Burdel, Édouard: Die Trunksucht. (Übers. Heinrich Gauss). Weimar, 1855.eigenthümliche Zittern des Körpers, das meistens lange anhält, mindert sich bedeutend, oder verschwindet auch gänzlich. Gewöhnlich tritt nach mehrtägigem Gebrauche des Mittels eine anhaltende Stuhlverstopfung ein, welche durch ein Abführungsmittel beseitigt werden muß. (Aus der "Medicin. Zeitung Rußlands" Nr. 18. Mai 1850.) In der neuesten Zeit ist auch mit dem innerlichen Gebrauche starker Gaben Chloroforms, zuerst in America *), später in England gegen die fragliche Krankheit erfolgreich zu Felde gezogen worden, und zwar in Fällen, welche allen andern dagegen angewendeten Mitteln, wie Calomel, Opium, Morphin, Creosot und Kampher, bereits Trotz geboten hatten. So berichtet der englische Arzt, Richard G. H. Butcher über den Fall eines seiner Hospitalkranken, eines jüngern, kräftigen Weinküfers, dessen Magen in Folge des übermäßigen Genusses geistiger Getränke so reizbar geworden war, daß alle und jede Nahrung wieder ausgebrochen wurde. Sein Gesicht hatte einen wilden, ängstlichen Ausdruck; das Zittern der Hände und Zunge fand im höchsten Grade Statt; die Sprache war übereilt und stotternd; er war völlig wahnsinnig und blickte beständig wild umher, als ob er sich von großer Gefahr bedroht glaube. Puls 120, Körperoberfläche brennend heiß; Gesicht von Schweiß triefend und Haare völlig naß davon. Man brachte ihn zu Bett; allein er wollte nicht darin bleiben, sondern sprang heraus und ging fortwährend umher. Es wurden dem Kranken zu dreien Malen Pillen von Calomel und Opium gereicht, welche jedoch stets wieder ausgebrochen wurden. Einem Trank aus 1 Gran Morphin, 2 Tropfen Creosot und 1 Unze Kamphermixtur ging es nicht besser. Selbst den Schluck Wasser, *) Siehe American Journal of the Med. Sciences, January 1852.
eigenthümliche Zittern des Körpers, das meistens lange anhält, mindert sich bedeutend, oder verschwindet auch gänzlich. Gewöhnlich tritt nach mehrtägigem Gebrauche des Mittels eine anhaltende Stuhlverstopfung ein, welche durch ein Abführungsmittel beseitigt werden muß. (Aus der „Medicin. Zeitung Rußlands“ Nr. 18. Mai 1850.) In der neuesten Zeit ist auch mit dem innerlichen Gebrauche starker Gaben Chloroforms, zuerst in America *), später in England gegen die fragliche Krankheit erfolgreich zu Felde gezogen worden, und zwar in Fällen, welche allen andern dagegen angewendeten Mitteln, wie Calomel, Opium, Morphin, Creosot und Kampher, bereits Trotz geboten hatten. So berichtet der englische Arzt, Richard G. H. Butcher über den Fall eines seiner Hospitalkranken, eines jüngern, kräftigen Weinküfers, dessen Magen in Folge des übermäßigen Genusses geistiger Getränke so reizbar geworden war, daß alle und jede Nahrung wieder ausgebrochen wurde. Sein Gesicht hatte einen wilden, ängstlichen Ausdruck; das Zittern der Hände und Zunge fand im höchsten Grade Statt; die Sprache war übereilt und stotternd; er war völlig wahnsinnig und blickte beständig wild umher, als ob er sich von großer Gefahr bedroht glaube. Puls 120, Körperoberfläche brennend heiß; Gesicht von Schweiß triefend und Haare völlig naß davon. Man brachte ihn zu Bett; allein er wollte nicht darin bleiben, sondern sprang heraus und ging fortwährend umher. Es wurden dem Kranken zu dreien Malen Pillen von Calomel und Opium gereicht, welche jedoch stets wieder ausgebrochen wurden. Einem Trank aus 1 Gran Morphin, 2 Tropfen Creosot und 1 Unze Kamphermixtur ging es nicht besser. Selbst den Schluck Wasser, *) Siehe American Journal of the Med. Sciences, January 1852.
