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Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

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Diebshistorien/ das II. Buch.
cken/ wann ich schon hart eingeschlaffen were: Vnd
meinest du wol du wollest mich jetzunder betriegen/
da ich die Augen offen habe/ vnnd da du mich auß
dem ersten Schlaff hast erwecket?

Das waren die Gedancken/ welche der Herr
bey sich selber hatte: Vnder dessen aber arbeitete A-
drastus gar fleissig mit seinen Werckzeugen in hof-
nung/ er wolte seinen vorgenommenen Raub in daß
werck setzen: Wiewol es auch den Herrn im Hauß
etwas verdrosse/ daß man jhm die Dachziegel ab-
hobe/ vnd das Hauß oben sehr verderbete/ jedoch weil
er hoffete/ er wolte die geschehene Wettung gewin-
nen/ liede er es mit gedult vnd sagte kein Wort dar-
wider/ schwiege gar still in seinem Bett/ als wann er
in einem Franciscaner Closter were gewesen: Vnd
gemanet mich wie der jenige/ so vor vergangenen
Jahren/ weil er sich wolte stellen/ als were er Mäuß
tod/ jhm alle Gliedmassen/ welche jn zu einem Men-
schen machten/ liesse abschneiden.

Als nun das Loch oben an der Kammer durch
Adrastum gemacht ware/ wartet der Herr oder
Regent mit Vngedult zu sehen/ was doch das spiel
fär ein Ende wurde nemen/ vnnd meinete nicht
anders/ als daß er gewißlich die Wettung gewon-
nen hette: Schrye oben zu dem spitzfindigen Räu-
ber/ welcher im den Boden oben schon hatte durch-
löchert/ er möge so lang arbeiten als er wölle/ dann
es werde doch alle seine Arbeit vergeblich vnd vmb
sonst seyn: Als er aber das Wort noch nicht hat
recht hat außgeredet/ sihe da fellt der arme Tropff
oben durch das Loch heraber/ ist mäußtod/ vnd reget
kein Hand noch Fuß mehr.

Der

Diebshiſtorien/ das II. Buch.
cken/ wann ich ſchon hart eingeſchlaffen were: Vñ
meineſt du wol du wolleſt mich jetzunder betriegen/
da ich die Augen offen habe/ vnnd da du mich auß
dem erſten Schlaff haſt erwecket?

Das waren die Gedancken/ welche der Herꝛ
bey ſich ſelber hatte: Vnder deſſen aber arbeitete A-
draſtus gar fleiſſig mit ſeinen Werckzeugen in hof-
nung/ er wolte ſeinen vorgenommenen Raub in daß
werck ſetzen: Wiewol es auch den Herꝛn im Hauß
etwas verdroſſe/ daß man jhm die Dachziegel ab-
hobe/ vñ das Hauß oben ſehr verderbete/ jedoch weil
er hoffete/ er wolte die geſchehene Wettung gewin-
nen/ liede er es mit gedult vnd ſagte kein Wort dar-
wider/ ſchwiege gar ſtill in ſeinem Bett/ als wann er
in einem Franciſcaner Cloſter were geweſen: Vnd
gemanet mich wie der jenige/ ſo vor vergangenen
Jahren/ weil er ſich wolte ſtellen/ als were er Maͤuß
tod/ jhm alle Gliedmaſſen/ welche jn zu einem Men-
ſchen machten/ lieſſe abſchneiden.

Als nun das Loch oben an der Kammer durch
Adraſtum gemacht ware/ wartet der Herꝛ oder
Regent mit Vngedult zu ſehen/ was doch das ſpiel
faͤr ein Ende wurde nemen/ vnnd meinete nicht
anders/ als daß er gewißlich die Wettung gewon-
nen hette: Schrye oben zu dem ſpitzfindigen Raͤu-
ber/ welcher im den Boden oben ſchon hatte durch-
loͤchert/ er moͤge ſo lang arbeiten als er woͤlle/ dann
es werde doch alle ſeine Arbeit vergeblich vnd vmb
ſonſt ſeyn: Als er aber das Wort noch nicht hat
recht hat außgeredet/ ſihe da fellt der arme Tropff
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kein Hand noch Fuß mehr.

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[203/0213] Diebshiſtorien/ das II. Buch. cken/ wann ich ſchon hart eingeſchlaffen were: Vñ meineſt du wol du wolleſt mich jetzunder betriegen/ da ich die Augen offen habe/ vnnd da du mich auß dem erſten Schlaff haſt erwecket? Das waren die Gedancken/ welche der Herꝛ bey ſich ſelber hatte: Vnder deſſen aber arbeitete A- draſtus gar fleiſſig mit ſeinen Werckzeugen in hof- nung/ er wolte ſeinen vorgenommenen Raub in dz werck ſetzen: Wiewol es auch den Herꝛn im Hauß etwas verdroſſe/ daß man jhm die Dachziegel ab- hobe/ vñ das Hauß oben ſehr verderbete/ jedoch weil er hoffete/ er wolte die geſchehene Wettung gewin- nen/ liede er es mit gedult vnd ſagte kein Wort dar- wider/ ſchwiege gar ſtill in ſeinem Bett/ als wann er in einem Franciſcaner Cloſter were geweſen: Vnd gemanet mich wie der jenige/ ſo vor vergangenen Jahren/ weil er ſich wolte ſtellen/ als were er Maͤuß tod/ jhm alle Gliedmaſſen/ welche jn zu einem Men- ſchen machten/ lieſſe abſchneiden. Als nun das Loch oben an der Kammer durch Adraſtum gemacht ware/ wartet der Herꝛ oder Regent mit Vngedult zu ſehen/ was doch das ſpiel faͤr ein Ende wurde nemen/ vnnd meinete nicht anders/ als daß er gewißlich die Wettung gewon- nen hette: Schrye oben zu dem ſpitzfindigen Raͤu- ber/ welcher im den Boden oben ſchon hatte durch- loͤchert/ er moͤge ſo lang arbeiten als er woͤlle/ dann es werde doch alle ſeine Arbeit vergeblich vnd vmb ſonſt ſeyn: Als er aber das Wort noch nicht hat recht hat außgeredet/ ſihe da fellt der arme Tropff oben durch das Loch heraber/ iſt maͤußtod/ vnd reget kein Hand noch Fuß mehr. Der

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Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/213>, abgerufen am 21.11.2024.