Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652].Jm Perfertischen Buchladen zu finden. kommen bin; denn Jch mag mier nicht weismachen lassen/ daß Gottes Ordnung und Geboht iemand erzürnen könne/ die in sol- chen leben: Wo Sie aber dieses nicht ger- ne sehen/ warüm haben Sie es denn selbst mit so treflicher Liebligkeit beschauet? Und noch mehr: Sie helfen mit einer Hand Ge- bohte erbauen; und wollen mit der andern dieselbe zerreißen: Sie belustigen sich we- gen eines Verbündnüßes/ und brechen das andere: So ist es auch Tohrheit/ wider Gott zu leben; denn seine Allmacht unge- meistert bleiben mus. Es lege sich numehr der Zorn/ und blühe die Genade wieder: es verwelke die angemahlte Verunglimpfung; und erwachse eine andere Freundschaft/ daß sich erfreuen die Betrübten; und die Ver- lassenen noch zu hoffen haben/ daß die naßen Augen abgewaschen/ und die geängstigten Gemühter einsmahls erfreuet werden. Meine Schöne Gebieterinen aber/ kehren doch wieder üm/ und besinnen sich/ was in ihrer Andacht zuletzt stehet; Sie vergessen selber Zeit und Buchstaben nicht; und sey die Vertreuligkeit nicht geringert. Was vor diesem nicht zu geringe/ sey itzo nicht zu schlecht; und es komme kein Stoltzer zur Döhmut/ damit nicht etwa den Armen hin- führo mehr/ als dem Reichen die Tühre ge- sperret gewiesen werde. Jch habe wohl tau- send/ und aber tausendmahl/ unter Dero Tu- Ccc vj
Jm Perfertiſchen Buchladen zu finden. kommen bin; denn Jch mag mier nicht weismachen laſſen/ daß Gottes Ordnung und Geboht iemand erzuͤrnen koͤnne/ die in ſol- chen lében: Wo Sie aber dieſes nicht ger- ne ſéhen/ waruͤm haben Sie es denn ſelbſt mit ſo treflicher Liebligkeit beſchauet? Und noch mehr: Sie helfen mit einer Hand Ge- bohte erbauen; und wollen mit der andern dieſelbe zerreißen: Sie beluſtigen ſich wé- gén eines Verbuͤndnuͤßes/ und brechen das andere: So iſt es auch Tohrheit/ wider Gott zu lében; denn ſeine Allmacht unge- meiſtert bleiben mus. Es lége ſich numehr der Zorn/ und bluͤhe die Genade wieder: es verwelke die angemahlte Verunglimpfung; und erwachſe eine andere Freundſchaft/ daß ſich erfreuen die Betruͤbten; und die Ver- laſſenen noch zu hoffen haben/ daß die naßen Augen abgewaſchen/ und die geaͤngſtigten Gemuͤhter einsmahls erfreuet werden. Meine Schoͤne Gebieterinen aber/ kéhren doch wieder uͤm/ und beſinnen ſich/ was in ihrer Andacht zulétzt ſtehét; Sie vergeſſen ſelber Zeit und Búchſtaben nicht; und ſey die Vertreuligkeit nicht geringert. Was vor dieſem nicht zu geringe/ ſey itzo nicht zu ſchlecht; und es komme kein Stoltzer zur Doͤhmut/ damit nicht etwa den Armen hin- fuͤhro mehr/ als dem Reichen die Tuͤhre ge- ſperret gewieſen werde. Jch habe wohl tau- ſend/ und aber tauſendmahl/ unter Déro Tu- Ccc vj
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Jm Perfertiſchen Buchladen zu finden.
kommen bin; denn Jch mag mier nicht weis
machen laſſen/ daß Gottes Ordnung und
Geboht iemand erzuͤrnen koͤnne/ die in ſol-
chen lében: Wo Sie aber dieſes nicht ger-
ne ſéhen/ waruͤm haben Sie es denn ſelbſt
mit ſo treflicher Liebligkeit beſchauet? Und
noch mehr: Sie helfen mit einer Hand Ge-
bohte erbauen; und wollen mit der andern
dieſelbe zerreißen: Sie beluſtigen ſich wé-
gén eines Verbuͤndnuͤßes/ und brechen das
andere: So iſt es auch Tohrheit/ wider
Gott zu lében; denn ſeine Allmacht unge-
meiſtert bleiben mus. Es lége ſich numehr
der Zorn/ und bluͤhe die Genade wieder: es
verwelke die angemahlte Verunglimpfung;
und erwachſe eine andere Freundſchaft/ daß
ſich erfreuen die Betruͤbten; und die Ver-
laſſenen noch zu hoffen haben/ daß die naßen
Augen abgewaſchen/ und die geaͤngſtigten
Gemuͤhter einsmahls erfreuet werden.
Meine Schoͤne Gebieterinen aber/ kéhren
doch wieder uͤm/ und beſinnen ſich/ was in
ihrer Andacht zulétzt ſtehét; Sie vergeſſen
ſelber Zeit und Búchſtaben nicht; und ſey
die Vertreuligkeit nicht geringert. Was vor
dieſem nicht zu geringe/ ſey itzo nicht zu
ſchlecht; und es komme kein Stoltzer zur
Doͤhmut/ damit nicht etwa den Armen hin-
fuͤhro mehr/ als dem Reichen die Tuͤhre ge-
ſperret gewieſen werde. Jch habe wohl tau-
ſend/ und aber tauſendmahl/ unter Déro
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