Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800.Dritter Theil. nun einzig und allein das gemeinschaftliche Eigenthum allerZweige der Wissenschaften, und ohne sie giebt es gar keine Wissenschaft, sondern nur Bruchstücke derselben. § 583. Die Heilkunst kann in ihrem Umfange nur durch mög- § 584. Was die Heilkunst als Wissenschaft anlangt, so be- § 585. Sie verweiset die Heilkunst, ohne ihr Hypothesen des stellt
Dritter Theil. nun einzig und allein das gemeinſchaftliche Eigenthum allerZweige der Wiſſenſchaften, und ohne ſie giebt es gar keine Wiſſenſchaft, ſondern nur Bruchſtuͤcke derſelben. § 583. Die Heilkunſt kann in ihrem Umfange nur durch moͤg- § 584. Was die Heilkunſt als Wiſſenſchaft anlangt, ſo be- § 585. Sie verweiſet die Heilkunſt, ohne ihr Hypotheſen des ſtellt
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Dritter Theil.
nun einzig und allein das gemeinſchaftliche Eigenthum aller
Zweige der Wiſſenſchaften, und ohne ſie giebt es gar keine
Wiſſenſchaft, ſondern nur Bruchſtuͤcke derſelben.
§ 583.
Die Heilkunſt kann in ihrem Umfange nur durch moͤg-
lichſt vollkommne Menſchen realiſirt werden, denn ſie ſucht
durch eine verhaͤltnißmaͤßige Modification ſaͤmmtlicher (nicht
nur der koͤrperlichen, ſondern auch der geiſtigen) Kraͤfte des
Menſchen, einen beſtimmten Zweck, (die Geneſung) zu er-
reichen: zu einer ſolchen zweckmaͤßigen Veraͤnderung einer
Kraft reicht aber eine ihr untergeordnete Kraft nicht hin. Es
wird hierzu im Gegentheile die moͤglichſte Vollkommenheit
erfordert, welche man dadurch erreicht, daß man von der
Philoſophie Belehrung uͤber ſeinen Zweck, Begruͤndung von
Weisheit und Tugend, Harmonie aller ſeiner Anlagen, und
durch dieß alles aͤchte Aufklaͤrung erhaͤlt.
§ 584.
Was die Heilkunſt als Wiſſenſchaft anlangt, ſo be-
ſtimmt die Philoſophie die Moͤglichkeit derſelben, ſie pruͤft
und laͤutert ihre Erkenntnißquellen, und leitet aus den all-
gemeinen Geſetzen des Denkens und Erkennens Grundſaͤtze
ab, welche die mediciniſche Erfahrung oder die Einſicht in
die Erſcheinungen am Menſchen, welche auf Heilung Bezug
haben, ihrem Cauſſalzuſammenhange nach, begruͤnden.
§ 585.
Sie verweiſet die Heilkunſt, ohne ihr Hypotheſen des
Ueberſinnlichen zu erlauben, lediglich an die erkennbaren
Erſcheinungen unſers Weſens, lehrt die allgemeinen Geſetze
auffinden, nach welchen dieſelben erfolgen, ordnet ſie, und
ſtellt
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