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Busoni, Ferruccio: Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst. 2. Aufl. Leipzig, [1916].

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cis und des; - die vorhergehende Tabelle erklärt alles
Fehlende.

Die Frage der Notation halte ich für nebensächlich. Wichtig
und drohend ist dagegen die Frage, wie und worauf diese
Töne zu erzeugen sind. Es trifft sich glücklich, daß ich während
der Arbeit an diesem Aufsatz eine direkte und authentische
Nachricht aus Amerika erhalte, welche die Frage in einfacher
Weise löst. Es ist die Mitteilung von Dr. Thaddeus Cahills
Erfindung. 1 Dieser Mann hat einen umfangreichen Appa-
rat konstruiert, welcher es ermöglicht, einen elektrischen Strom

1 " New Music for an old World. Dr. Thaddeus Cahills Dyna-
mophone, an extraordinary electrical Invention for producing scienti-
fically perfect music by Ray Stannard Baker ". Mc. Clure's Magazine,
July 1906. Vol. XXVII, No. 3.
-

Über diesen transzendentalen Tonerzeuger berichtet Mr. Baker des
weiteren: ... Die Wahrnehmung der Unvollkommenheit der Ton-
gebung bei allen Instrumenten führte Dr. Cahill zum Nachdenken.
Material, Indisposition, Temperatur, klimatische Zustände beeinträch-
tigen die Zuverlässigkeit eines jeden. Der Klavierspieler verliert die
Macht über den absterbenden Klang der Saite von dem Augenblick an,
wo die Taste angeschlagen wurde. Auf der Orgel kann die Empfindung
an der festgehaltenen Note nichts ändern. Dr. Cahill ersann die Idee
eines Instruments, welches dem Spieler die absolute Kontrolle über
jeden zu erzeugenden Ton und über dessen Ausdruck gewährte. Er
nahm sich die Theorien Helmholtz' zum Vorbild, die ihn lehrten, daß
die Verhältnisse der Zahl und der Stärke der Obertöne zum Grund-
ton den Ausschlag über den Klangcharakter der verschiedenen Instrumente
geben. Demnach konstruierte er zu dem Apparat, welcher den Grund-
ton schwingen läßt, eine Anzahl supplementärer Apparate, von welchen
jeder einen der Obertöne erzeugt, und konnte solche in beliebiger An-
ordnung und Stärke dem Grundton zuhäufen. So ist jeder Klang einer
mannigfaltigsten Charakterisierung fähig, sein Ausdruck auf das emp-
findlichste dynamisch zu regeln, die Stärke vom fast unhörbaren Pia-
nissimo bis zur unerträglichen Lautmacht zu produzieren. Und weil das

cis und des; – die vorhergehende Tabelle erklärt alles
Fehlende.

Die Frage der Notation halte ich für nebensächlich. Wichtig
und drohend ist dagegen die Frage, wie und worauf diese
Töne zu erzeugen sind. Es trifft sich glücklich, daß ich während
der Arbeit an diesem Aufsatz eine direkte und authentische
Nachricht aus Amerika erhalte, welche die Frage in einfacher
Weise löst. Es ist die Mitteilung von Dr. Thaddeus Cahills
Erfindung. 1 Dieser Mann hat einen umfangreichen Appa-
rat konstruiert, welcher es ermöglicht, einen elektrischen Strom

1 » New Music for an old World. Dr. Thaddeus Cahills Dyna-
mophone, an extraordinary electrical Invention for producing scienti-
fically perfect music by Ray Stannard Baker «. Mc. Clure’s Magazine,
July 1906. Vol. XXVII, No. 3.

