Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652].

Bild:
<< vorherige Seite
Mitleid; an eines Amtentsätzten.
111.
Mitleidtragend Schrei-
ben/ an einen gutten Freund/
der von seinem Amte ver-
stossen worden.
MEin Freund/

Die/ zu euch/ vom ersten Tage an
meines Lebens getragene Freundschaft/ ver-
anlasset mich/ eueren zugestandenen Unfall/
bis aufs Lebendige zuempfinden; und zwar/
daß wie Jch schuldig/ solches zubeklagen/ so
erteile Jch auch diese meine Pflicht/ ench
mein mitempfundenes Misfallen zuerken-
nen zugeben/ welches mier eben aus den Ur-
sachen zu Hertzen gehet. Wann Euch zu
trösten Jch mich gleich unterfinge/ wirde es
doch alzulangsam seyn/ weil Jhr in allen
eueren Volführ- und Handlungen kühn;
Diese Werkzeuge auch so schwach/ daß sie
die Kräfte eneres Geistes und Gemühtes
nicht leichtlich ändern können. Denn/ wann
euere Tugenden euch zu solcher Hoheit er-
hoben/ so werden euch eben dieselben noch
darinnen in voller Blühte erhalten: Und
ob es wohl an dehme/ daß Jhr deroselben
nur ein teil besitzet/ so verlieret ihr doch hier-
an mehr nicht/ als die blosse Nütznug/ auf
solche Maß/ daß/ wann Jhr die Strafe/

eue-
Mitleid; an eines Amtentſaͤtzten.
111.
Mitleidtragend Schrei-
ben/ an einen gutten Freund/
der von ſeinem Amte ver-
ſtoſſen worden.
MEin Freund/

Die/ zu euch/ vom erſten Tage an
meines Lebens getragene Freundſchaft/ ver-
anlaſſet mich/ eueren zugeſtandenen Unfall/
bis aufs Lébendige zuempfinden; und zwar/
daß wie Jch ſchuldig/ ſolches zubeklagen/ ſo
erteile Jch auch dieſe meine Pflicht/ ench
mein mitempfundenes Misfallen zuerken-
nen zugében/ welches mier ében aus den Ur-
ſachen zu Hertzen gehet. Wann Euch zu
troͤſten Jch mich gleich unterfinge/ wirde es
doch alzulangſam ſeyn/ weil Jhr in allen
eueren Volfuͤhr- und Handlungen kuͤhn;
Dieſe Werkzeuge auch ſo ſchwach/ daß ſie
die Kraͤfte eneres Geiſtes und Gemuͤhtes
nicht leichtlich aͤndern koͤnnen. Denn/ wann
euere Tugenden euch zu ſolcher Hoheit er-
hoben/ ſo werden euch ében dieſelben noch
darinnen in voller Bluͤhte erhalten: Und
ob es wohl an dehme/ daß Jhr deroſelben
nur ein teil beſitzet/ ſo verlieret ihr doch hier-
an mehr nicht/ als die bloſſe Nuͤtznug/ auf
ſolche Maß/ daß/ wann Jhr die Stráfe/

eue-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0086" n="84"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Mitleid; an eines Amtent&#x017F;a&#x0364;tzten.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head>111.<lb/><hi rendition="#b">Mitleidtragend Schrei-</hi><lb/>
ben/ an einen gutten Freund/<lb/>
der von &#x017F;einem Amte ver-<lb/>
&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en worden.</head><lb/>
          <opener>
            <salute> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">M</hi>Ein Freund/</hi> </salute>
          </opener><lb/>
          <p>Die/ zu euch/ vom er&#x017F;ten Tage an<lb/>
meines Lebens getragene Freund&#x017F;chaft/ ver-<lb/>
anla&#x017F;&#x017F;et mich/ eueren zuge&#x017F;tandenen Unfall/<lb/>
bis aufs L<hi rendition="#aq">é</hi>bendige zuempfinden; und zwar/<lb/>
daß wie Jch &#x017F;chuldig/ &#x017F;olches zubeklagen/ &#x017F;o<lb/>
erteile Jch auch die&#x017F;e meine Pflicht/ ench<lb/>
mein mitempfundenes Misfallen zuerken-<lb/>
nen zug<hi rendition="#aq">é</hi>ben/ welches mier <hi rendition="#aq">é</hi>ben aus den Ur-<lb/>
&#x017F;achen zu Hertzen gehet. Wann Euch zu<lb/>
tro&#x0364;&#x017F;ten Jch mich gleich unterfinge/ wirde es<lb/>
doch alzulang&#x017F;am &#x017F;eyn/ weil Jhr in allen<lb/>
eueren Volfu&#x0364;hr- und Handlungen ku&#x0364;hn;<lb/>
Die&#x017F;e Werkzeuge auch &#x017F;o &#x017F;chwach/ daß &#x017F;ie<lb/>
die Kra&#x0364;fte eneres Gei&#x017F;tes und Gemu&#x0364;htes<lb/>
nicht leichtlich a&#x0364;ndern ko&#x0364;nnen. Denn/ wann<lb/>
euere Tugenden euch zu &#x017F;olcher Hoheit er-<lb/>
hoben/ &#x017F;o werden euch <hi rendition="#aq">é</hi>ben die&#x017F;elben noch<lb/>
darinnen in voller Blu&#x0364;hte erhalten: Und<lb/>
ob es wohl an dehme/ daß Jhr dero&#x017F;elben<lb/>
nur ein teil be&#x017F;itzet/ &#x017F;o verlieret ihr doch hier-<lb/>
an mehr nicht/ als die blo&#x017F;&#x017F;e Nu&#x0364;tznug/ auf<lb/>
&#x017F;olche Maß/ daß/ wann Jhr die Str<hi rendition="#aq">á</hi>fe/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">eue-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[84/0086] Mitleid; an eines Amtentſaͤtzten. 111. Mitleidtragend Schrei- ben/ an einen gutten Freund/ der von ſeinem Amte ver- ſtoſſen worden. MEin Freund/ Die/ zu euch/ vom erſten Tage an meines Lebens getragene Freundſchaft/ ver- anlaſſet mich/ eueren zugeſtandenen Unfall/ bis aufs Lébendige zuempfinden; und zwar/ daß wie Jch ſchuldig/ ſolches zubeklagen/ ſo erteile Jch auch dieſe meine Pflicht/ ench mein mitempfundenes Misfallen zuerken- nen zugében/ welches mier ében aus den Ur- ſachen zu Hertzen gehet. Wann Euch zu troͤſten Jch mich gleich unterfinge/ wirde es doch alzulangſam ſeyn/ weil Jhr in allen eueren Volfuͤhr- und Handlungen kuͤhn; Dieſe Werkzeuge auch ſo ſchwach/ daß ſie die Kraͤfte eneres Geiſtes und Gemuͤhtes nicht leichtlich aͤndern koͤnnen. Denn/ wann euere Tugenden euch zu ſolcher Hoheit er- hoben/ ſo werden euch ében dieſelben noch darinnen in voller Bluͤhte erhalten: Und ob es wohl an dehme/ daß Jhr deroſelben nur ein teil beſitzet/ ſo verlieret ihr doch hier- an mehr nicht/ als die bloſſe Nuͤtznug/ auf ſolche Maß/ daß/ wann Jhr die Stráfe/ eue-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/butschky_kantzeley_1649
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/butschky_kantzeley_1649/86
Zitationshilfe: Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652], S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/butschky_kantzeley_1649/86>, abgerufen am 15.05.2024.