Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.Beutelschneider/ oder Furcht hinein wagte/ muste er alles das jenige/ wassie in jhrer Zusammenkunfft vnd erbarem weysen Raht schlossen/ außrichten/ also daß in kurtzer Zeit er für den besten vornembsten Beutelschneyder vnd für den lösesten Schelmen/ so in Pariß ware zufin- den/ gehalten wurde. Vnder dessen aber truge es sich zu/ daß Cloride deß Clario Lieb verachtet hat- te/ welche zuvor sich verheurahtete an einen an- dern vom Adel auß Champagne/ vnd verhielten sich diese beyde angehende Eheleut also/ daß jeder- man hoffete/ es würden jhre Freund alle Freude vnd Trost an jhnen erleben. Aber wie der Edelman sich fleissig zu Hoff hielte/ (dann er hatte auch an/ Königlichen Hoff ein gewisses Ampt/) also gerie- the er auff ein Zeit in einen Streit/ mit einem sei- ner Mit gesellen/ forderten einander herausser vnd erstache dieser Edelmann den andern seinen Gesel- len: Er wurde aber so bald von deß erstochenen Freundschafft so hart verfolget/ daß er endlich erdappet/ vnnd gehn Pariß gefungen geführet wurde. Als nun Cloride solche trawrige Zeitung er- der
Beutelſchneider/ oder Furcht hinein wagte/ muſte er alles das jenige/ wasſie in jhrer Zuſammenkunfft vnd erbarem weyſen Raht ſchloſſen/ außrichten/ alſo daß in kurtzer Zeit er fuͤr den beſten vornembſten Beutelſchneyder vnd fuͤr den loͤſeſten Schelmen/ ſo in Pariß ware zufin- den/ gehalten wurde. Vnder deſſen aber truge es ſich zu/ daß Cloride deß Clario Lieb verachtet hat- te/ welche zuvor ſich verheurahtete an einen an- dern vom Adel auß Champagne/ vnd verhielten ſich dieſe beyde angehende Eheleut alſo/ daß jeder- man hoffete/ es wuͤrden jhre Freund alle Freude vnd Troſt an jhnen erleben. Aber wie der Edelman ſich fleiſſig zu Hoff hielte/ (dann er hatte auch an/ Koͤniglichen Hoff ein gewiſſes Ampt/) alſo gerie- the er auff ein Zeit in einen Streit/ mit einem ſei- ner Mit geſellen/ forderten einander herauſſer vnd erſtache dieſer Edelmann den andern ſeinen Geſel- len: Er wurde aber ſo bald von deß erſtochenen Freundſchafft ſo hart verfolget/ daß er endlich erdappet/ vnnd gehn Pariß gefungen gefuͤhret wurde. Als nun Cloride ſolche trawrige Zeitung er- der
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Beutelſchneider/ oder
Furcht hinein wagte/ muſte er alles das jenige/ was
ſie in jhrer Zuſammenkunfft vnd erbarem weyſen
Raht ſchloſſen/ außrichten/ alſo daß in kurtzer Zeit
er fuͤr den beſten vornembſten Beutelſchneyder vnd
fuͤr den loͤſeſten Schelmen/ ſo in Pariß ware zufin-
den/ gehalten wurde. Vnder deſſen aber truge es
ſich zu/ daß Cloride deß Clario Lieb verachtet hat-
te/ welche zuvor ſich verheurahtete an einen an-
dern vom Adel auß Champagne/ vnd verhielten
ſich dieſe beyde angehende Eheleut alſo/ daß jeder-
man hoffete/ es wuͤrden jhre Freund alle Freude
vnd Troſt an jhnen erleben. Aber wie der Edelman
ſich fleiſſig zu Hoff hielte/ (dann er hatte auch an/
Koͤniglichen Hoff ein gewiſſes Ampt/) alſo gerie-
the er auff ein Zeit in einen Streit/ mit einem ſei-
ner Mit geſellen/ forderten einander herauſſer vnd
erſtache dieſer Edelmann den andern ſeinen Geſel-
len: Er wurde aber ſo bald von deß erſtochenen
Freundſchafft ſo hart verfolget/ daß er endlich
erdappet/ vnnd gehn Pariß gefungen gefuͤhret
wurde.
Als nun Cloride ſolche trawrige Zeitung er-
ſaͤhret/ machet ſie ſich auff auß jhrem Land vnnd
zeucht gehn Pariß/ helt an fuͤr jhren Eheman/ vnd
erdencket alles/ was jhr Menſchlich vnnd moͤglich
iſt/ jhrem Ehemann das Leben zu erhalten: Sie
gehet zu der Obrigkeit vnd Richtern/ erdencket al-
lerley Mittel jhren vorgeſetzten Zweck zu erreichen/
hoffet/ ſie woͤlle durch jhre Freundliche vnnd liebli-
che Wort die ſchoͤne Lichter/ deren glantz ſich in die
aller weit abgelegeneſte Provintzen vnnd Laͤnder
der
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