<TEI> <text> <back> <div type="postface"> <p><pb facs="#f0108" n="98"/> eigenthümliche Zittern des Körpers, das meistens lange anhält, mindert sich bedeutend, oder verschwindet auch gänzlich. Gewöhnlich tritt nach mehrtägigem Gebrauche des Mittels eine anhaltende Stuhlverstopfung ein, welche durch ein Abführungsmittel beseitigt werden muß. (Aus der „Medicin. Zeitung Rußlands“ Nr. 18. Mai 1850.)</p> <p>In der neuesten Zeit ist auch mit dem innerlichen Gebrauche starker Gaben Chloroforms, zuerst in America <note place="foot" n="*)">Siehe <hi rendition="#aq">American Journal of the Med. Sciences, January 1852.</hi></note>, später in England gegen die fragliche Krankheit erfolgreich zu Felde gezogen worden, und zwar in Fällen, welche allen andern dagegen angewendeten Mitteln, wie Calomel, Opium, Morphin, Creosot und Kampher, bereits Trotz geboten hatten. So berichtet der englische Arzt, Richard <hi rendition="#g">G. H. Butcher</hi> über den Fall eines seiner Hospitalkranken, eines jüngern, kräftigen Weinküfers, dessen Magen in Folge des übermäßigen Genusses geistiger Getränke so reizbar geworden war, daß alle und jede Nahrung wieder ausgebrochen wurde. Sein Gesicht hatte einen wilden, ängstlichen Ausdruck; das Zittern der Hände und Zunge fand im höchsten Grade Statt; die Sprache war übereilt und stotternd; er war völlig wahnsinnig und blickte beständig wild umher, als ob er sich von großer Gefahr bedroht glaube. Puls 120, Körperoberfläche brennend heiß; Gesicht von Schweiß triefend und Haare völlig naß davon. Man brachte ihn zu Bett; allein er wollte nicht darin bleiben, sondern sprang heraus und ging fortwährend umher.</p> <p>Es wurden dem Kranken zu dreien Malen Pillen von Calomel und Opium gereicht, welche jedoch stets wieder ausgebrochen wurden. Einem Trank aus 1 Gran Morphin, 2 Tropfen Creosot und 1 Unze Kamphermixtur ging es nicht besser. Selbst den Schluck Wasser, </p> </div> </back> </text> </TEI> [98/0108]
eigenthümliche Zittern des Körpers, das meistens lange anhält, mindert sich bedeutend, oder verschwindet auch gänzlich. Gewöhnlich tritt nach mehrtägigem Gebrauche des Mittels eine anhaltende Stuhlverstopfung ein, welche durch ein Abführungsmittel beseitigt werden muß. (Aus der „Medicin. Zeitung Rußlands“ Nr. 18. Mai 1850.)
In der neuesten Zeit ist auch mit dem innerlichen Gebrauche starker Gaben Chloroforms, zuerst in America *), später in England gegen die fragliche Krankheit erfolgreich zu Felde gezogen worden, und zwar in Fällen, welche allen andern dagegen angewendeten Mitteln, wie Calomel, Opium, Morphin, Creosot und Kampher, bereits Trotz geboten hatten. So berichtet der englische Arzt, Richard G. H. Butcher über den Fall eines seiner Hospitalkranken, eines jüngern, kräftigen Weinküfers, dessen Magen in Folge des übermäßigen Genusses geistiger Getränke so reizbar geworden war, daß alle und jede Nahrung wieder ausgebrochen wurde. Sein Gesicht hatte einen wilden, ängstlichen Ausdruck; das Zittern der Hände und Zunge fand im höchsten Grade Statt; die Sprache war übereilt und stotternd; er war völlig wahnsinnig und blickte beständig wild umher, als ob er sich von großer Gefahr bedroht glaube. Puls 120, Körperoberfläche brennend heiß; Gesicht von Schweiß triefend und Haare völlig naß davon. Man brachte ihn zu Bett; allein er wollte nicht darin bleiben, sondern sprang heraus und ging fortwährend umher.
Es wurden dem Kranken zu dreien Malen Pillen von Calomel und Opium gereicht, welche jedoch stets wieder ausgebrochen wurden. Einem Trank aus 1 Gran Morphin, 2 Tropfen Creosot und 1 Unze Kamphermixtur ging es nicht besser. Selbst den Schluck Wasser,
*) Siehe American Journal of the Med. Sciences, January 1852.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-11-01T10:28:26Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Benjamin Fiechter, Frank Wiegand: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-11-01T10:28:26Z)
Bayerische Staatsbibliothek München: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-11-01T10:28:26Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription: Die Transkription erfolgte nach den unter http://de.wikisource.org/wiki/Wikisource:Editionsrichtlinien formulierten Richtlinien. Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |