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Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

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Diebshistorien das II. Buch.
gar verschlagen/ hielte darvor/ es were nun Zeit et-
was zu rück zu weichen/ vnd dieweil sie hörete/ daß
er von heurathen redete/ stellete sie sich mit Gesicht
vnd Worten so freundlich/ daß sie sich vnter ein-
ander die Ehe verheissen: Adrastus hatte aber in sei-
nem Hertzen keinen andern Vorschlag/ als daß er sie
vnter diesem schönen schein wolte betriegen: Ent-
lehnet derhalben etliches Gelt von seinen Freunden/
vnd stellet seine Sach also an/ daß sie Hochzeit ma-
chen vnd zur Kirchen gehen: Vnd da ist nun nicht
mehr als ein Hertz an diesen beyden Eheleuten man
redet von nichts an ders als von jhrer Heurath: Et-
liche hoffen/ es werde einen glücklichen fortgang
gewinnen/ andere aber sagen/ daß eine Hur vnnd
ein Dieb niemals gute Frucht gebracht vnd getra-
gen haben vnd daß sich die Göttin Venus mit dem
Mercurio njemals habe vertragen können: Diese
Fraw froh sey/ daß sie ein solchen Hurndeckel habe
bekommen: Sie habe Adrastum genommen daß sie
nur seiner spotte vnd mache/ daß jhm so viel Hör-
ner wachsen/ als Hirschen in dem gantzen Wald E-
rymante sich finden.

Aber das Geschrey vergehet sich also Adrastus
wartet auff nichts anderst/ als auff Zeit vnnd gele-
genheit sein Weib zu plündern vnnd zu berauben.
Der jenige/ der sich zuvor jhren Diener selbst nen-
nete/ heist sich jetzunder Herr/ er hat den Schlüssel
zu allem: Der jenige welche zuvor keinem Men-
schen auff der Welt vertrawete/ vererawet dem je-
nigen/ der sie durch seinevermeinte Liebe hat gefan-
gen. Der Name deß Ehemanns vnd deß Ehe-

standts
O v

Diebshiſtorien das II. Buch.
gar verſchlagen/ hielte darvor/ es were nun Zeit et-
was zu ruͤck zu weichen/ vnd dieweil ſie hoͤrete/ daß
er von heurathen redete/ ſtellete ſie ſich mit Geſicht
vnd Worten ſo freundlich/ daß ſie ſich vnter ein-
ander die Ehe verheiſſen: Adraſtus hatte aber in ſei-
nem Hertzen keinen andern Vorſchlag/ als daß er ſie
vnter dieſem ſchoͤnen ſchein wolte betriegen: Ent-
lehnet derhalben etliches Gelt von ſeinen Freunden/
vnd ſtellet ſeine Sach alſo an/ daß ſie Hochzeit ma-
chen vnd zur Kirchen gehen: Vnd da iſt nun nicht
mehr als ein Hertz an dieſen beyden Eheleuten man
redet von nichts an ders als von jhrer Heurath: Et-
liche hoffen/ es werde einen gluͤcklichen fortgang
gewinnen/ andere aber ſagen/ daß eine Hur vnnd
ein Dieb niemals gute Frucht gebracht vnd getra-
gen haben vnd daß ſich die Goͤttin Venus mit dem
Mercurio njemals habe vertragen koͤnnen: Dieſe
Fraw froh ſey/ daß ſie ein ſolchen Hurndeckel habe
bekommen: Sie habe Adraſtum genommen daß ſie
nur ſeiner ſpotte vnd mache/ daß jhm ſo viel Hoͤr-
ner wachſen/ als Hirſchen in dem gantzen Wald E-
rymante ſich finden.

Aber das Geſchrey vergehet ſich alſo Adraſtus
wartet auff nichts anderſt/ als auff Zeit vnnd gele-
genheit ſein Weib zu pluͤndern vnnd zu berauben.
Der jenige/ der ſich zuvor jhren Diener ſelbſt nen-
nete/ heiſt ſich jetzunder Herꝛ/ er hat den Schluͤſſel
zu allem: Der jenige welche zuvor keinem Men-
ſchen auff der Welt vertrawete/ vererawet dem je-
nigen/ der ſie durch ſeinevermeinte Liebe hat gefan-
gen. Der Name deß Ehemanns vnd deß Ehe-

ſtandts
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[217/0227] Diebshiſtorien das II. Buch. gar verſchlagen/ hielte darvor/ es were nun Zeit et- was zu ruͤck zu weichen/ vnd dieweil ſie hoͤrete/ daß er von heurathen redete/ ſtellete ſie ſich mit Geſicht vnd Worten ſo freundlich/ daß ſie ſich vnter ein- ander die Ehe verheiſſen: Adraſtus hatte aber in ſei- nem Hertzen keinen andern Vorſchlag/ als daß er ſie vnter dieſem ſchoͤnen ſchein wolte betriegen: Ent- lehnet derhalben etliches Gelt von ſeinen Freunden/ vnd ſtellet ſeine Sach alſo an/ daß ſie Hochzeit ma- chen vnd zur Kirchen gehen: Vnd da iſt nun nicht mehr als ein Hertz an dieſen beyden Eheleuten man redet von nichts an ders als von jhrer Heurath: Et- liche hoffen/ es werde einen gluͤcklichen fortgang gewinnen/ andere aber ſagen/ daß eine Hur vnnd ein Dieb niemals gute Frucht gebracht vnd getra- gen haben vnd daß ſich die Goͤttin Venus mit dem Mercurio njemals habe vertragen koͤnnen: Dieſe Fraw froh ſey/ daß ſie ein ſolchen Hurndeckel habe bekommen: Sie habe Adraſtum genommen daß ſie nur ſeiner ſpotte vnd mache/ daß jhm ſo viel Hoͤr- ner wachſen/ als Hirſchen in dem gantzen Wald E- rymante ſich finden. Aber das Geſchrey vergehet ſich alſo Adraſtus wartet auff nichts anderſt/ als auff Zeit vnnd gele- genheit ſein Weib zu pluͤndern vnnd zu berauben. Der jenige/ der ſich zuvor jhren Diener ſelbſt nen- nete/ heiſt ſich jetzunder Herꝛ/ er hat den Schluͤſſel zu allem: Der jenige welche zuvor keinem Men- ſchen auff der Welt vertrawete/ vererawet dem je- nigen/ der ſie durch ſeinevermeinte Liebe hat gefan- gen. Der Name deß Ehemanns vnd deß Ehe- ſtandts O v

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Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/227>, abgerufen am 21.11.2024.