Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652].Trostschreiben/ wegen des Klagen keine Endschaft erteile/ so folgetdoch nicht/ daß Sie meinem Exempel nach- öhmen solle: Und ob es auch wohl an deh- me/ daß einerley U sache unseren Unmuht zuwege bringet, so seyn wier doch in dersel- ben gar ungleich: Dann Jch bin zu schwach/ solchen Fall/ mit Heldenmühtiger Stand- haftigkeit zuertragen; und ihre Tugend ist nicht gewohnt des Unglükkes Streich aus- zuschlagen: Also hat Sie heilsame Artzney zu ihrem Ubel; Jch aber nichts/ als Mate- rien/ meine Wunden und Schmertzen zu vermehren. Aber/ wier wollen von den Blät- tern ablassen/ und zu den Zweigen greifen; Wier wollen die Zweige fahren lassen/ und den Baum ergreifen; und den Baum selbst/ darmit von der Wurtzel zureden. Es ist ja dieser Held gestorben; und wer hat Jhn aus dem Mittel gereumet? Seine Hertzhaf- tigkeit/ und also/ zuschlüßen/ seine Ehre; O glükseliges Ableiben/ welches auch die aller- größesten neiden und hassen! Aber/ der mus ein Sohn des Kriegesgottes/ oder vielmehr der Krieges Gott selbst seyn/ welcher so ein glor- würdiges Grab zu überkommen/ oder seiner Heroischen Tapferkeit/ fähig seyn wil: Er mus/ wann Er seinem Verdienste wil gleichähnen/ auch von der Minerva geliebt/ ja die Minerva selbst seyn/ üm seine Wis- senschaft zuhaben; Die Wissenschaft nehmlich/ welche der gantzen Welt klar er- hel-
Troſtſchreiben/ wegen des Klágen keine Endſchaft erteile/ ſo folgetdoch nicht/ daß Sie meinem Exempel nach- oͤhmen ſolle: Und ob es auch wohl an deh- me/ daß einerley U ſache unſeren Unmuht zuwége bringet, ſo ſeyn wier doch in derſel- ben gar ungleich: Dañ Jch bin zu ſchwach/ ſolchen Fall/ mit Heldenmuͤhtiger Stand- haftigkeit zuertragen; und ihre Tugend iſt nicht gewohnt des Ungluͤkkes Streich aus- zuſchlagen: Alſo hat Sie heilſame Artzney zu ihrem Ůbel; Jch aber nichts/ als Mate- rien/ meine Wunden und Schmertzen zu vermehren. Aber/ wier wollen von den Blaͤt- tern ablaſſen/ und zu den Zweigen greifen; Wier wollen die Zweige fahren laſſen/ und den Baum ergreifen; und den Baum ſelbſt/ darmit von der Wurtzel zuréden. Es iſt ja dieſer Held geſtorben; und wer hat Jhn aus dem Mittel gereumet? Seine Hertzhaf- tigkeit/ und alſo/ zuſchluͤßen/ ſeine Ehre; O gluͤkſéliges Ableiben/ welches auch die aller- groͤßeſten neidẽ uñ haſſen! Aber/ der mus ein Sohn des Kriegesgottes/ oder vielmehr der Krieges Gott ſelbſt ſeyn/ welcher ſo ein glór- wuͤrdiges Gráb zu uͤberkommen/ oder ſeiner Heroiſchen Tapferkeit/ faͤhig ſeyn wil: Er mus/ wann Er ſeinem Verdienſte wil gleichaͤhnen/ auch von der Minerva geliebt/ ja die Minerva ſelbſt ſeyn/ uͤm ſeine Wiſ- ſenſchaft zuhaben; Die Wiſſenſchaft nehmlich/ welche der gantzen Welt klar er- hel-
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Troſtſchreiben/ wegen des
Klágen keine Endſchaft erteile/ ſo folget
doch nicht/ daß Sie meinem Exempel nach-
oͤhmen ſolle: Und ob es auch wohl an deh-
me/ daß einerley U ſache unſeren Unmuht
zuwége bringet, ſo ſeyn wier doch in derſel-
ben gar ungleich: Dañ Jch bin zu ſchwach/
ſolchen Fall/ mit Heldenmuͤhtiger Stand-
haftigkeit zuertragen; und ihre Tugend iſt
nicht gewohnt des Ungluͤkkes Streich aus-
zuſchlagen: Alſo hat Sie heilſame Artzney
zu ihrem Ůbel; Jch aber nichts/ als Mate-
rien/ meine Wunden und Schmertzen zu
vermehren. Aber/ wier wollen von den Blaͤt-
tern ablaſſen/ und zu den Zweigen greifen;
Wier wollen die Zweige fahren laſſen/ und
den Baum ergreifen; und den Baum ſelbſt/
darmit von der Wurtzel zuréden. Es iſt ja
dieſer Held geſtorben; und wer hat Jhn aus
dem Mittel gereumet? Seine Hertzhaf-
tigkeit/ und alſo/ zuſchluͤßen/ ſeine Ehre; O
gluͤkſéliges Ableiben/ welches auch die aller-
groͤßeſten neidẽ uñ haſſen! Aber/ der mus ein
Sohn des Kriegesgottes/ oder vielmehr der
Krieges Gott ſelbſt ſeyn/ welcher ſo ein glór-
wuͤrdiges Gráb zu uͤberkommen/ oder ſeiner
Heroiſchen Tapferkeit/ faͤhig ſeyn wil: Er
mus/ wann Er ſeinem Verdienſte wil
gleichaͤhnen/ auch von der Minerva geliebt/
ja die Minerva ſelbſt ſeyn/ uͤm ſeine Wiſ-
ſenſchaft zuhaben; Die Wiſſenſchaft
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