Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.Diebs Historien/ das II. Buch. sich gemeiniglich nah bey das Loaure, oder vmbden Königlichen Pallast zu Paris: thete als wann er vom Teuffel besessen were/ vnd liesse sich von vier Personen halten: Deß Abends verfügete er sich in die Vorstatt Mont-maite (welches dann seine or- dentliche Herberg war/ vnd liesse sich wie ein grosser vornehmer Herr stattlich vnd wol tractiren vnd spei- sen: bißweilen ließ er sich anblassen/ vnd alsdann sahe er auß/ als wann er gantz wassersichtig were/ so wol kundte er sich darzu stellen vnd geberden: Bißweiln strecket er alle seine Glieder von sich/ als wann Osse über Pelion wolte zusammen legen/ oder als wann er von neuem wolte den Himmel ersteigen vnd den Gott Jovem auß dem öbersten Himmel herab stürtzen/ vnd durch solche seine schelmichte kränckliche Geberden stellen vnd verstellen/ bekam er ein mechtiges grosses Geld: Aber nach dem er nun ein lange Zeit das ed- le Handwerck getrieben hette/ nam er jhm vor ein ander Handwerck zu treiben/ dann es gehet doch ohne das also in der Welt zu/ dann ein Ding nicht lang Bestandt pfleget zu haben: Aber er machte es wie die jenigen/ von welchen der Poet saget: Coelum non animum mutant, qui trans marce Also gehet es allezeit/ wann die Narren thun daß C ij
Diebs Hiſtorien/ das II. Buch. ſich gemeiniglich nah bey das Loaure, oder vmbden Koͤniglichen Pallaſt zu Paris: thete als wann er vom Teuffel beſeſſen were/ vnd lieſſe ſich von vier Perſonen halten: Deß Abends verfuͤgete er ſich in die Vorſtatt Mont-maite (welches dann ſeine or- dentliche Herberg war/ vnd lieſſe ſich wie ein groſſer vornehmer Herꝛ ſtattlich vnd wol tractiren vñ ſpei- ſen: bißweilen ließ er ſich anblaſſen/ vnd alsdañ ſahe er auß/ als wann er gantz waſſerſichtig were/ ſo wol kundte er ſich darzu ſtellen vnd geberden: Bißweiln ſtrecket er alle ſeine Glieder von ſich/ als wañ Oſſe uͤber Pelion wolte zuſam̃en legen/ oder als wann er von neuem wolte den Him̃el erſteigen vñ den Gott Jovem auß dem oͤberſten Him̃el herab ſtuͤrtzen/ vnd durch ſolche ſeine ſchelmichte kraͤnckliche Geberden ſtellen vnd verſtellen/ bekam er ein mechtiges groſſes Geld: Aber nach dem er nun ein lange Zeit das ed- le Handwerck getrieben hette/ nam er jhm vor ein ander Handwerck zu treiben/ dann es gehet doch ohne das alſo in der Welt zu/ dann ein Ding nicht lang Beſtandt pfleget zu haben: Aber er machte es wie die jenigen/ von welchen der Poet ſaget: Cœlum non animum mutant, qui trans marce Alſo gehet es allezeit/ wann die Narren thun daß C ij
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Diebs Hiſtorien/ das II. Buch.
ſich gemeiniglich nah bey das Loaure, oder vmb
den Koͤniglichen Pallaſt zu Paris: thete als wann
er vom Teuffel beſeſſen were/ vnd lieſſe ſich von vier
Perſonen halten: Deß Abends verfuͤgete er ſich in
die Vorſtatt Mont-maite (welches dann ſeine or-
dentliche Herberg war/ vnd lieſſe ſich wie ein groſſer
vornehmer Herꝛ ſtattlich vnd wol tractiren vñ ſpei-
ſen: bißweilen ließ er ſich anblaſſen/ vnd alsdañ ſahe
er auß/ als wann er gantz waſſerſichtig were/ ſo wol
kundte er ſich darzu ſtellen vnd geberden: Bißweiln
ſtrecket er alle ſeine Glieder von ſich/ als wañ Oſſe
uͤber Pelion wolte zuſam̃en legen/ oder als wann er
von neuem wolte den Him̃el erſteigen vñ den Gott
Jovem auß dem oͤberſten Him̃el herab ſtuͤrtzen/ vnd
durch ſolche ſeine ſchelmichte kraͤnckliche Geberden
ſtellen vnd verſtellen/ bekam er ein mechtiges groſſes
Geld: Aber nach dem er nun ein lange Zeit das ed-
le Handwerck getrieben hette/ nam er jhm vor ein
ander Handwerck zu treiben/ dann es gehet doch
ohne das alſo in der Welt zu/ dann ein Ding nicht
lang Beſtandt pfleget zu haben: Aber er machte es
wie die jenigen/ von welchen der Poet ſaget:
Cœlum non animum mutant, qui trans marce
currunt:
Das iſt/
Ein Ganß fleugt uͤber Rhein/ ein Ganß daher
wird fliegen/
Alſo gehet es allezeit/ wann die Narren thun
außziehen: Dann auß einem Landbettler wurde er
hernach zu einem Beutelſchneider/ vnd offentlichen
Land/ ſchelmen/ vnd begieng ſolche Bubenſtuͤck/
daß
C ij
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