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Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800.

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Bildung des Arztes.
Zweytes Hauptstück.
Specielle Methodologie des Studiums der Heilkunst.


Erster Abschnitt.
Vorbereitungswissenschaft
.


§ 580.

Dasjenige Studium, welches der Erlernung der Heil-
kunst nothwendig vorhergehen muß, ohne jedoch einen Theil
derselben auszumachen, und ohne Data zu überliefern,
Kenntnisse beyzubringen, welche mittelbar oder unmittelbar
reale Hülfsmittel derselben werden könnten, nennen wir das
vorbereitende Studium der Kunst.

§ 581.

Aus dieser Bestimmung erkennt man schon hinreichend,
daß die Philosophie die Vorbereitungswissenschaft der Heil-
kunst ist, so wie sie überhaupt die Vorbereitung zu allen
übrigen Bemühungen des menschlichen Geistes abgiebt.

§ 582.

Die Philosophie ist die Wissenschaft der geistigen Natur
des Menschen, in sofern Wahrheit, Schönheit und morali-
sche Vollkommenheit ihren Zweck ausmachen, und eine Ent-
wickelung der Gesetze, durch deren Befolgung sie diesen Zweck
erreicht. (Sie ist also nicht die Darstellung der geistigen
Erscheinungen im Menschen, und der Gesetze, nach welchen
dieselben erfolgen, denn sonst wäre sie eine Naturwissen-
schaft, eine Summe von Erfahrungen.) Dadurch ist sie

nun
M 2
Bildung des Arztes.
Zweytes Hauptſtuͤck.
Specielle Methodologie des Studiums der Heilkunſt.


Erſter Abſchnitt.
Vorbereitungswiſſenſchaft
.


§ 580.

Dasjenige Studium, welches der Erlernung der Heil-
kunſt nothwendig vorhergehen muß, ohne jedoch einen Theil
derſelben auszumachen, und ohne Data zu uͤberliefern,
Kenntniſſe beyzubringen, welche mittelbar oder unmittelbar
reale Huͤlfsmittel derſelben werden koͤnnten, nennen wir das
vorbereitende Studium der Kunſt.

§ 581.

Aus dieſer Beſtimmung erkennt man ſchon hinreichend,
daß die Philoſophie die Vorbereitungswiſſenſchaft der Heil-
kunſt iſt, ſo wie ſie uͤberhaupt die Vorbereitung zu allen
uͤbrigen Bemuͤhungen des menſchlichen Geiſtes abgiebt.

§ 582.

Die Philoſophie iſt die Wiſſenſchaft der geiſtigen Natur
des Menſchen, in ſofern Wahrheit, Schoͤnheit und morali-
ſche Vollkommenheit ihren Zweck ausmachen, und eine Ent-
wickelung der Geſetze, durch deren Befolgung ſie dieſen Zweck
erreicht. (Sie iſt alſo nicht die Darſtellung der geiſtigen
Erſcheinungen im Menſchen, und der Geſetze, nach welchen
dieſelben erfolgen, denn ſonſt waͤre ſie eine Naturwiſſen-
ſchaft, eine Summe von Erfahrungen.) Dadurch iſt ſie

nun
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[179/0197] Bildung des Arztes. Zweytes Hauptſtuͤck. Specielle Methodologie des Studiums der Heilkunſt. Erſter Abſchnitt. Vorbereitungswiſſenſchaft. § 580. Dasjenige Studium, welches der Erlernung der Heil- kunſt nothwendig vorhergehen muß, ohne jedoch einen Theil derſelben auszumachen, und ohne Data zu uͤberliefern, Kenntniſſe beyzubringen, welche mittelbar oder unmittelbar reale Huͤlfsmittel derſelben werden koͤnnten, nennen wir das vorbereitende Studium der Kunſt. § 581. Aus dieſer Beſtimmung erkennt man ſchon hinreichend, daß die Philoſophie die Vorbereitungswiſſenſchaft der Heil- kunſt iſt, ſo wie ſie uͤberhaupt die Vorbereitung zu allen uͤbrigen Bemuͤhungen des menſchlichen Geiſtes abgiebt. § 582. Die Philoſophie iſt die Wiſſenſchaft der geiſtigen Natur des Menſchen, in ſofern Wahrheit, Schoͤnheit und morali- ſche Vollkommenheit ihren Zweck ausmachen, und eine Ent- wickelung der Geſetze, durch deren Befolgung ſie dieſen Zweck erreicht. (Sie iſt alſo nicht die Darſtellung der geiſtigen Erſcheinungen im Menſchen, und der Geſetze, nach welchen dieſelben erfolgen, denn ſonſt waͤre ſie eine Naturwiſſen- ſchaft, eine Summe von Erfahrungen.) Dadurch iſt ſie nun M 2

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Zitationshilfe: Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800/197>, abgerufen am 24.11.2024.