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Burk, Johann Albrecht: Gebet- und Lieder-Buch zum Privat-Gebrauch für Kinder und für junge Christen reiferen Alters. Tübingen, 1775.

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Vorrede.

Die Aufrichtigkeit, die ich meinen Lesern schul-
dig zu seyn glaube, macht es mir nun auch zur
Pflicht, ihnen nicht zu verhehlen, daß ich mir die
Freyheit genommmen habe, in vielen Stellen der-
jenigen Gebete, Lieder und Verse, die ich andern
Verfassern abgeborgt habe, Aenderungen vorzuneh-
men, zu welchen ich durch die Endzwecke, die ich
zu erreichen suchte, veranlasset worden bin. Ich
habe aber diese Freyheit so vorsichtig und sparsam
gebraucht, als es möglich war. Meine Absicht
war nicht sowohl, den Sinn der Worte hie und
da zu ändern, -- denn wenn ich sah, daß ich diß
nöthig haben würde, so ließ ich die Stelle lieber
ganz weg -- sondern meine meiste Aenderungen
haben ihren Grund entweder in einem unschicklichen
Ausdruck, oder in einer undeutlichen und verwor-
fenen Wortfügung, oder in einem nicht reinen Rei-
men
etc. gehabt: -- von welchen Fällen ich mir ge-
traue, befriedigende Beyspiele anzuführen, wenn
ich nicht fürchten müßte, eine solche weitläufigere
Rechenschaft werde für meine Leser ohne Nutzen
seyn. -- Ich hoffe, man werde mir diese Frey-
heit zu gut halten und mich nicht beschuldigen, als
wenn ich dadurch gegen diejenige würdige Männer,
deren Ausdrücke von mir verändert worden sind,
einige Verachtung hätte zu erkennen geben wollen:
und ich hoffe diß um so mehr, da ich in öffentlichen
Recensionen deßwegen getadelt worden bin, daß ich
mich dieser Freyheit nicht bereits schon bey der er-
sten Auflage häufiger bedient habe. (*)

Auch
geborgt,
(*) Noch ein anderer Tadel ist in einer Recension auf
mich gefallen, wegen des Beyfalls den ich den
Hillerischen Schriften vorzüglich gebe; welchen es
(nach des Herrn Recensenten Meynung) an der
rechten Art eines feinen und leichten Ausdrucks
oft fehlen soll.
Dem seye wie ihm wolle, so trift
mich dieser Tadel nur in so fern, wenn mir ge-
zeigt werden könnte, daß es auch denenjenigen
Versen und Liedern,
die ich diesem Dichter ab-
Vorrede.

Die Aufrichtigkeit, die ich meinen Leſern ſchul-
dig zu ſeyn glaube, macht es mir nun auch zur
Pflicht, ihnen nicht zu verhehlen, daß ich mir die
Freyheit genommmen habe, in vielen Stellen der-
jenigen Gebete, Lieder und Verſe, die ich andern
Verfaſſern abgeborgt habe, Aenderungen vorzuneh-
men, zu welchen ich durch die Endzwecke, die ich
zu erreichen ſuchte, veranlaſſet worden bin. Ich
habe aber dieſe Freyheit ſo vorſichtig und ſparſam
gebraucht, als es moͤglich war. Meine Abſicht
war nicht ſowohl, den Sinn der Worte hie und
da zu aͤndern, — denn wenn ich ſah, daß ich diß
noͤthig haben wuͤrde, ſo ließ ich die Stelle lieber
ganz weg — ſondern meine meiſte Aenderungen
haben ihren Grund entweder in einem unſchicklichen
Ausdruck, oder in einer undeutlichen und verwor-
fenen Wortfuͤgung, oder in einem nicht reinen Rei-
men
ꝛc. gehabt: — von welchen Faͤllen ich mir ge-
traue, befriedigende Beyſpiele anzufuͤhren, wenn
ich nicht fuͤrchten muͤßte, eine ſolche weitlaͤufigere
Rechenſchaft werde fuͤr meine Leſer ohne Nutzen
ſeyn. — Ich hoffe, man werde mir dieſe Frey-
heit zu gut halten und mich nicht beſchuldigen, als
wenn ich dadurch gegen diejenige wuͤrdige Maͤnner,
deren Ausdruͤcke von mir veraͤndert worden ſind,
einige Verachtung haͤtte zu erkennen geben wollen:
und ich hoffe diß um ſo mehr, da ich in oͤffentlichen
Recenſionen deßwegen getadelt worden bin, daß ich
mich dieſer Freyheit nicht bereits ſchon bey der er-
ſten Auflage haͤufiger bedient habe. (*)

