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Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800.

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Zweyter Theil.
§ 420.

Ohne das zu wissen, was unsere Vorfahren und unsere
nähern oder entferntern Zeitgenossen allmählig entdeckt und in
ihren Werken aufgezeichnet haben, würde die Heilkunst nie-
mals den Grad der Vollkommenheit haben erreichen können,
auf welchen sie, als die weitläufigste und schwerste Erfah-
rungswissenschaft, durch die vereinigten Kräfte vieler Jahr-
hunderte gediehen ist. Unsere Heillunst ist also gegenwär-
tig das Resultat, welches aus dem Studium ihrer Littera-
tur, vereinigt mit Beobachtung der Natur selbst, hervorge-
gangen ist.

§ 421.

Doch abgesehen von dem, was die Heilkunst im Allge-
meinen der Litteratur zu verdanken hat, kann auch derjenige,
welcher die Heilkunst in ihrem Umrisse hat kennen lernen,
derselben nie entbehren, weil er mit ihrer Hülfe sich von dem
belehren kann, was für die einzelnen Gegenstände der Kunst,
auf welche seine Aufmerksamkeit gerade vorzüglich geheftet
ist, und worüber er besonders genau unterrichtet seyn will,
schon geleistet worden ist.

§ 422.

Endlich macht auch die Litteratur das erste Bedürfniß
für die Geschichte der Heilkunst aus, und sie ist schon in die-
ser Rücksicht wichtig, in sofern die Geschichte der Kunst
selbst von Einfluß ist.

§ 423.

Ihre Quellen sind also die Schriften der Aerzte jedes
Jahrhunderts, und ihr vorzüglichstes Hülfsmittel beruht auf
der Kenntniß der allgemeinen Litteratur.




Zweytes
Zweyter Theil.
§ 420.

Ohne das zu wiſſen, was unſere Vorfahren und unſere
naͤhern oder entferntern Zeitgenoſſen allmaͤhlig entdeckt und in
ihren Werken aufgezeichnet haben, wuͤrde die Heilkunſt nie-
mals den Grad der Vollkommenheit haben erreichen koͤnnen,
auf welchen ſie, als die weitlaͤufigſte und ſchwerſte Erfah-
rungswiſſenſchaft, durch die vereinigten Kraͤfte vieler Jahr-
hunderte gediehen iſt. Unſere Heillunſt iſt alſo gegenwaͤr-
tig das Reſultat, welches aus dem Studium ihrer Littera-
tur, vereinigt mit Beobachtung der Natur ſelbſt, hervorge-
gangen iſt.

§ 421.

Doch abgeſehen von dem, was die Heilkunſt im Allge-
meinen der Litteratur zu verdanken hat, kann auch derjenige,
welcher die Heilkunſt in ihrem Umriſſe hat kennen lernen,
derſelben nie entbehren, weil er mit ihrer Huͤlfe ſich von dem
belehren kann, was fuͤr die einzelnen Gegenſtaͤnde der Kunſt,
auf welche ſeine Aufmerkſamkeit gerade vorzuͤglich geheftet
iſt, und woruͤber er beſonders genau unterrichtet ſeyn will,
ſchon geleiſtet worden iſt.

§ 422.

Endlich macht auch die Litteratur das erſte Beduͤrfniß
fuͤr die Geſchichte der Heilkunſt aus, und ſie iſt ſchon in die-
ſer Ruͤckſicht wichtig, in ſofern die Geſchichte der Kunſt
ſelbſt von Einfluß iſt.

§ 423.

Ihre Quellen ſind alſo die Schriften der Aerzte jedes
Jahrhunderts, und ihr vorzuͤglichſtes Huͤlfsmittel beruht auf
der Kenntniß der allgemeinen Litteratur.




Zweytes
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[124/0142] Zweyter Theil. § 420. Ohne das zu wiſſen, was unſere Vorfahren und unſere naͤhern oder entferntern Zeitgenoſſen allmaͤhlig entdeckt und in ihren Werken aufgezeichnet haben, wuͤrde die Heilkunſt nie- mals den Grad der Vollkommenheit haben erreichen koͤnnen, auf welchen ſie, als die weitlaͤufigſte und ſchwerſte Erfah- rungswiſſenſchaft, durch die vereinigten Kraͤfte vieler Jahr- hunderte gediehen iſt. Unſere Heillunſt iſt alſo gegenwaͤr- tig das Reſultat, welches aus dem Studium ihrer Littera- tur, vereinigt mit Beobachtung der Natur ſelbſt, hervorge- gangen iſt. § 421. Doch abgeſehen von dem, was die Heilkunſt im Allge- meinen der Litteratur zu verdanken hat, kann auch derjenige, welcher die Heilkunſt in ihrem Umriſſe hat kennen lernen, derſelben nie entbehren, weil er mit ihrer Huͤlfe ſich von dem belehren kann, was fuͤr die einzelnen Gegenſtaͤnde der Kunſt, auf welche ſeine Aufmerkſamkeit gerade vorzuͤglich geheftet iſt, und woruͤber er beſonders genau unterrichtet ſeyn will, ſchon geleiſtet worden iſt. § 422. Endlich macht auch die Litteratur das erſte Beduͤrfniß fuͤr die Geſchichte der Heilkunſt aus, und ſie iſt ſchon in die- ſer Ruͤckſicht wichtig, in ſofern die Geſchichte der Kunſt ſelbſt von Einfluß iſt. § 423. Ihre Quellen ſind alſo die Schriften der Aerzte jedes Jahrhunderts, und ihr vorzuͤglichſtes Huͤlfsmittel beruht auf der Kenntniß der allgemeinen Litteratur. Zweytes

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Zitationshilfe: Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800/142>, abgerufen am 29.11.2024.