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Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.

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mit solchen und da der Zweck unseres Buches eine syste-6. Abschnitt.
matische Darstellung des damaligen Geisterglaubens ohne-
hin nicht gestattet, so mag wenigstens der Bericht des Pa-
lingenius als Einzelbeispiel folgen 1).

Er hat bei einem frommen Einsiedler auf dem Soracte,Die Dämonen
auf der Straße
nach Rom.

zu S. Silvestro, sich über die Nichtigkeit des Irdischen
und die Werthlosigkeit des menschlichen Lebens belehren
lassen und dann mit einbrechender Nacht den Weg nach
Rom angetreten. Da gesellen sich auf der Straße bei
hellem Vollmond drei Männer zu ihm, deren Einer ihn
beim Namen nennt und ihn fragt, woher des Weges
er komme? Palingenio antwortet: von dem Weisen auf
jenem Berge. O du Thor, erwiedert Jener, glaubst
du wirklich, daß auf Erden Jemand weise sei? Nur höhere
Wesen (Divi) haben Weisheit, und dazu gehören wir drei
obwohl wir mit Menschengestalt angethan sind; ich heiße
Saracil, und diese hier Sathiel und Jana; unser Reich ist
zunächst beim Mond, wo überhaupt die große Schaar von
Mittelwesen haust, die über Erde und Meer herrschen.
Palingenio fragt nicht ohne inneres Beben, was sie in Rom
vor hätten? -- Die Antwort lautet: "einer unserer Genos-
sen, Ammon, wird durch magische Kraft von einem Jüng-
ling aus Narni, aus dem Gefolge des Cardinals Orsini,
in Knechtschaft gehalten; denn merkt euch's nur, Menschen,
es liegt beiläufig ein Beweis für eure eigene Unsterblichkeit
darin, daß ihr unser einen zwingen könnt; ich selbst habe
einmal, in Krystall eingeschlossen, einem Deutschen dienen
müssen, bis mich ein bärtiges Mönchlein befreite. Diesen
Dienst wollen wir nun in Rom unserm Genossen zu leisten
suchen und bei dem Anlaß ein paar vornehme Herrn diese
Nacht in den Orcus befördern." Bei diesen Worten des
Dämons erhebt sich ein Lüftchen, und Sathiel sagt: "Höret,
unser Remisses kommt schon von Rom zurück, dieß Wehen

1) Ibid. X, 770, s.

mit ſolchen und da der Zweck unſeres Buches eine ſyſte-6. Abſchnitt.
matiſche Darſtellung des damaligen Geiſterglaubens ohne-
hin nicht geſtattet, ſo mag wenigſtens der Bericht des Pa-
lingenius als Einzelbeiſpiel folgen 1).

Er hat bei einem frommen Einſiedler auf dem Soracte,Die Dämonen
auf der Straße
nach Rom.

zu S. Silveſtro, ſich über die Nichtigkeit des Irdiſchen
und die Werthloſigkeit des menſchlichen Lebens belehren
laſſen und dann mit einbrechender Nacht den Weg nach
Rom angetreten. Da geſellen ſich auf der Straße bei
hellem Vollmond drei Männer zu ihm, deren Einer ihn
beim Namen nennt und ihn fragt, woher des Weges
er komme? Palingenio antwortet: von dem Weiſen auf
jenem Berge. O du Thor, erwiedert Jener, glaubſt
du wirklich, daß auf Erden Jemand weiſe ſei? Nur höhere
Weſen (Divi) haben Weisheit, und dazu gehören wir drei
obwohl wir mit Menſchengeſtalt angethan ſind; ich heiße
Saracil, und dieſe hier Sathiel und Jana; unſer Reich iſt
zunächſt beim Mond, wo überhaupt die große Schaar von
Mittelweſen haust, die über Erde und Meer herrſchen.
Palingenio fragt nicht ohne inneres Beben, was ſie in Rom
vor hätten? — Die Antwort lautet: „einer unſerer Genoſ-
ſen, Ammon, wird durch magiſche Kraft von einem Jüng-
ling aus Narni, aus dem Gefolge des Cardinals Orſini,
in Knechtſchaft gehalten; denn merkt euch's nur, Menſchen,
es liegt beiläufig ein Beweis für eure eigene Unſterblichkeit
darin, daß ihr unſer einen zwingen könnt; ich ſelbſt habe
einmal, in Kryſtall eingeſchloſſen, einem Deutſchen dienen
müſſen, bis mich ein bärtiges Mönchlein befreite. Dieſen
Dienſt wollen wir nun in Rom unſerm Genoſſen zu leiſten
ſuchen und bei dem Anlaß ein paar vornehme Herrn dieſe
Nacht in den Orcus befördern.“ Bei dieſen Worten des
Dämons erhebt ſich ein Lüftchen, und Sathiel ſagt: „Höret,
unſer Remiſſes kommt ſchon von Rom zurück, dieß Wehen

1) Ibid. X, 770, s.
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[539/0549] mit ſolchen und da der Zweck unſeres Buches eine ſyſte- matiſche Darſtellung des damaligen Geiſterglaubens ohne- hin nicht geſtattet, ſo mag wenigſtens der Bericht des Pa- lingenius als Einzelbeiſpiel folgen 1). 6. Abſchnitt. Er hat bei einem frommen Einſiedler auf dem Soracte, zu S. Silveſtro, ſich über die Nichtigkeit des Irdiſchen und die Werthloſigkeit des menſchlichen Lebens belehren laſſen und dann mit einbrechender Nacht den Weg nach Rom angetreten. Da geſellen ſich auf der Straße bei hellem Vollmond drei Männer zu ihm, deren Einer ihn beim Namen nennt und ihn fragt, woher des Weges er komme? Palingenio antwortet: von dem Weiſen auf jenem Berge. O du Thor, erwiedert Jener, glaubſt du wirklich, daß auf Erden Jemand weiſe ſei? Nur höhere Weſen (Divi) haben Weisheit, und dazu gehören wir drei obwohl wir mit Menſchengeſtalt angethan ſind; ich heiße Saracil, und dieſe hier Sathiel und Jana; unſer Reich iſt zunächſt beim Mond, wo überhaupt die große Schaar von Mittelweſen haust, die über Erde und Meer herrſchen. Palingenio fragt nicht ohne inneres Beben, was ſie in Rom vor hätten? — Die Antwort lautet: „einer unſerer Genoſ- ſen, Ammon, wird durch magiſche Kraft von einem Jüng- ling aus Narni, aus dem Gefolge des Cardinals Orſini, in Knechtſchaft gehalten; denn merkt euch's nur, Menſchen, es liegt beiläufig ein Beweis für eure eigene Unſterblichkeit darin, daß ihr unſer einen zwingen könnt; ich ſelbſt habe einmal, in Kryſtall eingeſchloſſen, einem Deutſchen dienen müſſen, bis mich ein bärtiges Mönchlein befreite. Dieſen Dienſt wollen wir nun in Rom unſerm Genoſſen zu leiſten ſuchen und bei dem Anlaß ein paar vornehme Herrn dieſe Nacht in den Orcus befördern.“ Bei dieſen Worten des Dämons erhebt ſich ein Lüftchen, und Sathiel ſagt: „Höret, unſer Remiſſes kommt ſchon von Rom zurück, dieß Wehen Die Dämonen auf der Straße nach Rom. 1) Ibid. X, 770, s.

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860, S. 539. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_renaissance_1860/549>, abgerufen am 22.11.2024.