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Burk, Johann Albrecht: Gebet- und Lieder-Buch zum Privat-Gebrauch für Kinder und für junge Christen reiferen Alters. Tübingen, 1775.

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Zuschrift an die
hen. -- -- Eine vornehme adeliche Dame erzehl-
te mir, daß sie den erhabenen und süssen Eindruck,
den sie von der Religion bis ihr sechzehendes Jahr
unverändert behalten hätte, einer Stunde, die sie
noch bis auf diesen Tag als die seeligste in ihrem
Leben pries, zuschreiben müßte: Dieser Stun-
de, da sie einsmals in das Kabinet ihrer frommen
Mutter in Gedanken getreten wäre und dieselbe
auf den Knien in der allerandächtigsten Lage,
betend und weinend mit einer ganz unbeschreib-
lichen Hochachtung und innern Bewegung an-
getroffen habe. Da ich aber zu dem Gebete, wel-
ches das vornehmste Heiligungs-Mittel von
unserer Seite ist, so rührende Vorbereitungen
erfordere, so wird man vermuthen, als wenn
ich glaubte, daß man Kinder nicht oft und auch
nicht zu gesetzten Zeiten beten lassen sollte.
Und in der That ich bin dieser Meinung. Die
ernsthaftesten und wichtigsten Handlungen wer-
den durch die Gewohnheit verächtlich gemacht.
Ich habe auch davon, daß ich Kinder, wenn
sie sich unartig aufgeführet hatten, der Gnade,
zu dem Allerheiligsten zu beten, unwürdig er-
kläret habe, die allervortheilhafteste Wirkun-
gen gesehen. Und diese Art der Strafe ist ih-
nen höchstempfindlich gewesen." --

(Bis hieher Herr D. Miller.)

Wenn christliche Eltern das Bisherige wohl
beherzigen, so werden sie es nun schon für nö-
thig halten, mit den kleineren Kindern beson-
dere Betübungen
anzustellen; welches, in-
dem die ältern Geschwister schon au ihrem Ge-

schäft

Zuſchrift an die
hen. — — Eine vornehme adeliche Dame erzehl-
te mir, daß ſie den erhabenen und ſuͤſſen Eindruck,
den ſie von der Religion bis ihr ſechzehendes Jahr
unveraͤndert behalten haͤtte, einer Stunde, die ſie
noch bis auf dieſen Tag als die ſeeligſte in ihrem
Leben pries, zuſchreiben muͤßte: Dieſer Stun-
de, da ſie einsmals in das Kabinet ihrer frommen
Mutter in Gedanken getreten waͤre und dieſelbe
auf den Knien in der allerandaͤchtigſten Lage,
betend und weinend mit einer ganz unbeſchreib-
lichen Hochachtung und innern Bewegung an-
getroffen habe. Da ich aber zu dem Gebete, wel-
ches das vornehmſte Heiligungs-Mittel von
unſerer Seite iſt, ſo ruͤhrende Vorbereitungen
erfordere, ſo wird man vermuthen, als wenn
ich glaubte, daß man Kinder nicht oft und auch
nicht zu geſetzten Zeiten beten laſſen ſollte.
Und in der That ich bin dieſer Meinung. Die
ernſthafteſten und wichtigſten Handlungen wer-
den durch die Gewohnheit veraͤchtlich gemacht.
Ich habe auch davon, daß ich Kinder, wenn
ſie ſich unartig aufgefuͤhret hatten, der Gnade,
zu dem Allerheiligſten zu beten, unwuͤrdig er-
klaͤret habe, die allervortheilhafteſte Wirkun-
gen geſehen. Und dieſe Art der Strafe iſt ih-
nen hoͤchſtempfindlich geweſen.„ —

(Bis hieher Herr D. Miller.)

Wenn chriſtliche Eltern das Bisherige wohl
beherzigen, ſo werden ſie es nun ſchon fuͤr noͤ-
thig halten, mit den kleineren Kindern beſon-
dere Betuͤbungen
anzuſtellen; welches, in-
dem die aͤltern Geſchwiſter ſchon au ihrem Ge-

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[XXXIV/0038] Zuſchrift an die hen. — — Eine vornehme adeliche Dame erzehl- te mir, daß ſie den erhabenen und ſuͤſſen Eindruck, den ſie von der Religion bis ihr ſechzehendes Jahr unveraͤndert behalten haͤtte, einer Stunde, die ſie noch bis auf dieſen Tag als die ſeeligſte in ihrem Leben pries, zuſchreiben muͤßte: Dieſer Stun- de, da ſie einsmals in das Kabinet ihrer frommen Mutter in Gedanken getreten waͤre und dieſelbe auf den Knien in der allerandaͤchtigſten Lage, betend und weinend mit einer ganz unbeſchreib- lichen Hochachtung und innern Bewegung an- getroffen habe. Da ich aber zu dem Gebete, wel- ches das vornehmſte Heiligungs-Mittel von unſerer Seite iſt, ſo ruͤhrende Vorbereitungen erfordere, ſo wird man vermuthen, als wenn ich glaubte, daß man Kinder nicht oft und auch nicht zu geſetzten Zeiten beten laſſen ſollte. Und in der That ich bin dieſer Meinung. Die ernſthafteſten und wichtigſten Handlungen wer- den durch die Gewohnheit veraͤchtlich gemacht. Ich habe auch davon, daß ich Kinder, wenn ſie ſich unartig aufgefuͤhret hatten, der Gnade, zu dem Allerheiligſten zu beten, unwuͤrdig er- klaͤret habe, die allervortheilhafteſte Wirkun- gen geſehen. Und dieſe Art der Strafe iſt ih- nen hoͤchſtempfindlich geweſen.„ — (Bis hieher Herr D. Miller.) Wenn chriſtliche Eltern das Bisherige wohl beherzigen, ſo werden ſie es nun ſchon fuͤr noͤ- thig halten, mit den kleineren Kindern beſon- dere Betuͤbungen anzuſtellen; welches, in- dem die aͤltern Geſchwiſter ſchon au ihrem Ge- ſchaͤft

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Zitationshilfe: Burk, Johann Albrecht: Gebet- und Lieder-Buch zum Privat-Gebrauch für Kinder und für junge Christen reiferen Alters. Tübingen, 1775, S. XXXIV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burk_gebet_1775/38>, abgerufen am 23.11.2024.