Burk, Johann Albrecht: Gebet- und Lieder-Buch zum Privat-Gebrauch für Kinder und für junge Christen reiferen Alters. Tübingen, 1775.Vorrede. Sammlung von christlichen Gesängen und Lie-dern -- sondern ein Gebet- und Lieder-Buch für Kinder und junge Christen -- wollte ich liefern. Der Gesang (in so ferne man ihn vom Lied zu un- terscheiden pflegt) und die Ode fanden also hier kei- nen Platz. Ich habe schon in der Zuschrift davon geredet, daß ich mir die Verständlichkeit des Inn- halts und die Deutlichkeit des Ausdrucks zum Haupt- Gesetz gemacht habe; (Seite XV.) -- hier setze ich noch hinzu, ich habe auch auf die Reinigkeit der Sprache und einen guten regelmäßigen Versbau gesehen: weil ich diese Eigenschaften für nöthig, aber auch für hinlänglich hielt, um den Geschmack der kleinen Jugend nicht schon vorher zu verderben, ehe man Gelegenheit hat, ihn zu bilden: -- und, um bey der Jugend dem Vorurtheil zu begegnen, als wenn die geistliche Dichtkunst von allem Reitz und Zierlichkeit entblösst wäre. Doch ist meine Wahl bey den Versen und bey den Liedern immer auf sol- che Stücke gefallen, wo sich der geistliche Dichter zu der allgemeinen Fähigkeit der Menschen herab- gelassen hatte, und ich habe absonderlich im ersten Theil eine manche dichterische Stelle, die ich mei- nen Lesern sonst gerne gegönnt hätte, weglassen müssen, weil sie mir über die Fähigkeit der Kinder zu gehen schien, und es mir mehr darum zu thun war, deutliche, faßliche, verständliche Gebete und Lieder zu sammeln, als für das Vergnügen zu sor- gen, das die geistliche Dichtkunst einem Leser von gereinigtem Geschmack gewähret. Uebrigens fehlt es ja nicht an Gelegenheit, wenn getreue Eltern oder Lehrer ihre Kinder frühzeitig mit den guten Gesängen D. Luthers, Paul Gerhards, und ande- rer -- mit den besten Sammlungen von ältern oder neueren Liedern -- mit den Werken eines Cramers, Gellerts, Hillers, Klopstocks, Lie- bichs, Münters, Neanders, Schlegels, und anderer guter Dichter -- wollen bekannt werden lassen. Die c 5
Vorrede. Sammlung von chriſtlichen Geſaͤngen und Lie-dern — ſondern ein Gebet- und Lieder-Buch fuͤr Kinder und junge Chriſten — wollte ich liefern. Der Geſang (in ſo ferne man ihn vom Lied zu un- terſcheiden pflegt) und die Ode fanden alſo hier kei- nen Platz. Ich habe ſchon in der Zuſchrift davon geredet, daß ich mir die Verſtaͤndlichkeit des Inn- halts und die Deutlichkeit des Ausdrucks zum Haupt- Geſetz gemacht habe; (Seite XV.) — hier ſetze ich noch hinzu, ich habe auch auf die Reinigkeit der Sprache und einen guten regelmaͤßigen Versbau geſehen: weil ich dieſe Eigenſchaften fuͤr noͤthig, aber auch fuͤr hinlaͤnglich hielt, um den Geſchmack der kleinen Jugend nicht ſchon vorher zu verderben, ehe man Gelegenheit hat, ihn zu bilden: — und, um bey der Jugend dem Vorurtheil zu begegnen, als wenn die geiſtliche Dichtkunſt von allem Reitz und Zierlichkeit entbloͤſſt waͤre. Doch iſt meine Wahl bey den Verſen und bey den Liedern immer auf ſol- che Stuͤcke gefallen, wo ſich der geiſtliche Dichter zu der allgemeinen Faͤhigkeit der Menſchen herab- gelaſſen hatte, und ich habe abſonderlich im erſten Theil eine manche dichteriſche Stelle, die ich mei- nen Leſern ſonſt gerne gegoͤnnt haͤtte, weglaſſen muͤſſen, weil ſie mir uͤber die Faͤhigkeit der Kinder zu gehen ſchien, und es mir mehr darum zu thun war, deutliche, faßliche, verſtaͤndliche Gebete und Lieder zu ſammeln, als fuͤr das Vergnuͤgen zu ſor- gen, das die geiſtliche Dichtkunſt einem Leſer von gereinigtem Geſchmack gewaͤhret. Uebrigens fehlt es ja nicht an Gelegenheit, wenn getreue Eltern oder Lehrer ihre Kinder fruͤhzeitig mit den guten Geſaͤngen D. Luthers, Paul Gerhards, und ande- rer — mit den beſten Sammlungen von aͤltern oder neueren Liedern — mit den Werken eines Cramers, Gellerts, Hillers, Klopſtocks, Lie- bichs, Muͤnters, Neanders, Schlegels, und anderer guter Dichter — wollen bekannt werden laſſen. Die c 5
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Vorrede.
Sammlung von chriſtlichen Geſaͤngen und Lie-
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Kinder und junge Chriſten — wollte ich liefern.
Der Geſang (in ſo ferne man ihn vom Lied zu un-
terſcheiden pflegt) und die Ode fanden alſo hier kei-
nen Platz. Ich habe ſchon in der Zuſchrift davon
geredet, daß ich mir die Verſtaͤndlichkeit des Inn-
halts und die Deutlichkeit des Ausdrucks zum Haupt-
Geſetz gemacht habe; (Seite XV.) — hier ſetze ich
noch hinzu, ich habe auch auf die Reinigkeit der
Sprache und einen guten regelmaͤßigen Versbau
geſehen: weil ich dieſe Eigenſchaften fuͤr noͤthig, aber
auch fuͤr hinlaͤnglich hielt, um den Geſchmack der
kleinen Jugend nicht ſchon vorher zu verderben, ehe
man Gelegenheit hat, ihn zu bilden: — und, um
bey der Jugend dem Vorurtheil zu begegnen, als
wenn die geiſtliche Dichtkunſt von allem Reitz und
Zierlichkeit entbloͤſſt waͤre. Doch iſt meine Wahl
bey den Verſen und bey den Liedern immer auf ſol-
che Stuͤcke gefallen, wo ſich der geiſtliche Dichter
zu der allgemeinen Faͤhigkeit der Menſchen herab-
gelaſſen hatte, und ich habe abſonderlich im erſten
Theil eine manche dichteriſche Stelle, die ich mei-
nen Leſern ſonſt gerne gegoͤnnt haͤtte, weglaſſen
muͤſſen, weil ſie mir uͤber die Faͤhigkeit der Kinder
zu gehen ſchien, und es mir mehr darum zu thun
war, deutliche, faßliche, verſtaͤndliche Gebete und
Lieder zu ſammeln, als fuͤr das Vergnuͤgen zu ſor-
gen, das die geiſtliche Dichtkunſt einem Leſer von
gereinigtem Geſchmack gewaͤhret. Uebrigens fehlt
es ja nicht an Gelegenheit, wenn getreue Eltern
oder Lehrer ihre Kinder fruͤhzeitig mit den guten
Geſaͤngen D. Luthers, Paul Gerhards, und ande-
rer — mit den beſten Sammlungen von aͤltern
oder neueren Liedern — mit den Werken eines
Cramers, Gellerts, Hillers, Klopſtocks, Lie-
bichs, Muͤnters, Neanders, Schlegels, und
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(2023-05-24T12:24:22Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
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