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Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652].

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Klage/ über die Herschafft.
110.
Er beklaget sich über seinen
Herrn.

P. P. Nachdehm Jch viel gedul-
dig/ und zwar ohne alle Hofnung einiges
Abhelfens/ erlitten; so werden dannenhero
letzlich die beduldigsten Gemühier geschwä-
chet. Jch rede aus satsamen Ursachen; weil
durch die Erfahrung Jch dessen ein unver-
werflicher Zeuge: Denn ich werde sagen/ dz
alle die Ungelegenheiten/ welche einem/ mit
meinem Zustande begabtem Menschen/ zu-
erdulden möglich/ mier alzeit vor Augen;
und wie daß Jch auch keinen andern Trost
in meinem Ungelükke habe/ als den Glau-
ben/ daß Jch nimmermehr arbeits[e]liger seyn
kan. Uhrteilet/ in was Stand Jch mich itzo
befinde/ Jch kan es selber nicht erzehlen;
Jhr aber könnet es wohl erwegen/ und
Euch denselben einbilden/ werdet ihr anders
die Erbarmnüs in eurer Sele empfinden/
denn die ist eine Nachfolgung/ so von euerer
gutten Natur entspringet/ und also euch
selbst/ von euch selbst/ verpflichtet/ mier wie-
der alles guttes zutuhn/ welches Jch auch
verhoffe; neben dem Verlangen/ nicht un-
dankbar zuleben/ sondern wohl

E.
D.
111.
Ddvj
Klage/ uͤber die Herſchafft.
110.
Er beklaget ſich uͤber ſeinen
Herrn.

P. P. Nachdehm Jch viel gedul-
dig/ und zwar ohne alle Hofnung einiges
Abhelfens/ erlitten; ſo werden dannenhero
letzlich die beduldigſten Gemuͤhier geſchwaͤ-
chet. Jch réde aus ſatſamen Urſachen; weil
durch die Erfahrung Jch deſſen ein unver-
werflicher Zeuge: Deñ ich werde ſagen/ dz
alle die Ungelégenheiten/ welche einem/ mit
meinem Zuſtande begabtem Menſchen/ zu-
erdulden moͤglich/ mier alzeit vor Augen;
und wie daß Jch auch keinen andern Troſt
in meinem Ungeluͤkke habe/ als den Glau-
ben/ daß Jch nimmermehr arbeitſ[e]liger ſeyn
kan. Uhrteilet/ in was Stand Jch mich itzo
befinde/ Jch kan es ſelber nicht erzehlen;
Jhr aber koͤnnet es wohl erwégen/ und
Euch denſelben einbilden/ werdet ihr anders
die Erbarmnuͤs in eurer Sele empfinden/
denn die iſt eine Nachfolgung/ ſo von euerer
gutten Natur entſpringet/ und alſo euch
ſelbſt/ von euch ſelbſt/ verpflichtet/ mier wie-
der alles guttes zutuhn/ welches Jch auch
verhoffe; nében dem Verlangen/ nicht un-
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E.
D.
111.
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[83/0085] Klage/ uͤber die Herſchafft. 110. Er beklaget ſich uͤber ſeinen Herrn. P. P. Nachdehm Jch viel gedul- dig/ und zwar ohne alle Hofnung einiges Abhelfens/ erlitten; ſo werden dannenhero letzlich die beduldigſten Gemuͤhier geſchwaͤ- chet. Jch réde aus ſatſamen Urſachen; weil durch die Erfahrung Jch deſſen ein unver- werflicher Zeuge: Deñ ich werde ſagen/ dz alle die Ungelégenheiten/ welche einem/ mit meinem Zuſtande begabtem Menſchen/ zu- erdulden moͤglich/ mier alzeit vor Augen; und wie daß Jch auch keinen andern Troſt in meinem Ungeluͤkke habe/ als den Glau- ben/ daß Jch nimmermehr arbeitſeliger ſeyn kan. Uhrteilet/ in was Stand Jch mich itzo befinde/ Jch kan es ſelber nicht erzehlen; Jhr aber koͤnnet es wohl erwégen/ und Euch denſelben einbilden/ werdet ihr anders die Erbarmnuͤs in eurer Sele empfinden/ denn die iſt eine Nachfolgung/ ſo von euerer gutten Natur entſpringet/ und alſo euch ſelbſt/ von euch ſelbſt/ verpflichtet/ mier wie- der alles guttes zutuhn/ welches Jch auch verhoffe; nében dem Verlangen/ nicht un- dankbar zulében/ ſondern wohl E. D. 111. Ddvj

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Zitationshilfe: Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652], S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/butschky_kantzeley_1649/85>, abgerufen am 15.05.2024.