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Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800.

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Zweyter Theil.
Denn jede Würkung in der Natur hat ihren zureichenden
Grund nicht allein in der Kraft, welche wir als eben hinzu-
kommend, unmittelbar in ihrer Thätigkeit wahrnehmen,
sondern auch zugleich in der Kraft, welche afficirt wird und
ihren Verhältnissen zu jener; oder mit andern Worten, jede
Erscheinung ist das Resultat der Einwürkung und Gegen-
würkung der Kräfte. Wir können sie daher nicht anders
vorhersehen, außer, wenn wir das gegenseitige Verhältniß
der Kräfte, welche mit einander in Berührung kommen,
aus der Erfahrung kennen.

§ 310.

Die Kräfte des Menschen bestimmen also die Würkung
der Heilmittel, und diese können durch die an kranken Men-
schen angestellten Beobachtungen entdeckt werden, da alle
Beobachtungen an todten Körpern, an Thieren, ja selbst
an gesunden Menscheu, unvollständig und trügerisch sind.

§ 311.

Zuerst ist der Zufall die Veranlassung zu Entdeckung
der Heilmittel, d. h. entweder ohne den bestimmten Willen
des Menschen ein Heilmittel zu gebrauchen, oder doch ohne
bestimmte Kenntniß seiner Würkungsart, also durch einen
blinden Griff in den Glückstopf, wird einer Kraft Gelegen-
heit gegeben, auf den kranken Menschen einzuwürken, und
dieser geneset darauf.

§ 312.

Jetzt bietet sich nun die Untersuchung dar, ob diese Ge-
nesung in einem würklichen Caussalzusammenhange mit der
Anwendung jener Kraft stand, oder ob sie durch einen an-
dern, vielleicht übersehenen Umstand herbeygeführt wurde.


§ 313.

Zweyter Theil.
Denn jede Wuͤrkung in der Natur hat ihren zureichenden
Grund nicht allein in der Kraft, welche wir als eben hinzu-
kommend, unmittelbar in ihrer Thaͤtigkeit wahrnehmen,
ſondern auch zugleich in der Kraft, welche afficirt wird und
ihren Verhaͤltniſſen zu jener; oder mit andern Worten, jede
Erſcheinung iſt das Reſultat der Einwuͤrkung und Gegen-
wuͤrkung der Kraͤfte. Wir koͤnnen ſie daher nicht anders
vorherſehen, außer, wenn wir das gegenſeitige Verhaͤltniß
der Kraͤfte, welche mit einander in Beruͤhrung kommen,
aus der Erfahrung kennen.

§ 310.

Die Kraͤfte des Menſchen beſtimmen alſo die Wuͤrkung
der Heilmittel, und dieſe koͤnnen durch die an kranken Men-
ſchen angeſtellten Beobachtungen entdeckt werden, da alle
Beobachtungen an todten Koͤrpern, an Thieren, ja ſelbſt
an geſunden Menſcheu, unvollſtaͤndig und truͤgeriſch ſind.

§ 311.

Zuerſt iſt der Zufall die Veranlaſſung zu Entdeckung
der Heilmittel, d. h. entweder ohne den beſtimmten Willen
des Menſchen ein Heilmittel zu gebrauchen, oder doch ohne
beſtimmte Kenntniß ſeiner Wuͤrkungsart, alſo durch einen
blinden Griff in den Gluͤckstopf, wird einer Kraft Gelegen-
heit gegeben, auf den kranken Menſchen einzuwuͤrken, und
dieſer geneſet darauf.

§ 312.

Jetzt bietet ſich nun die Unterſuchung dar, ob dieſe Ge-
neſung in einem wuͤrklichen Cauſſalzuſammenhange mit der
Anwendung jener Kraft ſtand, oder ob ſie durch einen an-
dern, vielleicht uͤberſehenen Umſtand herbeygefuͤhrt wurde.


§ 313.
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[94/0112] Zweyter Theil. Denn jede Wuͤrkung in der Natur hat ihren zureichenden Grund nicht allein in der Kraft, welche wir als eben hinzu- kommend, unmittelbar in ihrer Thaͤtigkeit wahrnehmen, ſondern auch zugleich in der Kraft, welche afficirt wird und ihren Verhaͤltniſſen zu jener; oder mit andern Worten, jede Erſcheinung iſt das Reſultat der Einwuͤrkung und Gegen- wuͤrkung der Kraͤfte. Wir koͤnnen ſie daher nicht anders vorherſehen, außer, wenn wir das gegenſeitige Verhaͤltniß der Kraͤfte, welche mit einander in Beruͤhrung kommen, aus der Erfahrung kennen. § 310. Die Kraͤfte des Menſchen beſtimmen alſo die Wuͤrkung der Heilmittel, und dieſe koͤnnen durch die an kranken Men- ſchen angeſtellten Beobachtungen entdeckt werden, da alle Beobachtungen an todten Koͤrpern, an Thieren, ja ſelbſt an geſunden Menſcheu, unvollſtaͤndig und truͤgeriſch ſind. § 311. Zuerſt iſt der Zufall die Veranlaſſung zu Entdeckung der Heilmittel, d. h. entweder ohne den beſtimmten Willen des Menſchen ein Heilmittel zu gebrauchen, oder doch ohne beſtimmte Kenntniß ſeiner Wuͤrkungsart, alſo durch einen blinden Griff in den Gluͤckstopf, wird einer Kraft Gelegen- heit gegeben, auf den kranken Menſchen einzuwuͤrken, und dieſer geneſet darauf. § 312. Jetzt bietet ſich nun die Unterſuchung dar, ob dieſe Ge- neſung in einem wuͤrklichen Cauſſalzuſammenhange mit der Anwendung jener Kraft ſtand, oder ob ſie durch einen an- dern, vielleicht uͤberſehenen Umſtand herbeygefuͤhrt wurde. § 313.

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Zitationshilfe: Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800/112>, abgerufen am 25.11.2024.