Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.Menschen bemalt und geputzt wurden 1), den Mißbrauch im5. Abschnitt. Das Parfumiren ging ebenfalls über alles MaaßWohlgerüche. Sodann waren die Italiener damals überzeugt, daßReinlichkeit. 1) Cennino Cennini, trattato della pittura giebt cap. 161 ein Re- cept des Bemalens von Gesichtern, offenbar für Mysterien oder Maskeraden, denn cap. 162 warnt er ernstlich vor Schminken und Schönheitswassern im Allgemeinen. 2) Vgl. La Nencia di Barberino, Str. 20 und 40. Der Geliebte verspricht ihr Schminke und Bleiweiß aus der Stadt in einer Düte mitzubringen. Vgl. oben S. 352. 3) Agn. Pandolfini, trattato del governo della famiglia, p. 118. 4) Tristan. Caracciolo, bei Murat. XXII, Col. 87. -- Bandello, Parte II, Nov. 47. 5) Capitolo I. an Cosimo: Quei cento scudi nuovi e profumati che l'altro di mi mandaste a donare. Gegenstände aus jener Zeit riechen noch jetzt bisweilen. Cultur der Renaissance. 24
Menſchen bemalt und geputzt wurden 1), den Mißbrauch im5. Abſchnitt. Das Parfumiren ging ebenfalls über alles MaaßWohlgerüche. Sodann waren die Italiener damals überzeugt, daßReinlichkeit. 1) Cennino Cennini, trattato della pittura giebt cap. 161 ein Re- cept des Bemalens von Geſichtern, offenbar für Myſterien oder Maskeraden, denn cap. 162 warnt er ernſtlich vor Schminken und Schönheitswaſſern im Allgemeinen. 2) Vgl. La Nencia di Barberino, Str. 20 und 40. Der Geliebte verſpricht ihr Schminke und Bleiweiß aus der Stadt in einer Düte mitzubringen. Vgl. oben S. 352. 3) Agn. Pandolfini, trattato del governo della famiglia, p. 118. 4) Tristan. Caracciolo, bei Murat. XXII, Col. 87. — Bandello, Parte II, Nov. 47. 5) Capitolo I. an Coſimo: Quei cento scudi nuovi e profumati che l'altro di mi mandaste a donare. Gegenſtände aus jener Zeit riechen noch jetzt bisweilen. Cultur der Renaiſſance. 24
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0379" n="369"/> Menſchen bemalt und geputzt wurden <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Cennino Cennini, trattato della pittura</hi> giebt <hi rendition="#aq">cap.</hi> 161 ein Re-<lb/> cept des Bemalens von Geſichtern, offenbar für Myſterien oder<lb/> Maskeraden, denn <hi rendition="#aq">cap.</hi> 162 warnt er ernſtlich vor Schminken und<lb/> Schönheitswaſſern im Allgemeinen.</note>, den Mißbrauch im<note place="right"><hi rendition="#b"><hi rendition="#u">5. Abſchnitt.</hi></hi></note><lb/> täglichen Leben fördern halfen; jedenfalls war er ein all-<lb/> gemeiner und die Landmädchen hielten dabei nach Kräften<lb/> mit <note place="foot" n="2)">Vgl. <hi rendition="#aq">La Nencia di Barberino, Str.</hi> 20 und 40. Der Geliebte<lb/> verſpricht ihr Schminke und Bleiweiß aus der Stadt in einer Düte<lb/> mitzubringen. Vgl. oben S. 352.</note>. Man konnte lange predigen, daß dergleichen ein<lb/> Abzeichen von Buhlerinnen ſei; gerade die ehrbarſten Haus-<lb/> frauen, die ſonſt das ganze Jahr keine Schminke anrührten,<lb/> ſchminkten ſich doch an Feſttagen, wo ſie ſich öffentlich zeig-<lb/> ten <note place="foot" n="3)"><hi rendition="#aq">Agn. Pandolfini, trattato del governo della famiglia, p. 118.</hi></note>. — Möge man nun dieſe ganze Unſitte betrachten<lb/> als einen Zug von Barbarei, wofür ſich das Schminken<lb/> der Wilden als Parallele anführen läßt, oder als eine<lb/> Conſequenz des Verlangens nach normaler jugendlicher<lb/> Schönheit in Zügen und Farbe, wofür die große Sorgfalt<lb/> und Vielſeitigkeit dieſer Toilette ſpräche — jedenfalls haben<lb/> es die Männer an Abmahnungen nicht fehlen laſſen.