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Burk, Johann Albrecht: Gebet- und Lieder-Buch zum Privat-Gebrauch für Kinder und für junge Christen reiferen Alters. Tübingen, 1775.

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Vorrede.
Alter Seite 281, 6.) Wie kann man denn von ei-
nem Kind sagen, es bete, wenn es die Gebetsfor-
mel, die es hersagen muß, nicht nur nicht verstehet,
sondern dieselbe auch so beschaffen ist, daß sie ihm
nicht einmal kann verständlich gemacht werden? --
Ich bitte das ganze angeführte Capitel nachzulesen.

"Einige gottselige Leute lassen sich von der Heftig-
keit ihres Affects so verleiten, daß sie im Gebet,
in Predigten und in Schriften solche Redensarten ge-
brauchen, die entweder gar keinen oder doch un-
gereimten Verstand geben.
---- Man thut un-
streitig besser, wenn man sich von ungewöhnlichen
Redensarten enthält, welche einigen anstössig seyn
und diejenige die nicht sattsam geübte Sinne haben,
irre machen können. Wir sehen auch nicht, was man
für einen Beruf habe, oder was für ein Nutzen da-
von zu erwarten stehe, wenn man alle bedenklichen
Ausdrückungen
der Liederschreiber, welche manch-
mal die Einbildungskraft zu sehr erhitzet, rechtferti-
gen wollte.
" (S. 285, 13.) Solche Erinnerungen
überhaupt erkläret Bengel für rechtmässig. (14.)

"Man könnte, so zu reden, einen Indicem expur-
gatorium
machen, da auch feine Gebete, Lieder und
Betrachtungen nicht unbillig gerühret werden müss-
ten." (S. 286, 14.) Wenn also neue Sammlungen
(absonderlich für Kinder) gemacht werden, so muß
mans für seine Pflicht halten, sorgfältig zu handeln.

"Viele meynen, GOtt selbst habe den Namen Ze-
baoth,
da doch durch die Zebaoth eben die Heer-
schaaren, die dem HErrn dienen,
bedeutet wer-
den. -- -- Bedächtliche Lehrer haben von gerau-
men Zeiten her erinnert, daß das Wort Dreyeinig-
keit
geziemender sey, als das Wort: Dreyfaltigkeit."
(S. 289 f. 18 f.) Ich habe sowol dieses als jenes
Wort in diesem Buch möglichst vermieden. Denn
wenn man den Kindern schon erkläret, was z. B.
das Wort Zebaoth für eine Bedeutung habe, so ver-
gessen sie es doch bald wieder, und verwechseln als-
denn die Begriffe mit einander.

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Vorrede.
Alter Seite 281, 6.) Wie kann man denn von ei-
nem Kind ſagen, es bete, wenn es die Gebetsfor-
mel, die es herſagen muß, nicht nur nicht verſtehet,
ſondern dieſelbe auch ſo beſchaffen iſt, daß ſie ihm
nicht einmal kann verſtaͤndlich gemacht werden? —
Ich bitte das ganze angefuͤhrte Capitel nachzuleſen.

„Einige gottſelige Leute laſſen ſich von der Heftig-
keit ihres Affects ſo verleiten, daß ſie im Gebet,
in Predigten und in Schriften ſolche Redensarten ge-
brauchen, die entweder gar keinen oder doch un-
gereimten Verſtand geben.
—— Man thut un-
ſtreitig beſſer, wenn man ſich von ungewoͤhnlichen
Redensarten enthaͤlt, welche einigen anſtoͤſſig ſeyn
und diejenige die nicht ſattſam geuͤbte Sinne haben,
irre machen koͤnnen. Wir ſehen auch nicht, was man
fuͤr einen Beruf habe, oder was fuͤr ein Nutzen da-
von zu erwarten ſtehe, wenn man alle bedenklichen
Ausdruͤckungen
der Liederſchreiber, welche manch-
mal die Einbildungskraft zu ſehr erhitzet, rechtferti-
gen wollte.
„ (S. 285, 13.) Solche Erinnerungen
uͤberhaupt erklaͤret Bengel fuͤr rechtmaͤſſig. (14.)

