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Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.

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6. Abschnitt.kündigt ihn an". In der That erscheint noch Einer, den
sie fröhlich begrüßen und über Rom ausfragen. Seine
Auskunft ist höchst antipäpstlich; Clemens VII. ist wieder
mit den Spaniern verbündet und hofft Luthers Lehre nicht
mehr mit Gründen sondern mit dem spanischen Schwerte
auszurotten; lauter Gewinn für die Dämonen, welche bei
dem großen bevorstehenden Blutvergießen die Seelen Un-
zähliger zur Hölle führen werden. Nach diesen Reden,
wobei Rom mit seiner Unsittlichkeit als völlig dem Bösen
verfallen dargestellt wird, verschwinden die Dämonen und
lassen den Dichter traurig seine Straße ziehen 1).

Umfang des
Beschwörungs-
glaubens.
Wer sich von dem Umfang desjenigen Verhältnisses
zu den Dämonen einen Begriff machen will, welches man
noch öffentlich zugestehen durfte trotz des Hexenhammers etc.,
den müssen wir auf das vielgelesene Buch des Agrippa von
Nettesheim "von der geheimen Philosophie" verweisen. Er
scheint es zwar ursprünglich geschrieben zu haben ehe er in
Italien war 2), allein er nennt in der Widmung an Tri-
themius unter andern auch wichtige italienische Quellen,
wenn auch nur um sie nebst den andern schlecht zu machen.
Bei zweideutigen Individuen, wie Agrippa eines war, bei
Gaunern und Narren, wie die meisten Andern heißen dürfen,
interessirt uns das System, in welches sie sich etwa hüllen,
nur sehr wenig, sammt seinen Formeln, Räucherungen,
Salben, Pentakeln, Todtenknochen 3) u. s. w. Allein fürs

1) Das mythische Vorbild der Zauberer bei den damaligen Dichtern ist
bekanntlich Malagigi. Bei Anlaß dieser Figur läßt sich Pulci
(Morgante, canto XXIV, Str. 106, s.) auch theoretisch aus über
die Grenzen der Macht der Dämonen und der Beschwörung. Wenn
man nur wüßte wie weit es ihm Ernst ist. (Vgl. Canto XXI.)
2) Polydorus Virgilius war zwar Italiener von Geburt, allein sein
Werk de prodigiis constatirt wesentlich nur den Aberglauben von
England, wo er sein Leben zubrachte. Bei Anlaß der Präscienz der
Dämonen macht er jedoch eine curiose Anwendung auf die Verwü-
stung von Rom 1527.
3) Doch ist wenigstens der Mord nur höchst selten (S. 453) Zweck und

6. Abſchnitt.kündigt ihn an“. In der That erſcheint noch Einer, den
ſie fröhlich begrüßen und über Rom ausfragen. Seine
Auskunft iſt höchſt antipäpſtlich; Clemens VII. iſt wieder
mit den Spaniern verbündet und hofft Luthers Lehre nicht
mehr mit Gründen ſondern mit dem ſpaniſchen Schwerte
auszurotten; lauter Gewinn für die Dämonen, welche bei
dem großen bevorſtehenden Blutvergießen die Seelen Un-
zähliger zur Hölle führen werden. Nach dieſen Reden,
wobei Rom mit ſeiner Unſittlichkeit als völlig dem Böſen
verfallen dargeſtellt wird, verſchwinden die Dämonen und
laſſen den Dichter traurig ſeine Straße ziehen 1).

Umfang des
Beſchwörungs-
glaubens.
Wer ſich von dem Umfang desjenigen Verhältniſſes
zu den Dämonen einen Begriff machen will, welches man
noch öffentlich zugeſtehen durfte trotz des Hexenhammers ꝛc.,
den müſſen wir auf das vielgeleſene Buch des Agrippa von
Nettesheim „von der geheimen Philoſophie“ verweiſen. Er
ſcheint es zwar urſprünglich geſchrieben zu haben ehe er in
Italien war 2), allein er nennt in der Widmung an Tri-
themius unter andern auch wichtige italieniſche Quellen,
wenn auch nur um ſie nebſt den andern ſchlecht zu machen.
Bei zweideutigen Individuen, wie Agrippa eines war, bei
Gaunern und Narren, wie die meiſten Andern heißen dürfen,
intereſſirt uns das Syſtem, in welches ſie ſich etwa hüllen,
nur ſehr wenig, ſammt ſeinen Formeln, Räucherungen,
Salben, Pentakeln, Todtenknochen 3) u. ſ. w. Allein fürs