Auch
geborgt,
(*) Noch ein anderer Tadel iſt in einer Recenſion auf
mich gefallen, wegen des Beyfalls den ich den
Hilleriſchen Schriften vorzuͤglich gebe; welchen es
(nach des Herrn Recenſenten Meynung) an der
rechten Art eines feinen und leichten Ausdrucks
oft fehlen ſoll.
Dem ſeye wie ihm wolle, ſo trift
mich dieſer Tadel nur in ſo fern, wenn mir ge-
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Verſen und Liedern,
die ich dieſem Dichter ab-
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[XLII/0046] Vorrede. Die Aufrichtigkeit, die ich meinen Leſern ſchul- dig zu ſeyn glaube, macht es mir nun auch zur Pflicht, ihnen nicht zu verhehlen, daß ich mir die Freyheit genommmen habe, in vielen Stellen der- jenigen Gebete, Lieder und Verſe, die ich andern Verfaſſern abgeborgt habe, Aenderungen vorzuneh- men, zu welchen ich durch die Endzwecke, die ich zu erreichen ſuchte, veranlaſſet worden bin. Ich habe aber dieſe Freyheit ſo vorſichtig und ſparſam gebraucht, als es moͤglich war. Meine Abſicht war nicht ſowohl, den Sinn der Worte hie und da zu aͤndern, — denn wenn ich ſah, daß ich diß noͤthig haben wuͤrde, ſo ließ ich die Stelle lieber ganz weg — ſondern meine meiſte Aenderungen haben ihren Grund entweder in einem unſchicklichen Ausdruck, oder in einer undeutlichen und verwor- fenen Wortfuͤgung, oder in einem nicht reinen Rei- men ꝛc. gehabt: — von welchen Faͤllen ich mir ge- traue, befriedigende Beyſpiele anzufuͤhren, wenn ich nicht fuͤrchten muͤßte, eine ſolche weitlaͤufigere Rechenſchaft werde fuͤr meine Leſer ohne Nutzen ſeyn. — Ich hoffe, man werde mir dieſe Frey- heit zu gut halten und mich nicht beſchuldigen, als wenn ich dadurch gegen diejenige wuͤrdige Maͤnner, deren Ausdruͤcke von mir veraͤndert worden ſind, einige Verachtung haͤtte zu erkennen geben wollen: und ich hoffe diß um ſo mehr, da ich in oͤffentlichen Recenſionen deßwegen getadelt worden bin, daß ich mich dieſer Freyheit nicht bereits ſchon bey der er- ſten Auflage haͤufiger bedient habe. (*) Auch geborgt, (*) Noch ein anderer Tadel iſt in einer Recenſion auf mich gefallen, wegen des Beyfalls den ich den Hilleriſchen Schriften vorzuͤglich gebe; welchen es (nach des Herrn Recenſenten Meynung) an der rechten Art eines feinen und leichten Ausdrucks oft fehlen ſoll. Dem ſeye wie ihm wolle, ſo trift mich dieſer Tadel nur in ſo fern, wenn mir ge- zeigt werden koͤnnte, daß es auch denenjenigen Verſen und Liedern, die ich dieſem Dichter ab-

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Burk, Johann Albrecht: Gebet- und Lieder-Buch zum Privat-Gebrauch für Kinder und für junge Christen reiferen Alters. Tübingen, 1775, S. XLII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burk_gebet_1775/46>, abgerufen am 31.05.2024.