Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.6. Abschnitt.kündigt ihn an". In der That erscheint noch Einer, den Umfang des 1) Das mythische Vorbild der Zauberer bei den damaligen Dichtern ist bekanntlich Malagigi. Bei Anlaß dieser Figur läßt sich Pulci (Morgante, canto XXIV, Str. 106, s.) auch theoretisch aus über die Grenzen der Macht der Dämonen und der Beschwörung. Wenn man nur wüßte wie weit es ihm Ernst ist. (Vgl. Canto XXI.) 2) Polydorus Virgilius war zwar Italiener von Geburt, allein sein Werk de prodigiis constatirt wesentlich nur den Aberglauben von England, wo er sein Leben zubrachte. Bei Anlaß der Präscienz der Dämonen macht er jedoch eine curiose Anwendung auf die Verwü- stung von Rom 1527. 3) Doch ist wenigstens der Mord nur höchst selten (S. 453) Zweck und
6. Abſchnitt.kündigt ihn an“. In der That erſcheint noch Einer, den Umfang des 1) Das mythiſche Vorbild der Zauberer bei den damaligen Dichtern iſt bekanntlich Malagigi. Bei Anlaß dieſer Figur läßt ſich Pulci (Morgante, canto XXIV, Str. 106, s.) auch theoretiſch aus über die Grenzen der Macht der Dämonen und der Beſchwörung. Wenn man nur wüßte wie weit es ihm Ernſt iſt. (Vgl. Canto XXI.) 2) Polydorus Virgilius war zwar Italiener von Geburt, allein ſein Werk de prodigiis conſtatirt weſentlich nur den Aberglauben von England, wo er ſein Leben zubrachte. Bei Anlaß der Präſcienz der Dämonen macht er jedoch eine curioſe Anwendung auf die Verwü- ſtung von Rom 1527. 3) Doch iſt wenigſtens der Mord nur höchſt ſelten (S. 453) Zweck und
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kündigt ihn an“. In der That erſcheint noch Einer, den
ſie fröhlich begrüßen und über Rom ausfragen. Seine
Auskunft iſt höchſt antipäpſtlich; Clemens VII. iſt wieder
mit den Spaniern verbündet und hofft Luthers Lehre nicht
mehr mit Gründen ſondern mit dem ſpaniſchen Schwerte
auszurotten; lauter Gewinn für die Dämonen, welche bei
dem großen bevorſtehenden Blutvergießen die Seelen Un-
zähliger zur Hölle führen werden. Nach dieſen Reden,
wobei Rom mit ſeiner Unſittlichkeit als völlig dem Böſen
verfallen dargeſtellt wird, verſchwinden die Dämonen und
laſſen den Dichter traurig ſeine Straße ziehen 1).
6. Abſchnitt.
Wer ſich von dem Umfang desjenigen Verhältniſſes
zu den Dämonen einen Begriff machen will, welches man
noch öffentlich zugeſtehen durfte trotz des Hexenhammers ꝛc.,
den müſſen wir auf das vielgeleſene Buch des Agrippa von
Nettesheim „von der geheimen Philoſophie“ verweiſen. Er
ſcheint es zwar urſprünglich geſchrieben zu haben ehe er in
Italien war 2), allein er nennt in der Widmung an Tri-
themius unter andern auch wichtige italieniſche Quellen,
wenn auch nur um ſie nebſt den andern ſchlecht zu machen.
Bei zweideutigen Individuen, wie Agrippa eines war, bei
Gaunern und Narren, wie die meiſten Andern heißen dürfen,
intereſſirt uns das Syſtem, in welches ſie ſich etwa hüllen,
nur ſehr wenig, ſammt ſeinen Formeln, Räucherungen,
Salben, Pentakeln, Todtenknochen 3) u. ſ. w. Allein fürs
Umfang des
Beſchwörungs-
glaubens.
1) Das mythiſche Vorbild der Zauberer bei den damaligen Dichtern iſt
bekanntlich Malagigi. Bei Anlaß dieſer Figur läßt ſich Pulci
(Morgante, canto XXIV, Str. 106, s.) auch theoretiſch aus über
die Grenzen der Macht der Dämonen und der Beſchwörung. Wenn
man nur wüßte wie weit es ihm Ernſt iſt. (Vgl. Canto XXI.)
2) Polydorus Virgilius war zwar Italiener von Geburt, allein ſein
Werk de prodigiis conſtatirt weſentlich nur den Aberglauben von
England, wo er ſein Leben zubrachte. Bei Anlaß der Präſcienz der
Dämonen macht er jedoch eine curioſe Anwendung auf die Verwü-
ſtung von Rom 1527.
3) Doch iſt wenigſtens der Mord nur höchſt ſelten (S. 453) Zweck und
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