1) Das mythiſche Vorbild der Zauberer bei den damaligen Dichtern iſt
bekanntlich Malagigi. Bei Anlaß dieſer Figur läßt ſich Pulci
(Morgante, canto XXIV, Str. 106, s.) auch theoretiſch aus über
die Grenzen der Macht der Dämonen und der Beſchwörung. Wenn
man nur wüßte wie weit es ihm Ernſt iſt. (Vgl. Canto XXI.)
2) Polydorus Virgilius war zwar Italiener von Geburt, allein ſein
Werk de prodigiis conſtatirt weſentlich nur den Aberglauben von
England, wo er ſein Leben zubrachte. Bei Anlaß der Präſcienz der
Dämonen macht er jedoch eine curioſe Anwendung auf die Verwü-
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[540/0550] kündigt ihn an“. In der That erſcheint noch Einer, den ſie fröhlich begrüßen und über Rom ausfragen. Seine Auskunft iſt höchſt antipäpſtlich; Clemens VII. iſt wieder mit den Spaniern verbündet und hofft Luthers Lehre nicht mehr mit Gründen ſondern mit dem ſpaniſchen Schwerte auszurotten; lauter Gewinn für die Dämonen, welche bei dem großen bevorſtehenden Blutvergießen die Seelen Un- zähliger zur Hölle führen werden. Nach dieſen Reden, wobei Rom mit ſeiner Unſittlichkeit als völlig dem Böſen verfallen dargeſtellt wird, verſchwinden die Dämonen und laſſen den Dichter traurig ſeine Straße ziehen 1). 6. Abſchnitt. Wer ſich von dem Umfang desjenigen Verhältniſſes zu den Dämonen einen Begriff machen will, welches man noch öffentlich zugeſtehen durfte trotz des Hexenhammers ꝛc., den müſſen wir auf das vielgeleſene Buch des Agrippa von Nettesheim „von der geheimen Philoſophie“ verweiſen. Er ſcheint es zwar urſprünglich geſchrieben zu haben ehe er in Italien war 2), allein er nennt in der Widmung an Tri- themius unter andern auch wichtige italieniſche Quellen, wenn auch nur um ſie nebſt den andern ſchlecht zu machen. Bei zweideutigen Individuen, wie Agrippa eines war, bei Gaunern und Narren, wie die meiſten Andern heißen dürfen, intereſſirt uns das Syſtem, in welches ſie ſich etwa hüllen, nur ſehr wenig, ſammt ſeinen Formeln, Räucherungen, Salben, Pentakeln, Todtenknochen 3) u. ſ. w. Allein fürs Umfang des Beſchwörungs- glaubens. 1) Das mythiſche Vorbild der Zauberer bei den damaligen Dichtern iſt bekanntlich Malagigi. Bei Anlaß dieſer Figur läßt ſich Pulci (Morgante, canto XXIV, Str. 106, s.) auch theoretiſch aus über die Grenzen der Macht der Dämonen und der Beſchwörung. Wenn man nur wüßte wie weit es ihm Ernſt iſt. (Vgl. Canto XXI.) 2) Polydorus Virgilius war zwar Italiener von Geburt, allein ſein Werk de prodigiis conſtatirt weſentlich nur den Aberglauben von England, wo er ſein Leben zubrachte. Bei Anlaß der Präſcienz der Dämonen macht er jedoch eine curioſe Anwendung auf die Verwü- ſtung von Rom 1527. 3) Doch iſt wenigſtens der Mord nur höchſt ſelten (S. 453) Zweck und

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860, S. 540. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_renaissance_1860/550>, abgerufen am 01.11.2024.