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Burk, Johann Albrecht: Gebet- und Lieder-Buch zum Privat-Gebrauch für Kinder und für junge Christen reiferen Alters. Tübingen, 1775.

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Eltern und Lehrer.
schäft sind, unter der Aufsicht des Vaters oder der
Mutter, solcher Personen, denen sie Ehrerbie-
tung und Gehorsam schuldig sind, in einem be-
sondern Zimmer geschehen kann. Es ist nicht
genug, die Kinder allein mit einer Kindsmagd
oder älteren Schwester zum Gebet zu schicken;
denn es kann unter drey oder vier Kindern auch
während des Betens Zwistigkeiten geben, und
diese soll die Gegenwart des Vaters oder der
Mutter verhüten, denn wenn einmal Unord-
nung entsteht und erst Vater oder Mutter geru-
fen werden soll, so ist es dem Uebel, wenigstens
für denselben Fall, schon nicht mehr zu helfen.

Die Gegenwart des Vaters oder der Mut-
ter ist aber auch darum nöthig, damit die Kinder
durch sie zum Gebet vorbereitet werden, wel-
ches entweder durch Vorlesen biblischer Sprüche,
die keine Gebete sind, oder durch Hersagen
eines erbaulichen Liedes, samt darauf folgen-
der Erinnerung der Eltern, bewirket werden
könnte. Dazu müssen sich aber die Eltern der
allerfreundlichsten Worte (nicht des Schel-
tens,
nicht der Schläge, ach leider, daß man
diß erinnern muß!) bedienen: "Liebes Kind,
du wirst jetzt mit deinem lieben GOtt, mit dei-
nem lieben Heilande -- reden, sey aufmerksam,
still, andächtig u. s. w. Durch solche Vorberei-
tungen wird die Aufmerksamkeit schon erweckt,
und am besten dadurch unterhalten, wenn der
Vater selbst den Anfang mit einem kurzen Ge-
bete macht, und die Eltern auch während dem
daß die Kinder beten, sich andächtig bezeugen,

wenn
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Eltern und Lehrer.
ſchaͤft ſind, unter der Aufſicht des Vaters oder der
Mutter, ſolcher Perſonen, denen ſie Ehrerbie-
tung und Gehorſam ſchuldig ſind, in einem be-
ſondern Zimmer geſchehen kann. Es iſt nicht
genug, die Kinder allein mit einer Kindsmagd
oder aͤlteren Schweſter zum Gebet zu ſchicken;
denn es kann unter drey oder vier Kindern auch
waͤhrend des Betens Zwiſtigkeiten geben, und
dieſe ſoll die Gegenwart des Vaters oder der
Mutter verhuͤten, denn wenn einmal Unord-
nung entſteht und erſt Vater oder Mutter geru-
fen werden ſoll, ſo iſt es dem Uebel, wenigſtens
fuͤr denſelben Fall, ſchon nicht mehr zu helfen.

Die Gegenwart des Vaters oder der Mut-
ter iſt aber auch darum noͤthig, damit die Kinder
durch ſie zum Gebet vorbereitet werden, wel-
ches entweder durch Vorleſen bibliſcher Spruͤche,
die keine Gebete ſind, oder durch Herſagen
eines erbaulichen Liedes, ſamt darauf folgen-
der Erinnerung der Eltern, bewirket werden
koͤnnte. Dazu muͤſſen ſich aber die Eltern der
allerfreundlichſten Worte (nicht des Schel-
tens,
nicht der Schlaͤge, ach leider, daß man
diß erinnern muß!) bedienen: „Liebes Kind,
du wirſt jetzt mit deinem lieben GOtt, mit dei-
nem lieben Heilande — reden, ſey aufmerkſam,
ſtill, andaͤchtig u. ſ. w. Durch ſolche Vorberei-
tungen wird die Aufmerkſamkeit ſchon erweckt,
und am beſten dadurch unterhalten, wenn der
Vater ſelbſt den Anfang mit einem kurzen Ge-
bete macht, und die Eltern auch waͤhrend dem
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[XXXV/0039] Eltern und Lehrer. ſchaͤft ſind, unter der Aufſicht des Vaters oder der Mutter, ſolcher Perſonen, denen ſie Ehrerbie- tung und Gehorſam ſchuldig ſind, in einem be- ſondern Zimmer geſchehen kann. Es iſt nicht genug, die Kinder allein mit einer Kindsmagd oder aͤlteren Schweſter zum Gebet zu ſchicken; denn es kann unter drey oder vier Kindern auch waͤhrend des Betens Zwiſtigkeiten geben, und dieſe ſoll die Gegenwart des Vaters oder der Mutter verhuͤten, denn wenn einmal Unord- nung entſteht und erſt Vater oder Mutter geru- fen werden ſoll, ſo iſt es dem Uebel, wenigſtens fuͤr denſelben Fall, ſchon nicht mehr zu helfen. Die Gegenwart des Vaters oder der Mut- ter iſt aber auch darum noͤthig, damit die Kinder durch ſie zum Gebet vorbereitet werden, wel- ches entweder durch Vorleſen bibliſcher Spruͤche, die keine Gebete ſind, oder durch Herſagen eines erbaulichen Liedes, ſamt darauf folgen- der Erinnerung der Eltern, bewirket werden koͤnnte. Dazu muͤſſen ſich aber die Eltern der allerfreundlichſten Worte (nicht des Schel- tens, nicht der Schlaͤge, ach leider, daß man diß erinnern muß!) bedienen: „Liebes Kind, du wirſt jetzt mit deinem lieben GOtt, mit dei- nem lieben Heilande — reden, ſey aufmerkſam, ſtill, andaͤchtig u. ſ. w. Durch ſolche Vorberei- tungen wird die Aufmerkſamkeit ſchon erweckt, und am beſten dadurch unterhalten, wenn der Vater ſelbſt den Anfang mit einem kurzen Ge- bete macht, und die Eltern auch waͤhrend dem daß die Kinder beten, ſich andaͤchtig bezeugen, wenn c 2

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Zitationshilfe: Burk, Johann Albrecht: Gebet- und Lieder-Buch zum Privat-Gebrauch für Kinder und für junge Christen reiferen Alters. Tübingen, 1775, S. XXXV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burk_gebet_1775/39>, abgerufen am 21.11.2024.