Ein frühes Bild ist die Ruhe auf der Flucht, in der Tribunaa der Uffizien, mit S. Bernhard; die Vorstufe der unten zu nennenden Madonna della Scodella. Hier zum erstenmal wird die Scene zum lieblichen Genrebild, was sie bei den Realisten des XV. Jahrh. trotz aller Züge aus der Wirklichkeit noch nicht ist. Einige Befangenheit zeigt sich in dem gleichgültigen Kopf der Mutter und in der Un- schlüssigkeit des Kindes, die von Joseph gepflückten Datteln anzu- nehmen. Die Farbe ist noch ungleich, theilweise merkwürdig vol- lendet.
Ebenda, vielleicht ebenfalls noch früh: Madonna im Freien vorb dem auf Heu liegenden Kinde knieend -- nicht mehr um es anzu- beten, sondern um ihm lachend mit den Händen etwas vorzumachen; wunderbar gemalt, das Kind auf die anmuthigste Weise verkürzt; die Mutter schon von derjenigen kleinlichen Hübschheit, welche ihr bei C. eigen bleibt. -- (Der Kopf Johannis d. T. auf einer Schüssel, ebenda, ist keiner von den grossartig duldenden, nicht der enthauptete Pro- phet, sondern ein schon bei Lebzeiten kränklicher Frömmler -- üb- rigens zweifelhaft. So auch der über die nackte Schulter sehende ju- gendliche Kopf derselben Sammlung, vielleicht Copie aus der Schule der Caracci. -- Im Pal. Pitti ein unbedeutendes Kindesköpfchen.)c
Entschieden sehr früh die grosse Kreuztragung in der Galeried von Parma; schon mit unbedingtem Streben nach Affect (bis zur Bru- talität) und mit Nichtachtung der Linien zu Gunsten der Formen componirt; der Ausdruck der beiden Hauptgestalten wahr und er- greifend.
Von 1518 an, seit welchem Jahre Coreggio in Parma sesshaft war, entstand jene Reihe von Meisterwerken, deren vorzüglichste nach Dresden und Berlin gerathen sind. (Von der Dresdner Magdalenae eine schöne alte Copie bei Camuccini in Rom.) Doch besitzt auch Italien noch mehrere von höchster Bedeutung.
Im Museum von Neapel: das kleine Bildchen der Vermählungf der heil. Catharina, leicht und kühn gemalt; dass das Kind ob der befremdlichen Ceremonie fragend die Mutter ansieht, ist ganz ein Zug in der Art Coreggio's, der die Kinder nicht anders als naiv kennen wollte. (Der Christus auf dem Regenbogen, vatican. Gal., kann dochg nur als caracceskes Bild gelten.)
Frühere Staffeleibilder.
Ein frühes Bild ist die Ruhe auf der Flucht, in der Tribunaa der Uffizien, mit S. Bernhard; die Vorstufe der unten zu nennenden Madonna della Scodella. Hier zum erstenmal wird die Scene zum lieblichen Genrebild, was sie bei den Realisten des XV. Jahrh. trotz aller Züge aus der Wirklichkeit noch nicht ist. Einige Befangenheit zeigt sich in dem gleichgültigen Kopf der Mutter und in der Un- schlüssigkeit des Kindes, die von Joseph gepflückten Datteln anzu- nehmen. Die Farbe ist noch ungleich, theilweise merkwürdig vol- lendet.
Ebenda, vielleicht ebenfalls noch früh: Madonna im Freien vorb dem auf Heu liegenden Kinde knieend — nicht mehr um es anzu- beten, sondern um ihm lachend mit den Händen etwas vorzumachen; wunderbar gemalt, das Kind auf die anmuthigste Weise verkürzt; die Mutter schon von derjenigen kleinlichen Hübschheit, welche ihr bei C. eigen bleibt. — (Der Kopf Johannis d. T. auf einer Schüssel, ebenda, ist keiner von den grossartig duldenden, nicht der enthauptete Pro- phet, sondern ein schon bei Lebzeiten kränklicher Frömmler — üb- rigens zweifelhaft. So auch der über die nackte Schulter sehende ju- gendliche Kopf derselben Sammlung, vielleicht Copie aus der Schule der Caracci. — Im Pal. Pitti ein unbedeutendes Kindesköpfchen.)c
Entschieden sehr früh die grosse Kreuztragung in der Galeried von Parma; schon mit unbedingtem Streben nach Affect (bis zur Bru- talität) und mit Nichtachtung der Linien zu Gunsten der Formen componirt; der Ausdruck der beiden Hauptgestalten wahr und er- greifend.
