Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

Bild:
<< vorherige Seite

Beutelschneider/ oder
schafft gern thun/ vnd im helffen/ wann er nur hin-
wider all sein Gelt könne haben/ vnd desselbigen ver-
sichert seyn.

O da behüte Gott für/ sagt zu jhm Lucidas/ das
solte mir hertzlich leyd seyn/ daß der Herr seines Gel-
tes halben solte gefähret werden: Ich wolte lieber
das Leben tausentmal/ wenn es müglich were: ver-
lieren: Schicket nur mit mir/ wen jhr selber wöllet/
so will ich jm das Geld so bald zu stellen: Der Kauff-
mann ist dessen zu frieden/ schicket seinen Son mit
den tausent Cronen hin/ daß er sie jhm selber soll ge-
ben: Dann er vermeynete dieser Lucidas were viel-
leicht einer auß den Rentmeistern/ so viel als er von
jme hatte vernemen können/ dann ehe sie deß Kauffs
einig waren worden/ hatte er jm alle Gelegenheit ei-
nes vornehmen Herrn/ von dem er gesagt/ daß jhm
solches Gelt zustunde/ angezeigt.

Lucidas vnd deß Kauffmans Sohn gehen mit
einander dahin: Damit aber Lucidas sein Buben-
stück desto besser bedecke/ fanget er an den gantzen
Weg zu reden mit deß Kauffmans Sohn/ geden-
cket/ wie es den Leuten so übel gehe/ wann sie etwas
wöllen gewechselt haben/ saget: die Wechßler seyen
heutiges Tages gar zu wunderlich/ man könne übel
mit jhnen fortkommen/ es sey auch das Geldt so ge-
waltig klein vnnd dünn geseet vnter den Leuten inn
Franckreich/ vnnd viel tausent andere Gespräche/
welche er mit jhm hielte/ damit er jn allzeit auff der
Meynung möchte erhalten/ daß er hundert Fran-
cken an seinem Gelt würde gewinnen.

Lucidas/ der nun ein arglestiger verschlagener

Kopff

Beutelſchneider/ oder
ſchafft gern thun/ vnd im helffen/ wann er nur hin-
wider all ſein Gelt koͤnne haben/ vnd deſſelbigen ver-
ſichert ſeyn.

O da behuͤte Gott fuͤr/ ſagt zu jhm Lucidas/ das
ſolte mir hertzlich leyd ſeyn/ daß der Herꝛ ſeines Gel-
tes halben ſolte gefaͤhret werden: Ich wolte lieber
das Leben tauſentmal/ wenn es muͤglich were: ver-
lieren: Schicket nur mit mir/ wen jhr ſelber woͤllet/
ſo will ich jm das Geld ſo bald zu ſtellen: Der Kauff-
mann iſt deſſen zu frieden/ ſchicket ſeinen Son mit
den tauſent Cronen hin/ daß er ſie jhm ſelber ſoll ge-
ben: Dann er vermeynete dieſer Lucidas were viel-
leicht einer auß den Rentmeiſtern/ ſo viel als er von
jme hatte veꝛnemen koͤnnen/ dann ehe ſie deß Kauffs
einig waren worden/ hatte er jm alle Gelegenheit ei-
nes vornehmen Herꝛn/ von dem er geſagt/ daß jhm
ſolches Gelt zuſtunde/ angezeigt.

Lucidas vnd deß Kauffmans Sohn gehen mit
einander dahin: Damit aber Lucidas ſein Buben-
ſtuͤck deſto beſſer bedecke/ fanget er an den gantzen
Weg zu reden mit deß Kauffmans Sohn/ geden-
cket/ wie es den Leuten ſo uͤbel gehe/ wann ſie etwas
woͤllen gewechſelt haben/ ſaget: die Wechßler ſeyen
heutiges Tages gar zu wunderlich/ man koͤnne uͤbel
mit jhnen fortkommen/ es ſey auch das Geldt ſo ge-
waltig klein vnnd duͤnn geſeet vnter den Leuten inn
Franckreich/ vnnd viel tauſent andere Geſpraͤche/
welche er mit jhm hielte/ damit er jn allzeit auff der
Meynung moͤchte erhalten/ daß er hundert Fran-
cken an ſeinem Gelt wuͤrde gewinnen.

