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Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.

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3. Abschnitt.natürlich ihn und besingen seine Liebschaft mit der schönen
Isotta, zu deren Ehren eigentlich der berühmte Umbau von
San Francesco in Rimini erfolgte, als ihr Grabdenkmal,
Divae Jsottae Sacrum. Und wenn die Philologen sterben,
so kommen sie in (oder unter) die Sarcophage zu liegen,
womit die Nischen der beiden Außenwände dieser nämlichen
Kirche geschmückt sind; eine Inschrift besagt dann, der be-
treffende sei hier beigesetzt worden zur Zeit da Sigismundus,
Pandulfus' Sohn, herrschte. Man würde es heute einem
Scheusal, wie dieser Fürst war, schwerlich glauben, daß
Bildung und gelehrter Umgang ihm ein Bedürfniß seien,
und doch sagt der, welcher ihn excommunicirte, in effigie
verbrannte und bekriegte, nämlich Papst Pius II.: "Sigis-
"mondo kannte die Historien und besaß eine große Kunde
"der Philosophie; zu Allem was er ergriff, schien er ge-
"boren" 1).


Reproduction
d. Alterthums.
Zu zweien Zwecken aber glaubten Republiken wie
Fürsten und Päpste des Humanisten durchaus nicht ent-
behren zu können: zur Abfassung der Briefe und zur öffent-
lichen, feierlichen Rede.

Epistolo-
graphie.
Der Secretär muß nicht nur von Styleswegen ein
guter Lateiner sein, sondern umgekehrt: nur einem Huma-
nisten traut man die Bildung und Begabung zu, welche
für einen Secretär nöthig ist. Und so haben die größten
Männer der Wissenschaft im XV. Jahrhundert meist einen
beträchtlichen Theil ihres Lebens hindurch dem Staat auf
diese Weise gedient. Man sah dabei nicht auf Heimath
und Herkunft; von den vier großen florentinischen Secretären,

1) Pii II. Comment. L. II, p. 92. Historiae ist hier der Inbegriff
des ganzen Alterthums.

3. Abſchnitt.natürlich ihn und beſingen ſeine Liebſchaft mit der ſchönen
Iſotta, zu deren Ehren eigentlich der berühmte Umbau von
San Francesco in Rimini erfolgte, als ihr Grabdenkmal,
Divæ Jsottæ Sacrum. Und wenn die Philologen ſterben,
ſo kommen ſie in (oder unter) die Sarcophage zu liegen,
womit die Niſchen der beiden Außenwände dieſer nämlichen
Kirche geſchmückt ſind; eine Inſchrift beſagt dann, der be-
treffende ſei hier beigeſetzt worden zur Zeit da Sigismundus,
Pandulfus' Sohn, herrſchte. Man würde es heute einem
Scheuſal, wie dieſer Fürſt war, ſchwerlich glauben, daß
Bildung und gelehrter Umgang ihm ein Bedürfniß ſeien,
und doch ſagt der, welcher ihn excommunicirte, in effigie
verbrannte und bekriegte, nämlich Papſt Pius II.: „Sigis-
„mondo kannte die Hiſtorien und beſaß eine große Kunde
„der Philoſophie; zu Allem was er ergriff, ſchien er ge-
„boren“ 1).


Reproduction
d. Alterthums.
Zu zweien Zwecken aber glaubten Republiken wie
Fürſten und Päpſte des Humaniſten durchaus nicht ent-
behren zu können: zur Abfaſſung der Briefe und zur öffent-
lichen, feierlichen Rede.

Epiſtolo-
graphie.
Der Secretär muß nicht nur von Styleswegen ein
guter Lateiner ſein, ſondern umgekehrt: nur einem Huma-
niſten traut man die Bildung und Begabung zu, welche
für einen Secretär nöthig iſt. Und ſo haben die größten
Männer der Wiſſenſchaft im XV. Jahrhundert meiſt einen
beträchtlichen Theil ihres Lebens hindurch dem Staat auf
dieſe Weiſe gedient. Man ſah dabei nicht auf Heimath
und Herkunft; von den vier großen florentiniſchen Secretären,

1) Pii II. Comment. L. II, p. 92. Historiæ iſt hier der Inbegriff
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[224/0234] natürlich ihn und beſingen ſeine Liebſchaft mit der ſchönen Iſotta, zu deren Ehren eigentlich der berühmte Umbau von San Francesco in Rimini erfolgte, als ihr Grabdenkmal, Divæ Jsottæ Sacrum. Und wenn die Philologen ſterben, ſo kommen ſie in (oder unter) die Sarcophage zu liegen, womit die Niſchen der beiden Außenwände dieſer nämlichen Kirche geſchmückt ſind; eine Inſchrift beſagt dann, der be- treffende ſei hier beigeſetzt worden zur Zeit da Sigismundus, Pandulfus' Sohn, herrſchte. Man würde es heute einem Scheuſal, wie dieſer Fürſt war, ſchwerlich glauben, daß Bildung und gelehrter Umgang ihm ein Bedürfniß ſeien, und doch ſagt der, welcher ihn excommunicirte, in effigie verbrannte und bekriegte, nämlich Papſt Pius II.: „Sigis- „mondo kannte die Hiſtorien und beſaß eine große Kunde „der Philoſophie; zu Allem was er ergriff, ſchien er ge- „boren“ 1). 3. Abſchnitt. Zu zweien Zwecken aber glaubten Republiken wie Fürſten und Päpſte des Humaniſten durchaus nicht ent- behren zu können: zur Abfaſſung der Briefe und zur öffent- lichen, feierlichen Rede. Reproduction d. Alterthums. Der Secretär muß nicht nur von Styleswegen ein guter Lateiner ſein, ſondern umgekehrt: nur einem Huma- niſten traut man die Bildung und Begabung zu, welche für einen Secretär nöthig iſt. Und ſo haben die größten Männer der Wiſſenſchaft im XV. Jahrhundert meiſt einen beträchtlichen Theil ihres Lebens hindurch dem Staat auf dieſe Weiſe gedient. Man ſah dabei nicht auf Heimath und Herkunft; von den vier großen florentiniſchen Secretären, Epiſtolo- graphie. 1) Pii II. Comment. L. II, p. 92. Historiæ iſt hier der Inbegriff des ganzen Alterthums.

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_renaissance_1860/234>, abgerufen am 27.11.2024.