Von 1518 an, seit welchem Jahre Coreggio in Parma sesshaft war, entstand jene Reihe von Meisterwerken, deren vorzüglichste nach Dresden und Berlin gerathen sind. (Von der Dresdner Magdalenae eine schöne alte Copie bei Camuccini in Rom.) Doch besitzt auch Italien noch mehrere von höchster Bedeutung.
Im Museum von Neapel: das kleine Bildchen der Vermählungf der heil. Catharina, leicht und kühn gemalt; dass das Kind ob der befremdlichen Ceremonie fragend die Mutter ansieht, ist ganz ein Zug in der Art Coreggio’s, der die Kinder nicht anders als naiv kennen wollte. (Der Christus auf dem Regenbogen, vatican. Gal., kann dochg nur als caracceskes Bild gelten.)
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Frühere Staffeleibilder.
Ein frühes Bild ist die Ruhe auf der Flucht, in der Tribuna
der Uffizien, mit S. Bernhard; die Vorstufe der unten zu nennenden
Madonna della Scodella. Hier zum erstenmal wird die Scene zum
lieblichen Genrebild, was sie bei den Realisten des XV. Jahrh. trotz
aller Züge aus der Wirklichkeit noch nicht ist. Einige Befangenheit
zeigt sich in dem gleichgültigen Kopf der Mutter und in der Un-
schlüssigkeit des Kindes, die von Joseph gepflückten Datteln anzu-
nehmen. Die Farbe ist noch ungleich, theilweise merkwürdig vol-
lendet.
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Ebenda, vielleicht ebenfalls noch früh: Madonna im Freien vor
dem auf Heu liegenden Kinde knieend — nicht mehr um es anzu-
beten, sondern um ihm lachend mit den Händen etwas vorzumachen;
wunderbar gemalt, das Kind auf die anmuthigste Weise verkürzt; die
Mutter schon von derjenigen kleinlichen Hübschheit, welche ihr bei
C. eigen bleibt. — (Der Kopf Johannis d. T. auf einer Schüssel, ebenda,
ist keiner von den grossartig duldenden, nicht der enthauptete Pro-
phet, sondern ein schon bei Lebzeiten kränklicher Frömmler — üb-
rigens zweifelhaft. So auch der über die nackte Schulter sehende ju-
gendliche Kopf derselben Sammlung, vielleicht Copie aus der Schule
der Caracci. — Im Pal. Pitti ein unbedeutendes Kindesköpfchen.)
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Entschieden sehr früh die grosse Kreuztragung in der Galerie
von Parma; schon mit unbedingtem Streben nach Affect (bis zur Bru-
talität) und mit Nichtachtung der Linien zu Gunsten der Formen
componirt; der Ausdruck der beiden Hauptgestalten wahr und er-
greifend.
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Von 1518 an, seit welchem Jahre Coreggio in Parma sesshaft
war, entstand jene Reihe von Meisterwerken, deren vorzüglichste nach
Dresden und Berlin gerathen sind. (Von der Dresdner Magdalena
eine schöne alte Copie bei Camuccini in Rom.) Doch besitzt auch
Italien noch mehrere von höchster Bedeutung.
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Im Museum von Neapel: das kleine Bildchen der Vermählung
der heil. Catharina, leicht und kühn gemalt; dass das Kind ob
der befremdlichen Ceremonie fragend die Mutter ansieht, ist ganz ein
Zug in der Art Coreggio’s, der die Kinder nicht anders als naiv kennen
wollte. (Der Christus auf dem Regenbogen, vatican. Gal., kann doch
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 953. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/975>, abgerufen am 05.12.2024.
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