</p><lb/> <p>Das Parfumiren ging ebenfalls über alles Maaß<note place="right">Wohlgerüche.</note><lb/> hinaus und erſtreckte ſich auf die ganze Umgebung des<lb/> Menſchen. Bei Feſtlichkeiten wurden ſogar Maulthiere mit<lb/> Salben und Wohlgerüchen behandelt <note place="foot" n="4)"><hi rendition="#aq">Tristan. Caracciolo,</hi> bei <hi rendition="#aq">Murat. XXII, Col. 87. — Bandello,<lb/> Parte II, Nov. 47.</hi></note>, und Pietro Aretino<lb/> dankt dem Coſimo <hi rendition="#aq">I.</hi> für eine parfumirte Geldſendung <note place="foot" n="5)">Capitolo <hi rendition="#aq">I.</hi> an Coſimo: <hi rendition="#aq">Quei cento scudi nuovi e profumati<lb/> che l'altro di mi mandaste a donare.</hi> Gegenſtände aus jener<lb/> Zeit riechen noch jetzt bisweilen.</note>.</p><lb/> <p>Sodann waren die Italiener damals überzeugt, daß<note place="right">Reinlichkeit.</note><lb/> ſie reinlicher ſeien als die Nordländer. Aus allgemeinen<lb/> culturgeſchichtlichen Gründen kann man dieſen Anſpruch<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Cultur der Renaiſſance. 24</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [369/0379]
Menſchen bemalt und geputzt wurden 1), den Mißbrauch im
täglichen Leben fördern halfen; jedenfalls war er ein all-
gemeiner und die Landmädchen hielten dabei nach Kräften
mit 2). Man konnte lange predigen, daß dergleichen ein
Abzeichen von Buhlerinnen ſei; gerade die ehrbarſten Haus-
frauen, die ſonſt das ganze Jahr keine Schminke anrührten,
ſchminkten ſich doch an Feſttagen, wo ſie ſich öffentlich zeig-
ten 3). — Möge man nun dieſe ganze Unſitte betrachten
als einen Zug von Barbarei, wofür ſich das Schminken
der Wilden als Parallele anführen läßt, oder als eine
Conſequenz des Verlangens nach normaler jugendlicher
Schönheit in Zügen und Farbe, wofür die große Sorgfalt
und Vielſeitigkeit dieſer Toilette ſpräche — jedenfalls haben
es die Männer an Abmahnungen nicht fehlen laſſen.
5. Abſchnitt.
Das Parfumiren ging ebenfalls über alles Maaß
hinaus und erſtreckte ſich auf die ganze Umgebung des
Menſchen. Bei Feſtlichkeiten wurden ſogar Maulthiere mit
Salben und Wohlgerüchen behandelt 4), und Pietro Aretino
dankt dem Coſimo I. für eine parfumirte Geldſendung 5).
Wohlgerüche.
Sodann waren die Italiener damals überzeugt, daß
ſie reinlicher ſeien als die Nordländer. Aus allgemeinen
culturgeſchichtlichen Gründen kann man dieſen Anſpruch
Reinlichkeit.
1) Cennino Cennini, trattato della pittura giebt cap. 161 ein Re-
cept des Bemalens von Geſichtern, offenbar für Myſterien oder
Maskeraden, denn cap. 162 warnt er ernſtlich vor Schminken und
Schönheitswaſſern im Allgemeinen.
2) Vgl. La Nencia di Barberino, Str. 20 und 40. Der Geliebte
verſpricht ihr Schminke und Bleiweiß aus der Stadt in einer Düte
mitzubringen. Vgl. oben S. 352.
3) Agn. Pandolfini, trattato del governo della famiglia, p. 118.
4) Tristan. Caracciolo, bei Murat. XXII, Col. 87. — Bandello,
Parte II, Nov. 47.
5) Capitolo I. an Coſimo: Quei cento scudi nuovi e profumati
che l'altro di mi mandaste a donare. Gegenſtände aus jener
Zeit riechen noch jetzt bisweilen.
Cultur der Renaiſſance. 24
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |