Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.3. Abschnitt.Poeten in zahllosen Elegien, Oden, Epigrammen, Sermo- 1) Das Beste in den Deliciae poetarum italorum und in den Bei- lagen zu den verschiedenen Ausgaben von Roscoe, Leo X. 2) Paul. Jov. Elogia, bei Anlaß des Guido Posthumus. 3) Pierio Valeriano in seiner "Simia". 4) S. die Elegie des Joh. Aurelius Mutius, in den Deliciae poet. ital. 5) Die bekannte Geschichte von der purpursammtnen Börse mit Gold-
päckchen verschiedener Größe, in welche Leo blindlings hineingreift, bei Giraldi, Hecatommithi VI, Nov. 8. Dafür wurden Leo's lateinische Tafelimprovisatoren, wenn sie gar zu hinkende Verse mach- ten, mit Peitschen geschlagen. Lil. Greg. Gyraldus, de poetis nostri temp. 3. Abſchnitt.Poeten in zahlloſen Elegien, Oden, Epigrammen, Sermo- 1) Das Beſte in den Deliciæ poetarum italorum und in den Bei- lagen zu den verſchiedenen Ausgaben von Roscoe, Leo X. 2) Paul. Jov. Elogia, bei Anlaß des Guido Poſthumus. 3) Pierio Valeriano in ſeiner „Simia“. 4) S. die Elegie des Joh. Aurelius Mutius, in den Deliciæ poet. ital. 5) Die bekannte Geſchichte von der purpurſammtnen Börſe mit Gold-
päckchen verſchiedener Größe, in welche Leo blindlings hineingreift, bei Giraldi, Hecatommithi VI, Nov. 8. Dafür wurden Leo's lateiniſche Tafelimproviſatoren, wenn ſie gar zu hinkende Verſe mach- ten, mit Peitſchen geſchlagen. Lil. Greg. Gyraldus, de poetis nostri temp. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0228" n="218"/><note place="left"><hi rendition="#b"><hi rendition="#u">3. Abſchnitt.</hi></hi></note>Poeten in zahlloſen Elegien, Oden, Epigrammen, Sermo-<lb/> nen jenen fröhlichen, glänzenden Geiſt der leoniſchen Zeit,<lb/> welchen die Biographie des Jovius athmet, auf bildliche<lb/> Weiſe darſtellten <note place="foot" n="1)">Das Beſte in den <hi rendition="#aq">Deliciæ poetarum italorum</hi> und in den Bei-<lb/> lagen zu den verſchiedenen Ausgaben von Roscoe, Leo <hi rendition="#aq">X.</hi></note>. Vielleicht iſt in der ganzen abend-<lb/> ländiſchen Geſchichte kein Fürſt, welchen man im Verhältniß<lb/> zu den wenigen darſtellbaren Ereigniſſen ſeines Lebens ſo<lb/> vielſeitig verherrlicht hätte. Zugang zu ihm hatten die<lb/> Dichter hauptſächlich um Mittag, wann die Saitenvirtuoſen<lb/> aufgehört hatten <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">Paul. Jov. Elogia,</hi> bei Anlaß des Guido Poſthumus.</note>; aber einer der Beſten aus der ganzen<lb/> Schaar <note place="foot" n="3)">Pierio Valeriano in ſeiner <hi rendition="#aq">„Simia“</hi>.</note> giebt zu verſtehen, daß ſie ihm auch ſonſt auf<lb/> Schritt und Tritt in den Gärten wie in den innerſten Ge-<lb/> mächern des Palaſtes beizukommen ſuchten, und wer ihn<lb/> da nicht erreichte verſuchte es mit einem Bettelbrief in Form<lb/> einer Elegie, worin der ganze Olymp vorkam<note place="foot" n="4)">S. die Elegie des Joh. Aurelius Mutius, in den <hi rendition="#aq">Deliciæ poet. ital.</hi></note>. Denn<lb/> Leo, der kein Geld beiſammen ſehen konnte und lauter<lb/> heitere Mienen zu erblicken wünſchte, ſchenkte auf eine<lb/> Weiſe, deren Andenken ſich in den folgenden knappen Zeiten<lb/> raſch zum Mythus verklärte <note place="foot" n="5)">Die bekannte Geſchichte von der purpurſammtnen Börſe mit Gold-<lb/> päckchen verſchiedener Größe, in welche Leo blindlings hineingreift,<lb/> bei <hi rendition="#aq">Giraldi, Hecatommithi VI, Nov. 8</hi>. Dafür wurden Leo's<lb/> lateiniſche Tafelimproviſatoren, wenn ſie gar zu hinkende Verſe mach-<lb/> ten, mit Peitſchen geſchlagen. <hi rendition="#aq">Lil. Greg. Gyraldus, de poetis<lb/> nostri temp.</hi></note>. Von ſeiner Reorganiſation<lb/> der Sapienza iſt bereits (S. 207) die Rede geweſen. Um<lb/><note place="left">Leo's wahre<lb/> Bedeutung.</note>Leo's Einfluß auf den Humanismus nicht zu gering zu<lb/> taxiren, muß man den Blick frei halten von den vielen<lb/> Spielereien, die dabei mit unterliefen; man darf ſich nicht irre<lb/> machen laſſen durch die bedenklich ſcheinende Ironie (S. 158),<lb/> womit er ſelbſt dieſe Dinge bisweilen behandelt; das Urtheil<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [218/0228]
Poeten in zahlloſen Elegien, Oden, Epigrammen, Sermo-
nen jenen fröhlichen, glänzenden Geiſt der leoniſchen Zeit,
welchen die Biographie des Jovius athmet, auf bildliche
Weiſe darſtellten 1). Vielleicht iſt in der ganzen abend-
ländiſchen Geſchichte kein Fürſt, welchen man im Verhältniß
zu den wenigen darſtellbaren Ereigniſſen ſeines Lebens ſo
vielſeitig verherrlicht hätte. Zugang zu ihm hatten die
Dichter hauptſächlich um Mittag, wann die Saitenvirtuoſen
aufgehört hatten 2); aber einer der Beſten aus der ganzen
Schaar 3) giebt zu verſtehen, daß ſie ihm auch ſonſt auf
Schritt und Tritt in den Gärten wie in den innerſten Ge-
mächern des Palaſtes beizukommen ſuchten, und wer ihn
da nicht erreichte verſuchte es mit einem Bettelbrief in Form
einer Elegie, worin der ganze Olymp vorkam 4). Denn
Leo, der kein Geld beiſammen ſehen konnte und lauter
heitere Mienen zu erblicken wünſchte, ſchenkte auf eine
Weiſe, deren Andenken ſich in den folgenden knappen Zeiten
raſch zum Mythus verklärte 5). Von ſeiner Reorganiſation
der Sapienza iſt bereits (S. 207) die Rede geweſen. Um
Leo's Einfluß auf den Humanismus nicht zu gering zu
taxiren, muß man den Blick frei halten von den vielen
Spielereien, die dabei mit unterliefen; man darf ſich nicht irre
machen laſſen durch die bedenklich ſcheinende Ironie (S. 158),
womit er ſelbſt dieſe Dinge bisweilen behandelt; das Urtheil
3. Abſchnitt.
Leo's wahre
Bedeutung.
1) Das Beſte in den Deliciæ poetarum italorum und in den Bei-
lagen zu den verſchiedenen Ausgaben von Roscoe, Leo X.
2) Paul. Jov. Elogia, bei Anlaß des Guido Poſthumus.
3) Pierio Valeriano in ſeiner „Simia“.
4) S. die Elegie des Joh. Aurelius Mutius, in den Deliciæ poet. ital.
5) Die bekannte Geſchichte von der purpurſammtnen Börſe mit Gold-
päckchen verſchiedener Größe, in welche Leo blindlings hineingreift,
bei Giraldi, Hecatommithi VI, Nov. 8. Dafür wurden Leo's
lateiniſche Tafelimproviſatoren, wenn ſie gar zu hinkende Verſe mach-
ten, mit Peitſchen geſchlagen. Lil. Greg. Gyraldus, de poetis
nostri temp.
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