrei-
fen mit Rundbogen, auch frühe schon eigentliche Bogenfriese). Was
etwa, z. B. von Consolen am Obergesimse vorkömmt, ist von antiken
Gebäuden entlehnt. (Apsis von S. Cecilia in Rom.) Die Fassade er-
hielt eine Vorhalle, wovon unten die Rede sein wird; die Thüren hatten
wohl in der Regel antike Pfosten; die Obermauer wahrscheinlich eine
Decoration von kostbaren Marmorplatten, auch wohl schon frühe von
Mosaik.
a
7) Im Innern ist die Säulenstellung je älter desto dichter und desto
gleichmässiger (letzteres aus dem Seite 27, b, angegebenen Grunde). Die
alte Peterskirche hatte über den Säulen ein gerades Gebälk, der alte
Lateran und die alte Paulskirche Bogen; S. Maria Maggiore hat noch
ihr gerades Gebälk — sämmtlich Bauten des IV. und V. Jahrhunderts.
Von da an überwiegen die Bogen (Ausnahme: das Untergeschoss der
alten Kirche von S. Lorenzo fuori) und bilden in Ravenna die aus-
schliessliche Form; erst im XI. bis XIII. Jahrhundert kommt wieder
in einzelnen römischen Beispielen (S. Maria in Trastevere, S. Criso-
gono, die neuere Kirche von S. Lorenzo fuori) das gerade Gebälk und
anderwärts sogar der Flachbogen vor (Dom von Narni und Vorhalle
der Pensola ebenda).
b
8) In Rom setzen in der Regel die Bogen unmittelbar über dem
Säulencapitäl an; in Ravenna schiebt sich ein trapezförmiges Zwischen-
stück ein, welches durch seine barbarische Bildung das richtige Grund-
gefühl wieder verdunkelt, welches hier ein Zwischenglied verlangte.
Die Alten hatten wenigstens bei ihren vortretenden Säulen auch das
betreffende Gebälkstück vortreten lassen, und als Brunellesco die alte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/97>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.