Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.3. Abschnitt.mußten sie hier in Nachtheil gerathen. Daß es aber ein Ihr Lebens- 1) Solche kommen mehrere vor, doch muß ich einen eigentlichen Beweis des hier Gesagten schuldig bleiben. Das Wunderkind Giulio Cam- pagnola gehört nicht zu den aus Ehrgeiz emporgetriebenen. Vgl. Scardeonius, de urb. Patav. antiq., bei Graev. thesaur. VI, III, Col. 276. -- Das Wunderkind Cecchino Bracci, st. 1544 im 15. Jahr, vgl. Trucchi, poesie ital. inedite III, p. 229. -- Wie der Vater des Cardano ihm wollte memoriam artificialem instillare und ihn schon als Kind in der arabischen Astrologie unter- wies, vgl. Cardanus, de propria vita, cap. 34. 2) Ausdruck des Filippo Villani, vite p. 5. bei einem solchen
Anlaß. 3. Abſchnitt.mußten ſie hier in Nachtheil gerathen. Daß es aber ein Ihr Lebens- 1) Solche kommen mehrere vor, doch muß ich einen eigentlichen Beweis des hier Geſagten ſchuldig bleiben. Das Wunderkind Giulio Cam- pagnola gehört nicht zu den aus Ehrgeiz emporgetriebenen. Vgl. Scardeonius, de urb. Patav. antiq., bei Græv. thesaur. VI, III, Col. 276. — Das Wunderkind Cecchino Bracci, ſt. 1544 im 15. Jahr, vgl. Trucchi, poesie ital. inedite III, p. 229. — Wie der Vater des Cardano ihm wollte memoriam artificialem instillare und ihn ſchon als Kind in der arabiſchen Aſtrologie unter- wies, vgl. Cardanus, de propria vita, cap. 34. 2) Ausdruck des Filippo Villani, vite p. 5. bei einem ſolchen
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mußten ſie hier in Nachtheil gerathen. Daß es aber ein
Jahrhundert gab, welches mit voller Einſeitigkeit die alte
Welt und deren Hervorbringungen vergötterte, das war
nicht mehr Schuld Einzelner ſondern höhere geſchichtliche
Fügung. Alle Bildung der ſeitherigen und künftigen Zeiten
beruht darauf daß dieß geſchehen iſt, und daß es damals
ſo ganz einſeitig und mit Zurückſetzung aller andern Lebens-
zwecke geſchehen iſt.
3. Abſchnitt.
Der Lebenslauf der Humaniſten war in der Regel
ein ſolcher, daß nur die ſtärkſten ſittlichen Naturen ihn
durchmachen konnten ohne Schaden zu nehmen. Die erſte
Gefahr kam bisweilen wohl von den Eltern her, welche den
oft außerordentlich früh entwickelten Knaben zum Wunder-
kind 1) ausbildeten, im Hinblick auf eine künftige Stellung
in jenem Stande, der damals Alles galt. Wunderkinder
aber bleiben insgemein auf einer gewiſſen Stufe ſtehen,
oder ſie müſſen ſich die weitere Entwicklung und Geltung
unter den allerbitterſten Prüfungen erkämpfen. Auch für
den aufſtrebenden Jüngling war der Ruhm und das
glänzende Auftreten des Humaniſten eine gefährliche Lockung;
es kam ihm vor, auch er könne „wegen angeborenen Hoch-
„ſinns die gemeinen und niedrigen Dinge nicht mehr beach-
„ten“ 2). Und ſo ſtürzte man ſich in ein wechſelvolles,
aufreibendes Leben hinein, in welchem angeſtrengte Studien,
Ihr Lebens-
lauf.
1) Solche kommen mehrere vor, doch muß ich einen eigentlichen Beweis
des hier Geſagten ſchuldig bleiben. Das Wunderkind Giulio Cam-
pagnola gehört nicht zu den aus Ehrgeiz emporgetriebenen. Vgl.
Scardeonius, de urb. Patav. antiq., bei Græv. thesaur. VI,
III, Col. 276. — Das Wunderkind Cecchino Bracci, ſt. 1544 im
15. Jahr, vgl. Trucchi, poesie ital. inedite III, p. 229. —
Wie der Vater des Cardano ihm wollte memoriam artificialem
instillare und ihn ſchon als Kind in der arabiſchen Aſtrologie unter-
wies, vgl. Cardanus, de propria vita, cap. 34.
2) Ausdruck des Filippo Villani, vite p. 5. bei einem ſolchen
Anlaß.
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