Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800.Bildung des Arztes. § 598. 1. Die lateinische Sprache liefert der Heilkunst die § 599. 2. Die griechische Sprache ist vermöge ihrer Bieg- § 600. b) Unter den lebenden Sprachen ist besonders die- § 601. M 5
Bildung des Arztes. § 598. 1. Die lateiniſche Sprache liefert der Heilkunſt die § 599. 2. Die griechiſche Sprache iſt vermoͤge ihrer Bieg- § 600. b) Unter den lebenden Sprachen iſt beſonders die- § 601. M 5
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Bildung des Arztes.
§ 598.
1. Die lateiniſche Sprache liefert der Heilkunſt die
meiſten Kunſtwoͤrter. Theile und Verrichtungen des menſch-
lichen Koͤrpers, Krankheiten und Heilmittel erhalten ihre
Benennung von ihr, und jede Verordnung des Arztes muß
in derſelben abgefaßt ſeyn. Es iſt alſo eine unnachlaßliche
Bedingung, daß man dieſe Kenntniß ſich vor dem Studium
der Heilkunſt erwirbt.
§ 599.
2. Die griechiſche Sprache iſt vermoͤge ihrer Bieg-
ſamkeit ungemein geſchickt, zu Kunſtausdruͤcken benutzt zu
werden, zumal wo zuſammengeſetzte Begriffe kurz ausge-
gruͤckt werden ſollen. Die deutſche Sprache koͤmmt ihr zwar
an Biegſamkeit gleich, wird aber an Leichtigkeit und Wohl-
klang von ihr uͤbertroffen, und deshalb bleibt die griechiſche
Sprache fuͤr immer ein unentbehrliches Huͤlfsmittel der Heil-
kunſt.
§ 600.
b) Unter den lebenden Sprachen iſt beſonders die-
jenige reich an mediciniſchen Kunſtwoͤrtern, in welcher am
fruͤheſten bedeutende Schriften uͤber die Heilkunſt erſchienen
ſind. Dies gilt von der franzoͤſiſchen, welche ſchon ſo
ausgebildet war, daß alle wiſſenſchaftliche Werke in ihr ge-
ſchrieben werden konnten, indeſſen andere Nationen ſich zu
gleichem Zwecke noch der todten Sprachen bedienen mußten.
Sodann waren auch die Franzoſen unſere Lehrer in der Chi-
rurgie und in der Geburtshuͤlfe, und deshalb haben vorzuͤg-
lich dieſe beyden Kuͤnſte viel franzoͤſiſche Ausdruͤcke. —
Kenntniß der uͤbrigen neuern Sprachen iſt in dieſer Hinſicht
entbehrlicher.
§ 601.
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