„Man koͤnnte, ſo zu reden, einen Indicem expur-
gatorium
machen, da auch feine Gebete, Lieder und
Betrachtungen nicht unbillig geruͤhret werden muͤſſ-
ten.„ (S. 286, 14.) Wenn alſo neue Sammlungen
(abſonderlich fuͤr Kinder) gemacht werden, ſo muß
mans fuͤr ſeine Pflicht halten, ſorgfaͤltig zu handeln.

„Viele meynen, GOtt ſelbſt habe den Namen Ze-
baoth,
da doch durch die Zebaoth eben die Heer-
ſchaaren, die dem HErrn dienen,
bedeutet wer-
den. — — Bedaͤchtliche Lehrer haben von gerau-
men Zeiten her erinnert, daß das Wort Dreyeinig-
keit
geziemender ſey, als das Wort: Dreyfaltigkeit.
(S. 289 f. 18 f.) Ich habe ſowol dieſes als jenes
Wort in dieſem Buch moͤglichſt vermieden. Denn
wenn man den Kindern ſchon erklaͤret, was z. B.
das Wort Zebaoth fuͤr eine Bedeutung habe, ſo ver-
geſſen ſie es doch bald wieder, und verwechſeln als-
denn die Begriffe mit einander.

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[XLIX/0053] Vorrede. Alter Seite 281, 6.) Wie kann man denn von ei- nem Kind ſagen, es bete, wenn es die Gebetsfor- mel, die es herſagen muß, nicht nur nicht verſtehet, ſondern dieſelbe auch ſo beſchaffen iſt, daß ſie ihm nicht einmal kann verſtaͤndlich gemacht werden? — Ich bitte das ganze angefuͤhrte Capitel nachzuleſen. „Einige gottſelige Leute laſſen ſich von der Heftig- keit ihres Affects ſo verleiten, daß ſie im Gebet, in Predigten und in Schriften ſolche Redensarten ge- brauchen, die entweder gar keinen oder doch un- gereimten Verſtand geben. —— Man thut un- ſtreitig beſſer, wenn man ſich von ungewoͤhnlichen Redensarten enthaͤlt, welche einigen anſtoͤſſig ſeyn und diejenige die nicht ſattſam geuͤbte Sinne haben, irre machen koͤnnen. Wir ſehen auch nicht, was man fuͤr einen Beruf habe, oder was fuͤr ein Nutzen da- von zu erwarten ſtehe, wenn man alle bedenklichen Ausdruͤckungen der Liederſchreiber, welche manch- mal die Einbildungskraft zu ſehr erhitzet, rechtferti- gen wollte.„ (S. 285, 13.) Solche Erinnerungen uͤberhaupt erklaͤret Bengel fuͤr rechtmaͤſſig. (14.) „Man koͤnnte, ſo zu reden, einen Indicem expur- gatorium machen, da auch feine Gebete, Lieder und Betrachtungen nicht unbillig geruͤhret werden muͤſſ- ten.„ (S. 286, 14.) Wenn alſo neue Sammlungen (abſonderlich fuͤr Kinder) gemacht werden, ſo muß mans fuͤr ſeine Pflicht halten, ſorgfaͤltig zu handeln. „Viele meynen, GOtt ſelbſt habe den Namen Ze- baoth, da doch durch die Zebaoth eben die Heer- ſchaaren, die dem HErrn dienen, bedeutet wer- den. — — Bedaͤchtliche Lehrer haben von gerau- men Zeiten her erinnert, daß das Wort Dreyeinig- keit geziemender ſey, als das Wort: Dreyfaltigkeit.„ (S. 289 f. 18 f.) Ich habe ſowol dieſes als jenes Wort in dieſem Buch moͤglichſt vermieden. Denn wenn man den Kindern ſchon erklaͤret, was z. B. das Wort Zebaoth fuͤr eine Bedeutung habe, ſo ver- geſſen ſie es doch bald wieder, und verwechſeln als- denn die Begriffe mit einander. Gar d

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Zitationshilfe: Burk, Johann Albrecht: Gebet- und Lieder-Buch zum Privat-Gebrauch für Kinder und für junge Christen reiferen Alters. Tübingen, 1775, S. XLIX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burk_gebet_1775/53>, abgerufen am 21.11.2024.