Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.mitten in den Aufführungen geschriebener Comödien sich4. Abschnitt. 1) Dieß meint wohl Sansovino, Venezia fol. 168, wenn er klagt, die recitanti verdürben die Comödien "con invenzioni o per- sonaggi troppo ridicoli". 2) Sansovino, a. a. O. 3) Scardeonius, de urb. Patav. antiq. bei Graevius, Thes. VI, III, Col. 288, s. Eine wichtige Stelle auch für die Dialectliteratur überhaupt. 4) Daß Letzterer mindestens im XV. Jahrh. schon vorhanden ist, läßt
sich aus dem Diario Ferrarese schließen, indem dieses aus den in Ferrara 1501 aufgeführten Menächmen des Plautus mißverständlich einen Menechino macht. Diar. Ferr. bei Murat. XXIV, Col. 393. mitten in den Aufführungen geſchriebener Comödien ſich4. Abſchnitt. 1) Dieß meint wohl Sanſovino, Venezia fol. 168, wenn er klagt, die recitanti verdürben die Comödien „con invenzioni o per- sonaggi troppo ridicoli“. 2) Sanſovino, a. a. O. 3) Scardeonius, de urb. Patav. antiq. bei Grævius, Thes. VI, III, Col. 288, s. Eine wichtige Stelle auch für die Dialectliteratur überhaupt. 4) Daß Letzterer mindeſtens im XV. Jahrh. ſchon vorhanden iſt, läßt
ſich aus dem Diario Ferrareſe ſchließen, indem dieſes aus den in Ferrara 1501 aufgeführten Menächmen des Plautus mißverſtändlich einen Menechino macht. Diar. Ferr. bei Murat. XXIV, Col. 393. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0329" n="319"/> mitten in den Aufführungen geſchriebener Comödien ſich<note place="right"><hi rendition="#b"><hi rendition="#u">4. Abſchnitt.</hi></hi></note><lb/> der eigenen Improviſation überließ <note place="foot" n="1)">Dieß meint wohl Sanſovino, <hi rendition="#aq">Venezia fol. 168,</hi> wenn er klagt,<lb/> die <hi rendition="#aq">recitanti</hi> verdürben die Comödien <hi rendition="#aq">„con invenzioni o per-<lb/> sonaggi troppo ridicoli“.</hi></note>, ſo daß eine förmliche<lb/> Miſchgattung ſich hie und da geltend machen konnte. In<lb/> dieſer Weiſe mögen die Comödien gehalten geweſen ſein,<lb/> welche in Venedig Burchiello und dann die Geſellſchaft<lb/> des Armonio, Val. Zuccato, Lod. Dolce ꝛc. aufführte <note place="foot" n="2)">Sanſovino, a. a. O.</note>;<lb/> von Burchiello erfährt man bereits, daß er die Komik durch<lb/> einen mit Griechiſch und Slavoniſch verſetzten venezianiſchen<lb/> Dialect zu ſteigern wußte. Eine faſt oder ganz vollſtändige<lb/> Commedia dell 'Arte war dann die des Angelo Beolco, ge-<lb/> nannt il Ruzzante (1502—1542), deſſen ſtehende Masken<lb/> paduaniſche Bauern (Menato, Vezzo, Billora u. A.) ſind;<lb/> ihren Dialect pflegte er zu ſtudiren wenn er auf der Villa<lb/> ſeines Gönners Luigi Cornaro zu Codevico den Sommer<lb/> zubrachte <note place="foot" n="3)"><hi rendition="#aq">Scardeonius, de urb. Patav. antiq.</hi> bei <hi rendition="#aq">Grævius, Thes. VI,<lb/> III, Col. 288, s.</hi> Eine wichtige Stelle auch für die Dialectliteratur<lb/> überhaupt.