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[Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627.

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Beutelschneider/ oder
ser Hertz vnd Gewissen ist vnser Richter vnd An-
kläger: Vnd wie ein gewisser Author redet: Sequi-
tur nemesis a tergo:
die Straff Gottes folget der
Sünden auff dem Fuß nach.

Wann ein Mensch einmal eine schwere Sün-
de hat begangen/ so wischet das Gewissen hinder
jhm her/ naget vnd quelet jhn/ er mache auch was
er wölle: Wann er schon bald dieses/ bald jenes
für die Hand nimmet/ deß Gewissensangst dar-
über zuvergessen/ so hilfft doch solches alles nichts:
Sondern/ wann das Gewissen einmal verwun-
det ist/ so naget es den Menschen stetig: Es stellet
vns das Gewissen alsdann vor die Augen die er-
schröcklichkeit vnserer begangenen Sünden/ vnd
die Boßheit vnser vorgenommenen Thaten/ al-
so/ daß wann ein Mensch sich schon wolte in die
aller weit abgelegeneste Wüsten Africam/ oder Ly-
bien verbergen/ oder wolte seine Tag in Felsen
vnd tieffen Löchern vnter der Erden zubringen/
so würde doch allzeit der Schatten deß Lasters/
das er begangen/ jhme nachfolgen/ jhn Tag vnd
Nacht in seinem Hertzen schrecken/ vnd ja endlich
zwingen/ daß er sich wol selber inn seiner Feinde
Netze werffe/ vnd zu der Straff seiner Sünden
einstelle.

Ihr habt in dem vorhergehenden Capitel ange-
höret den Vrsprung vnd Herkommen der Rou-
gets vnd Grisons/ vnd wie von wenigen sie ange-
fangen/ vnd so schröckliche Thaten begangen hat-
ben: In diesem Capitel aber werdet jhr vernemen
was Chesnay/ welche der Oberste in jhrer Diebs-

gesell-

Beutelſchneider/ oder
ſer Hertz vnd Gewiſſen iſt vnſer Richter vnd An-
klaͤger: Vnd wie ein gewiſſer Author redet: Sequi-
tur nemeſis à tergo:
die Straff Gottes folget der
Suͤnden auff dem Fuß nach.

Wann ein Menſch einmal eine ſchwere Suͤn-
de hat begangen/ ſo wiſchet das Gewiſſen hinder
jhm her/ naget vnd quelet jhn/ er mache auch was
er woͤlle: Wann er ſchon bald dieſes/ bald jenes
fuͤr die Hand nimmet/ deß Gewiſſensangſt dar-
uͤber zuvergeſſen/ ſo hilfft doch ſolches alles nichts:
Sondern/ wann das Gewiſſen einmal verwun-
det iſt/ ſo naget es den Menſchen ſtetig: Es ſtellet
vns das Gewiſſen alsdann vor die Augen die er-
ſchroͤcklichkeit vnſerer begangenen Suͤnden/ vnd
die Boßheit vnſer vorgenommenen Thaten/ al-
ſo/ daß wann ein Menſch ſich ſchon wolte in die
aller weit abgelegeneſte Wuͤſten Africam/ oder Ly-
bien verbergen/ oder wolte ſeine Tag in Felſen
vnd tieffen Loͤchern vnter der Erden zubringen/
ſo wuͤrde doch allzeit der Schatten deß Laſters/
das er begangen/ jhme nachfolgen/ jhn Tag vnd
Nacht in ſeinem Hertzen ſchrecken/ vnd ja endlich
zwingen/ daß er ſich wol ſelber inn ſeiner Feinde
Netze werffe/ vnd zu der Straff ſeiner Suͤnden
einſtelle.

Ihr habt in dem voꝛhergehenden Capitel ange-
hoͤret den Vrſprung vnd Herkommen der Rou-
gets vnd Griſons/ vnd wie von wenigen ſie ange-
fangen/ vnd ſo ſchroͤckliche Thaten begangen hat-
ben: In dieſem Capitel aber werdet jhr vernemen
was Cheſnay/ welche der Oberſte in jhrer Diebs-

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[60/0072] Beutelſchneider/ oder ſer Hertz vnd Gewiſſen iſt vnſer Richter vnd An- klaͤger: Vnd wie ein gewiſſer Author redet: Sequi- tur nemeſis à tergo: die Straff Gottes folget der Suͤnden auff dem Fuß nach. Wann ein Menſch einmal eine ſchwere Suͤn- de hat begangen/ ſo wiſchet das Gewiſſen hinder jhm her/ naget vnd quelet jhn/ er mache auch was er woͤlle: Wann er ſchon bald dieſes/ bald jenes fuͤr die Hand nimmet/ deß Gewiſſensangſt dar- uͤber zuvergeſſen/ ſo hilfft doch ſolches alles nichts: Sondern/ wann das Gewiſſen einmal verwun- det iſt/ ſo naget es den Menſchen ſtetig: Es ſtellet vns das Gewiſſen alsdann vor die Augen die er- ſchroͤcklichkeit vnſerer begangenen Suͤnden/ vnd die Boßheit vnſer vorgenommenen Thaten/ al- ſo/ daß wann ein Menſch ſich ſchon wolte in die aller weit abgelegeneſte Wuͤſten Africam/ oder Ly- bien verbergen/ oder wolte ſeine Tag in Felſen vnd tieffen Loͤchern vnter der Erden zubringen/ ſo wuͤrde doch allzeit der Schatten deß Laſters/ das er begangen/ jhme nachfolgen/ jhn Tag vnd Nacht in ſeinem Hertzen ſchrecken/ vnd ja endlich zwingen/ daß er ſich wol ſelber inn ſeiner Feinde Netze werffe/ vnd zu der Straff ſeiner Suͤnden einſtelle. Ihr habt in dem voꝛhergehenden Capitel ange- hoͤret den Vrſprung vnd Herkommen der Rou- gets vnd Griſons/ vnd wie von wenigen ſie ange- fangen/ vnd ſo ſchroͤckliche Thaten begangen hat- ben: In dieſem Capitel aber werdet jhr vernemen was Cheſnay/ welche der Oberſte in jhrer Diebs- geſell-

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Zitationshilfe: [Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627/72>, abgerufen am 25.11.2024.