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Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

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Beutelschneider/ oder
Gefängnuß offen haben gefunden/ brauchet aller-
ley Spitzfindigkeit vnd Lügen/ das Gegentheil den
Richtern einzubilden: Gibet vor/ wann dem je
also seyn solte daß sein Diener solte ermordert seyn
worden/ so könne es wol seyn/ daß sein Gärtner/
als welcher so bald darauff von jhm were hinweg
gegangen vnd entlauffen/ solches gethan hette: Ist
also dises ein solche schwere/ dunckele vnd verwor-
ne Sache/ daß die Richter selber bald nicht wissen
wie sie sich darinnen verhalten sollen: Gleichwol
die Warheit/ welche von den Egyptiern ist vorge-
bildet worden durch die Sonn/ welche die Finster-
nuß vertreibet vnd dicke Wolcken zertheilet/ wird
endlich vns sehen lassen/ daß sich nichts vor jhrem
hellgläntzenden Liecht kan verbergen/ wann sie ein-
mal anfanget vnd läst jhre Stralen gläntzen vnd
schimmern.

In dem aber daß dises alles mit dem Aminte
vorgehet/ (welches zwölff Jahr nach seinem be-
gangenen Meuchelmord geschahe/) Erfahren sei-
ne Freunde/ daß der gedachte Gärtner solte zwan-
tzig Meilen Wegs darvon wohnen: Schicken de-
rohalben heimlich nach jhm/ zeigen jhm an alles/
was mit seinem gewesenen Herrn vorgehe/ verheis-
sen jhm nicht allein fünffhundert Kronen/ wann
er wolle gen Pariß ziehen vnd sagen er sey der Die-
ner/ von welchem jederman sagte/ daß er von sei-
nem Herrn Aminte muste erschlagen seyn worden:
(Ich habe euch aber droben schon angezeiget/ daß
der erschlagene Diener vnd Gärtner einander gar
gleich sahen: Derohalben so kundte der Gärtner

sol-

Beutelſchneider/ oder
Gefaͤngnuß offen haben gefunden/ brauchet aller-
ley Spitzfindigkeit vnd Luͤgen/ das Gegentheil den
Richtern einzubilden: Gibet vor/ wann dem je
alſo ſeyn ſolte daß ſein Diener ſolte ermordert ſeyn
worden/ ſo koͤnne es wol ſeyn/ daß ſein Gaͤrtner/
als welcher ſo bald darauff von jhm were hinweg
gegangen vnd entlauffen/ ſolches gethan hette: Iſt
alſo diſes ein ſolche ſchwere/ dunckele vnd verwor-
ne Sache/ daß die Richter ſelber bald nicht wiſſen
wie ſie ſich darinnen verhalten ſollen: Gleichwol
die Warheit/ welche von den Egyptiern iſt vorge-
bildet worden durch die Sonn/ welche die Finſter-
nuß vertreibet vnd dicke Wolcken zertheilet/ wird
endlich vns ſehen laſſen/ daß ſich nichts vor jhrem
hellglaͤntzenden Liecht kan verbergen/ wann ſie ein-
mal anfanget vnd laͤſt jhre Stralen glaͤntzen vnd
ſchimmern.

In dem aber daß diſes alles mit dem Aminte
vorgehet/ (welches zwoͤlff Jahr nach ſeinem be-
gangenen Meuchelmord geſchahe/) Erfahren ſei-
ne Freunde/ daß der gedachte Gaͤrtner ſolte zwan-
tzig Meilen Wegs darvon wohnen: Schicken de-
rohalben heimlich nach jhm/ zeigen jhm an alles/
was mit ſeinem geweſenen Herꝛn vorgehe/ verheiſ-
ſen jhm nicht allein fuͤnffhundert Kronen/ wann
er wolle gen Pariß ziehen vnd ſagen er ſey der Die-
ner/ von welchem jederman ſagte/ daß er von ſei-
nem Herꝛn Aminte muſte erſchlagen ſeyn wordẽ:
(Ich habe euch aber droben ſchon angezeiget/ daß
der erſchlagene Diener vnd Gaͤrtner einander gar
gleich ſahen: Derohalben ſo kundte der Gaͤrtner

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[156/0166] Beutelſchneider/ oder Gefaͤngnuß offen haben gefunden/ brauchet aller- ley Spitzfindigkeit vnd Luͤgen/ das Gegentheil den Richtern einzubilden: Gibet vor/ wann dem je alſo ſeyn ſolte daß ſein Diener ſolte ermordert ſeyn worden/ ſo koͤnne es wol ſeyn/ daß ſein Gaͤrtner/ als welcher ſo bald darauff von jhm were hinweg gegangen vnd entlauffen/ ſolches gethan hette: Iſt alſo diſes ein ſolche ſchwere/ dunckele vnd verwor- ne Sache/ daß die Richter ſelber bald nicht wiſſen wie ſie ſich darinnen verhalten ſollen: Gleichwol die Warheit/ welche von den Egyptiern iſt vorge- bildet worden durch die Sonn/ welche die Finſter- nuß vertreibet vnd dicke Wolcken zertheilet/ wird endlich vns ſehen laſſen/ daß ſich nichts vor jhrem hellglaͤntzenden Liecht kan verbergen/ wann ſie ein- mal anfanget vnd laͤſt jhre Stralen glaͤntzen vnd ſchimmern. In dem aber daß diſes alles mit dem Aminte vorgehet/ (welches zwoͤlff Jahr nach ſeinem be- gangenen Meuchelmord geſchahe/) Erfahren ſei- ne Freunde/ daß der gedachte Gaͤrtner ſolte zwan- tzig Meilen Wegs darvon wohnen: Schicken de- rohalben heimlich nach jhm/ zeigen jhm an alles/ was mit ſeinem geweſenen Herꝛn vorgehe/ verheiſ- ſen jhm nicht allein fuͤnffhundert Kronen/ wann er wolle gen Pariß ziehen vnd ſagen er ſey der Die- ner/ von welchem jederman ſagte/ daß er von ſei- nem Herꝛn Aminte muſte erſchlagen ſeyn wordẽ: (Ich habe euch aber droben ſchon angezeiget/ daß der erſchlagene Diener vnd Gaͤrtner einander gar gleich ſahen: Derohalben ſo kundte der Gaͤrtner ſol-

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Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/166>, abgerufen am 21.11.2024.