</note>. Allmälig tauchen dann all die berühmten<lb/> Localmasken auf, an deren Ueberreſte Italien ſich noch heute<lb/> ergötzt: Pantalone, der Dottore, Brighella, Pulcinella,<lb/> Arlecchino u. ſ. w. Sie ſind gewiß großentheils ſehr viel<lb/> älter, ja möglicherweiſe im Zuſammenhang mit den Masken<lb/> altrömiſcher Farſen, allein erſt das <hi rendition="#aq">XVI.</hi> Jahrhundert<lb/> vereinigte mehrere von ihnen in Einem Stücke. Gegen-<lb/> wärtig geſchieht dieß nicht mehr leicht, aber jede große<lb/> Stadt hält wenigſtens ihre Localmaske feſt: Neapel ſeinen<lb/> Pulcinella, Florenz den Stenterello, Mailand den bisweilen<lb/> herrlichen Meneking <note place="foot" n="4)">Daß Letzterer mindeſtens im <hi rendition="#aq">XV.</hi> Jahrh. ſchon vorhanden iſt, läßt<lb/> ſich aus dem Diario Ferrareſe ſchließen, indem dieſes aus den in<lb/> Ferrara 1501 aufgeführten Menächmen des Plautus mißverſtändlich<lb/> einen Menechino macht. <hi rendition="#aq">Diar. Ferr.</hi> bei <hi rendition="#aq">Murat. XXIV, Col. 393.</hi></note>.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [319/0329]
mitten in den Aufführungen geſchriebener Comödien ſich
der eigenen Improviſation überließ 1), ſo daß eine förmliche
Miſchgattung ſich hie und da geltend machen konnte. In
dieſer Weiſe mögen die Comödien gehalten geweſen ſein,
welche in Venedig Burchiello und dann die Geſellſchaft
des Armonio, Val. Zuccato, Lod. Dolce ꝛc. aufführte 2);
von Burchiello erfährt man bereits, daß er die Komik durch
einen mit Griechiſch und Slavoniſch verſetzten venezianiſchen
Dialect zu ſteigern wußte. Eine faſt oder ganz vollſtändige
Commedia dell 'Arte war dann die des Angelo Beolco, ge-
nannt il Ruzzante (1502—1542), deſſen ſtehende Masken
paduaniſche Bauern (Menato, Vezzo, Billora u. A.) ſind;
ihren Dialect pflegte er zu ſtudiren wenn er auf der Villa
ſeines Gönners Luigi Cornaro zu Codevico den Sommer
zubrachte 3). Allmälig tauchen dann all die berühmten
Localmasken auf, an deren Ueberreſte Italien ſich noch heute
ergötzt: Pantalone, der Dottore, Brighella, Pulcinella,
Arlecchino u. ſ. w. Sie ſind gewiß großentheils ſehr viel
älter, ja möglicherweiſe im Zuſammenhang mit den Masken
altrömiſcher Farſen, allein erſt das XVI. Jahrhundert
vereinigte mehrere von ihnen in Einem Stücke. Gegen-
wärtig geſchieht dieß nicht mehr leicht, aber jede große
Stadt hält wenigſtens ihre Localmaske feſt: Neapel ſeinen
Pulcinella, Florenz den Stenterello, Mailand den bisweilen
herrlichen Meneking 4).
4. Abſchnitt.
1) Dieß meint wohl Sanſovino, Venezia fol. 168, wenn er klagt,
die recitanti verdürben die Comödien „con invenzioni o per-
sonaggi troppo ridicoli“.
2) Sanſovino, a. a. O.
3) Scardeonius, de urb. Patav. antiq. bei Grævius, Thes. VI,
III, Col. 288, s. Eine wichtige Stelle auch für die Dialectliteratur
überhaupt.
4) Daß Letzterer mindeſtens im XV. Jahrh. ſchon vorhanden iſt, läßt
ſich aus dem Diario Ferrareſe ſchließen, indem dieſes aus den in
Ferrara 1501 aufgeführten Menächmen des Plautus mißverſtändlich
einen Menechino macht. Diar. Ferr. bei Murat. XXIV, Col. 393.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |