sie es viel besser hatten, als hier. Den Ro- binson aber ließ er vermuthlich deswegen noch am Leben, damit er durch Trübsale erst gebessert würde. Denn da er ein gütiger Vater ist: so sucht er die Menschen auch durch Leiden zu bessern, wenn sie durch Güte und Nachsicht sich nicht wollen bessern lassen.
Merkt euch dies, meine guten Kinder, und denkt daran zurük, wenn in eurem künfti- gen Leben euch einmahl auch etwas begegnen sol- te, wovon ihr nicht werdet begreifen können, warum euer guter himlischer Vater es so über euch verhengt habe! Dan denket immer bei euch selbst; "Gott weiß doch besser, als ich, was mir gut ist; ich wil also gern leiden, was er mir zu schikt! Gewiß schikt er mir's deswegen zu, daß ich noch besser werden sol, als ich bin; das wil ich denn thun, so wird Gott es mir gewiß auch wieder wohl gehen lassen!"
Diederich. Dachte Robinson jezt auch so?
Va-
ſie es viel beſſer hatten, als hier. Den Ro- binſon aber ließ er vermuthlich deswegen noch am Leben, damit er durch Truͤbſale erſt gebeſſert wuͤrde. Denn da er ein guͤtiger Vater iſt: ſo ſucht er die Menſchen auch durch Leiden zu beſſern, wenn ſie durch Guͤte und Nachſicht ſich nicht wollen beſſern laſſen.
Merkt euch dies, meine guten Kinder, und denkt daran zuruͤk, wenn in eurem kuͤnfti- gen Leben euch einmahl auch etwas begegnen ſol- te, wovon ihr nicht werdet begreifen koͤnnen, warum euer guter himliſcher Vater es ſo uͤber euch verhengt habe! Dan denket immer bei euch ſelbſt; „Gott weiß doch beſſer, als ich, was mir gut iſt; ich wil alſo gern leiden, was er mir zu ſchikt! Gewiß ſchikt er mir's deswegen zu, daß ich noch beſſer werden ſol, als ich bin; das wil ich denn thun, ſo wird Gott es mir gewiß auch wieder wohl gehen laſſen!„
Diederich. Dachte Robinſon jezt auch ſo?
Va-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0101"n="61"/>ſie es viel beſſer hatten, als hier. Den <hirendition="#fr">Ro-<lb/>
binſon</hi> aber ließ er vermuthlich deswegen<lb/>
noch am Leben, damit er durch Truͤbſale erſt<lb/>
gebeſſert wuͤrde. Denn da er ein guͤtiger<lb/>
Vater iſt: ſo ſucht er die Menſchen auch durch<lb/>
Leiden zu beſſern, wenn ſie durch Guͤte und<lb/>
Nachſicht ſich nicht wollen beſſern laſſen.</p><lb/><p>Merkt euch dies, meine guten Kinder,<lb/>
und denkt daran zuruͤk, wenn in eurem kuͤnfti-<lb/>
gen Leben euch einmahl auch etwas begegnen ſol-<lb/>
te, wovon ihr nicht werdet begreifen koͤnnen,<lb/>
warum euer guter himliſcher Vater es ſo uͤber<lb/>
euch verhengt habe! Dan denket immer bei<lb/>
euch ſelbſt; „Gott weiß doch beſſer, als ich,<lb/>
was mir gut iſt; ich wil alſo gern leiden,<lb/>
was er mir zu ſchikt! Gewiß ſchikt er mir's<lb/>
deswegen zu, daß ich noch beſſer werden ſol,<lb/>
als ich bin; das wil ich denn thun, ſo wird<lb/>
Gott es mir gewiß auch wieder wohl gehen<lb/>
laſſen!„</p><lb/><p><hirendition="#fr">Diederich.</hi> Dachte <hirendition="#fr">Robinſon</hi> jezt auch<lb/>ſo?</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Va-</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[61/0101]
ſie es viel beſſer hatten, als hier. Den Ro-
binſon aber ließ er vermuthlich deswegen
noch am Leben, damit er durch Truͤbſale erſt
gebeſſert wuͤrde. Denn da er ein guͤtiger
Vater iſt: ſo ſucht er die Menſchen auch durch
Leiden zu beſſern, wenn ſie durch Guͤte und
Nachſicht ſich nicht wollen beſſern laſſen.
Merkt euch dies, meine guten Kinder,
und denkt daran zuruͤk, wenn in eurem kuͤnfti-
gen Leben euch einmahl auch etwas begegnen ſol-
te, wovon ihr nicht werdet begreifen koͤnnen,
warum euer guter himliſcher Vater es ſo uͤber
euch verhengt habe! Dan denket immer bei
euch ſelbſt; „Gott weiß doch beſſer, als ich,
was mir gut iſt; ich wil alſo gern leiden,
was er mir zu ſchikt! Gewiß ſchikt er mir's
deswegen zu, daß ich noch beſſer werden ſol,
als ich bin; das wil ich denn thun, ſo wird
Gott es mir gewiß auch wieder wohl gehen
laſſen!„
Diederich. Dachte Robinſon jezt auch
ſo?
Va-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/101>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.