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Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800.

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Bildung des Arztes.
§ 573.

Hierbey vernachlässige man aber nie seinen eigentlichen
Zweck, und verwende nicht auf Kosten des Hauptstudiums
zu viel Zeit und Aufmerksamkeit auf die Mittel desselben. Je
näher daher eine Wissenschaft mit der eigentlichen Heilkunst
zusammen hängt, um desto mehr Fleiß muß man darauf
verwenden.

§ 574.

Ist man gehörig vorbereitet zum Studium einer Wis-
senschaft geschritten, hat man also die Vorlesungen über die-
selbe in der rechten Ordnung und mit den nöthigen Vor-
kenntnissen gehört (worüber die Encyklopädie Belehrung er-
theilt), und sie übrigens gehörig studirt, so reicht einmali-
ges Hören dieser Vorlesungen hin. Hat man aber eine Wis-
senschaft nicht zu gehöriger Zeit oder nicht in der gehörigen
Ordnung studirt, oder nicht die erforderlichen Vorkenntnisse
gehabt, oder sonst nicht den gehörigen Fleiß darauf verwen-
det, so bleiben viele Gegenstände noch zu sehr im Dunkel,
man kann sich wegen Mangel an deutlichen Begriffen, durch
Privatstudium nicht so leicht nachhelfen, und man ist genö-
thigt, diese Vorlesungen noch einmal zu hören.

§ 575.

Gesellschaftliche Disputationsübungen geben Gewinn
für die Schnelligkeit der Beurtheilung, und für die Fertig-
keit des Ausdrucks, weniger für die Vervollkommung der
Kenntnisse, am wenigsten für Beförderung der Bescheidenheit
und der Humanität. Wissenschaftliche Unterhaltungen, wo
es weniger darauf ankommt, das letzte Wort zu behalten,
geben gleich reichen Gewinn in allen jenen Rücksichten.


§ 576.
M
Bildung des Arztes.
§ 573.

Hierbey vernachlaͤſſige man aber nie ſeinen eigentlichen
Zweck, und verwende nicht auf Koſten des Hauptſtudiums
zu viel Zeit und Aufmerkſamkeit auf die Mittel deſſelben. Je
naͤher daher eine Wiſſenſchaft mit der eigentlichen Heilkunſt
zuſammen haͤngt, um deſto mehr Fleiß muß man darauf
verwenden.

§ 574.

Iſt man gehoͤrig vorbereitet zum Studium einer Wiſ-
ſenſchaft geſchritten, hat man alſo die Vorleſungen uͤber die-
ſelbe in der rechten Ordnung und mit den noͤthigen Vor-
kenntniſſen gehoͤrt (woruͤber die Encyklopaͤdie Belehrung er-
theilt), und ſie uͤbrigens gehoͤrig ſtudirt, ſo reicht einmali-
ges Hoͤren dieſer Vorleſungen hin. Hat man aber eine Wiſ-
ſenſchaft nicht zu gehoͤriger Zeit oder nicht in der gehoͤrigen
Ordnung ſtudirt, oder nicht die erforderlichen Vorkenntniſſe
gehabt, oder ſonſt nicht den gehoͤrigen Fleiß darauf verwen-
det, ſo bleiben viele Gegenſtaͤnde noch zu ſehr im Dunkel,
man kann ſich wegen Mangel an deutlichen Begriffen, durch
Privatſtudium nicht ſo leicht nachhelfen, und man iſt genoͤ-
thigt, dieſe Vorleſungen noch einmal zu hoͤren.

§ 575.

Geſellſchaftliche Disputationsuͤbungen geben Gewinn
fuͤr die Schnelligkeit der Beurtheilung, und fuͤr die Fertig-
keit des Ausdrucks, weniger fuͤr die Vervollkommung der
Kenntniſſe, am wenigſten fuͤr Befoͤrderung der Beſcheidenheit
und der Humanitaͤt. Wiſſenſchaftliche Unterhaltungen, wo
es weniger darauf ankommt, das letzte Wort zu behalten,
geben gleich reichen Gewinn in allen jenen Ruͤckſichten.


§ 576.
M
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[177/0195] Bildung des Arztes. § 573. Hierbey vernachlaͤſſige man aber nie ſeinen eigentlichen Zweck, und verwende nicht auf Koſten des Hauptſtudiums zu viel Zeit und Aufmerkſamkeit auf die Mittel deſſelben. Je naͤher daher eine Wiſſenſchaft mit der eigentlichen Heilkunſt zuſammen haͤngt, um deſto mehr Fleiß muß man darauf verwenden. § 574. Iſt man gehoͤrig vorbereitet zum Studium einer Wiſ- ſenſchaft geſchritten, hat man alſo die Vorleſungen uͤber die- ſelbe in der rechten Ordnung und mit den noͤthigen Vor- kenntniſſen gehoͤrt (woruͤber die Encyklopaͤdie Belehrung er- theilt), und ſie uͤbrigens gehoͤrig ſtudirt, ſo reicht einmali- ges Hoͤren dieſer Vorleſungen hin. Hat man aber eine Wiſ- ſenſchaft nicht zu gehoͤriger Zeit oder nicht in der gehoͤrigen Ordnung ſtudirt, oder nicht die erforderlichen Vorkenntniſſe gehabt, oder ſonſt nicht den gehoͤrigen Fleiß darauf verwen- det, ſo bleiben viele Gegenſtaͤnde noch zu ſehr im Dunkel, man kann ſich wegen Mangel an deutlichen Begriffen, durch Privatſtudium nicht ſo leicht nachhelfen, und man iſt genoͤ- thigt, dieſe Vorleſungen noch einmal zu hoͤren. § 575. Geſellſchaftliche Disputationsuͤbungen geben Gewinn fuͤr die Schnelligkeit der Beurtheilung, und fuͤr die Fertig- keit des Ausdrucks, weniger fuͤr die Vervollkommung der Kenntniſſe, am wenigſten fuͤr Befoͤrderung der Beſcheidenheit und der Humanitaͤt. Wiſſenſchaftliche Unterhaltungen, wo es weniger darauf ankommt, das letzte Wort zu behalten, geben gleich reichen Gewinn in allen jenen Ruͤckſichten. § 576. M

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Zitationshilfe: Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800/195>, abgerufen am 25.11.2024.