Lucidas/ der nun ein argleſtiger verſchlagener

Kopff
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0016" n="6"/><fw place="top" type="header">Beutel&#x017F;chneider/ oder</fw><lb/>
&#x017F;chafft gern thun/ vnd im helffen/ wann er nur hin-<lb/>
wider all &#x017F;ein Gelt ko&#x0364;nne haben/ vnd de&#x017F;&#x017F;elbigen ver-<lb/>
&#x017F;ichert &#x017F;eyn.</p><lb/>
          <p>O da behu&#x0364;te Gott fu&#x0364;r/ &#x017F;agt zu jhm Lucidas/ das<lb/>
&#x017F;olte mir hertzlich leyd &#x017F;eyn/ daß der Her&#xA75B; &#x017F;eines Gel-<lb/>
tes halben &#x017F;olte gefa&#x0364;hret werden: Ich wolte lieber<lb/>
das Leben tau&#x017F;entmal/ wenn es mu&#x0364;glich were<hi rendition="#i">:</hi> ver-<lb/>
lieren: Schicket nur mit mir/ wen jhr &#x017F;elber wo&#x0364;llet/<lb/>
&#x017F;o will ich jm das Geld &#x017F;o bald zu &#x017F;tellen: Der Kauff-<lb/>
mann i&#x017F;t de&#x017F;&#x017F;en zu frieden/ &#x017F;chicket &#x017F;einen Son mit<lb/>
den tau&#x017F;ent Cronen hin/ daß er &#x017F;ie jhm &#x017F;elber &#x017F;oll ge-<lb/>
ben: Dann er vermeynete die&#x017F;er Lucidas were viel-<lb/>
leicht einer auß den Rentmei&#x017F;tern/ &#x017F;o viel als er von<lb/>
jme hatte ve&#xA75B;nemen ko&#x0364;nnen/ dann ehe &#x017F;ie deß Kauffs<lb/>
einig waren worden/ hatte er jm alle Gelegenheit ei-<lb/>
nes vornehmen Her&#xA75B;n/ von dem er ge&#x017F;agt/ daß jhm<lb/>
&#x017F;olches Gelt zu&#x017F;tunde/ angezeigt.</p><lb/>
          <p>Lucidas vnd deß Kauffmans Sohn gehen mit<lb/>
einander dahin: Damit aber Lucidas &#x017F;ein Buben-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;ck de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er bedecke/ fanget er an den gantzen<lb/>
Weg zu reden mit deß Kauffmans Sohn/ geden-<lb/>
cket/ wie es den Leuten &#x017F;o u&#x0364;bel gehe/ wann &#x017F;ie etwas<lb/>
wo&#x0364;llen gewech&#x017F;elt haben/ &#x017F;aget: die Wechßler &#x017F;eyen<lb/>
heutiges Tages gar zu wunderlich/ man ko&#x0364;nne u&#x0364;bel<lb/>
mit jhnen fortkommen/ es &#x017F;ey auch das Geldt &#x017F;o ge-<lb/>
waltig klein vnnd du&#x0364;nn ge&#x017F;eet vnter den Leuten inn<lb/>
Franckreich/ vnnd viel tau&#x017F;ent andere Ge&#x017F;pra&#x0364;che/<lb/>
welche er mit jhm hielte/ damit er jn allzeit auff der<lb/>
Meynung mo&#x0364;chte erhalten/ daß er hundert Fran-<lb/>
cken an &#x017F;einem Gelt wu&#x0364;rde gewinnen.</p><lb/>
          <p>Lucidas/ der nun ein argle&#x017F;tiger ver&#x017F;chlagener<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Kopff</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[6/0016] Beutelſchneider/ oder ſchafft gern thun/ vnd im helffen/ wann er nur hin- wider all ſein Gelt koͤnne haben/ vnd deſſelbigen ver- ſichert ſeyn. O da behuͤte Gott fuͤr/ ſagt zu jhm Lucidas/ das ſolte mir hertzlich leyd ſeyn/ daß der Herꝛ ſeines Gel- tes halben ſolte gefaͤhret werden: Ich wolte lieber das Leben tauſentmal/ wenn es muͤglich were: ver- lieren: Schicket nur mit mir/ wen jhr ſelber woͤllet/ ſo will ich jm das Geld ſo bald zu ſtellen: Der Kauff- mann iſt deſſen zu frieden/ ſchicket ſeinen Son mit den tauſent Cronen hin/ daß er ſie jhm ſelber ſoll ge- ben: Dann er vermeynete dieſer Lucidas were viel- leicht einer auß den Rentmeiſtern/ ſo viel als er von jme hatte veꝛnemen koͤnnen/ dann ehe ſie deß Kauffs einig waren worden/ hatte er jm alle Gelegenheit ei- nes vornehmen Herꝛn/ von dem er geſagt/ daß jhm ſolches Gelt zuſtunde/ angezeigt. Lucidas vnd deß Kauffmans Sohn gehen mit einander dahin: Damit aber Lucidas ſein Buben- ſtuͤck deſto beſſer bedecke/ fanget er an den gantzen Weg zu reden mit deß Kauffmans Sohn/ geden- cket/ wie es den Leuten ſo uͤbel gehe/ wann ſie etwas woͤllen gewechſelt haben/ ſaget: die Wechßler ſeyen heutiges Tages gar zu wunderlich/ man koͤnne uͤbel mit jhnen fortkommen/ es ſey auch das Geldt ſo ge- waltig klein vnnd duͤnn geſeet vnter den Leuten inn Franckreich/ vnnd viel tauſent andere Geſpraͤche/ welche er mit jhm hielte/ damit er jn allzeit auff der Meynung moͤchte erhalten/ daß er hundert Fran- cken an ſeinem Gelt wuͤrde gewinnen. Lucidas/ der nun ein argleſtiger verſchlagener Kopff

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/16
Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/16>, abgerufen am 04.05.2024.