Über diesen transzendentalen Tonerzeuger berichtet Mr. Baker des
weiteren: … Die Wahrnehmung der Unvollkommenheit der Ton-
gebung bei allen Instrumenten führte Dr. Cahill zum Nachdenken.
Material, Indisposition, Temperatur, klimatische Zustände beeinträch-
tigen die Zuverlässigkeit eines jeden. Der Klavierspieler verliert die
Macht über den absterbenden Klang der Saite von dem Augenblick an,
wo die Taste angeschlagen wurde. Auf der Orgel kann die Empfindung
an der festgehaltenen Note nichts ändern. Dr. Cahill ersann die Idee
eines Instruments, welches dem Spieler die absolute Kontrolle über
jeden zu erzeugenden Ton und über dessen Ausdruck gewährte. Er
nahm sich die Theorien Helmholtz’ zum Vorbild, die ihn lehrten, daß
die Verhältnisse der Zahl und der Stärke der Obertöne zum Grund-
ton den Ausschlag über den Klangcharakter der verschiedenen Instrumente
geben. Demnach konstruierte er zu dem Apparat, welcher den Grund-
ton schwingen läßt, eine Anzahl supplementärer Apparate, von welchen
jeder einen der Obertöne erzeugt, und konnte solche in beliebiger An-
ordnung und Stärke dem Grundton zuhäufen. So ist jeder Klang einer
mannigfaltigsten Charakterisierung fähig, sein Ausdruck auf das emp-
findlichste dynamisch zu regeln, die Stärke vom fast unhörbaren Pia-
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[44/0044] cis und des; – die vorhergehende Tabelle erklärt alles Fehlende. Die Frage der Notation halte ich für nebensächlich. Wichtig und drohend ist dagegen die Frage, wie und worauf diese Töne zu erzeugen sind. Es trifft sich glücklich, daß ich während der Arbeit an diesem Aufsatz eine direkte und authentische Nachricht aus Amerika erhalte, welche die Frage in einfacher Weise löst. Es ist die Mitteilung von Dr. Thaddeus Cahills Erfindung. 1 Dieser Mann hat einen umfangreichen Appa- rat konstruiert, welcher es ermöglicht, einen elektrischen Strom 1 » New Music for an old World. Dr. Thaddeus Cahills Dyna- mophone, an extraordinary electrical Invention for producing scienti- fically perfect music by Ray Stannard Baker «. Mc. Clure’s Magazine, July 1906. Vol. XXVII, No. 3. – Über diesen transzendentalen Tonerzeuger berichtet Mr. Baker des weiteren: … Die Wahrnehmung der Unvollkommenheit der Ton- gebung bei allen Instrumenten führte Dr. Cahill zum Nachdenken. Material, Indisposition, Temperatur, klimatische Zustände beeinträch- tigen die Zuverlässigkeit eines jeden. Der Klavierspieler verliert die Macht über den absterbenden Klang der Saite von dem Augenblick an, wo die Taste angeschlagen wurde. Auf der Orgel kann die Empfindung an der festgehaltenen Note nichts ändern. Dr. Cahill ersann die Idee eines Instruments, welches dem Spieler die absolute Kontrolle über jeden zu erzeugenden Ton und über dessen Ausdruck gewährte. Er nahm sich die Theorien Helmholtz’ zum Vorbild, die ihn lehrten, daß die Verhältnisse der Zahl und der Stärke der Obertöne zum Grund- ton den Ausschlag über den Klangcharakter der verschiedenen Instrumente geben. Demnach konstruierte er zu dem Apparat, welcher den Grund- ton schwingen läßt, eine Anzahl supplementärer Apparate, von welchen jeder einen der Obertöne erzeugt, und konnte solche in beliebiger An- ordnung und Stärke dem Grundton zuhäufen. So ist jeder Klang einer mannigfaltigsten Charakterisierung fähig, sein Ausdruck auf das emp- findlichste dynamisch zu regeln, die Stärke vom fast unhörbaren Pia- nissimo bis zur unerträglichen Lautmacht zu produzieren. Und weil das

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften, herausgegeben von Christian Schaper und Ullrich Scheideler, Humboldt-Universität zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2019-05-15T13:49:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Schaper, Maximilian Furthmüller, Theresa Menard, Vanda Hehr, Clemens Gubsch, Claudio Fuchs, Jupp Wegner, David Mews, Ullrich Scheideler: Bearbeitung der digitalen Edition. (2019-05-27T13:49:52Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung ins DTA-Basisformat (2019-05-27T13:49:52Z)

Weitere Informationen:

Textgrundlage von 1906 von Busoni hauptsächlich 1914 überarbeitet. Gedruckt 1916 in Altenburg; erschienen im Insel-Verlag zu Leipzig als Nr. 202 der Insel-Bücherei.

Die Transkription erfolgte nach den unter https://www.busoni-nachlass.org/de/Projekt/E1000003.html, http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat/ formulierten Richtlinien.

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Zitationshilfe: Busoni, Ferruccio: Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst. 2. Aufl. Leipzig, [1916], S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/busoni_entwurf_1916/44>, abgerufen am 21.11.2024.