Vater. Ja; jezt, da er aus so großer Lebensgefahr errettet war, und da er von allen Menschen sich nun verlassen sah: jezt fühlte er in dem Innersten seines Herzens, wie unrecht er gehandelt habe; jezt bat er auf seinen Knien Gott um Vergebung seiner Sün- den; jezt sezte er sich fest vor, sich von gan- zem Herzen zu bessern und nie wieder etwas zu thun, wovon er wüßte, daß es nicht recht wäre.
Nikolas. Aber was fieng er denn nun an?
Vater. Da die Freude über seine glük- liche Errettung vorüber war, fieng er an, über seinen Zustand nachzudenken. Er sahe sich umher: aber da war nichts, als Gebüsch und Bäume! Nirgends erblikte er etwas, woraus er hätte vermuthen können, daß die- ses Land von Menschen bewohnt sei.
Das war nun schon ein schreklicher Ge- danke für ihn, daß er so ganz allein in einem fremden Lande leben solte. Aber wie standen ihm nicht erst die Hare zu Berge, da er nun weiter
dach-
Vater. Ja; jezt, da er aus ſo großer Lebensgefahr errettet war, und da er von allen Menſchen ſich nun verlaſſen ſah: jezt fuͤhlte er in dem Innerſten ſeines Herzens, wie unrecht er gehandelt habe; jezt bat er auf ſeinen Knien Gott um Vergebung ſeiner Suͤn- den; jezt ſezte er ſich feſt vor, ſich von gan- zem Herzen zu beſſern und nie wieder etwas zu thun, wovon er wuͤßte, daß es nicht recht waͤre.
Nikolas. Aber was fieng er denn nun an?
Vater. Da die Freude uͤber ſeine gluͤk- liche Errettung voruͤber war, fieng er an, uͤber ſeinen Zuſtand nachzudenken. Er ſahe ſich umher: aber da war nichts, als Gebuͤſch und Baͤume! Nirgends erblikte er etwas, woraus er haͤtte vermuthen koͤnnen, daß die- ſes Land von Menſchen bewohnt ſei.
Das war nun ſchon ein ſchreklicher Ge- danke fuͤr ihn, daß er ſo ganz allein in einem fremden Lande leben ſolte. Aber wie ſtanden ihm nicht erſt die Hare zu Berge, da er nun weiter
dach-
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Vater. Ja; jezt, da er aus ſo großer
Lebensgefahr errettet war, und da er von
allen Menſchen ſich nun verlaſſen ſah: jezt
fuͤhlte er in dem Innerſten ſeines Herzens,
wie unrecht er gehandelt habe; jezt bat er auf
ſeinen Knien Gott um Vergebung ſeiner Suͤn-
den; jezt ſezte er ſich feſt vor, ſich von gan-
zem Herzen zu beſſern und nie wieder etwas
zu thun, wovon er wuͤßte, daß es nicht recht
waͤre.
Nikolas. Aber was fieng er denn nun
an?
Vater. Da die Freude uͤber ſeine gluͤk-
liche Errettung voruͤber war, fieng er an, uͤber
ſeinen Zuſtand nachzudenken. Er ſahe ſich
umher: aber da war nichts, als Gebuͤſch
und Baͤume! Nirgends erblikte er etwas,
woraus er haͤtte vermuthen koͤnnen, daß die-
ſes Land von Menſchen bewohnt ſei.
Das war nun ſchon ein ſchreklicher Ge-
danke fuͤr ihn, daß er ſo ganz allein in einem
fremden Lande leben ſolte. Aber wie ſtanden ihm
nicht erſt die Hare zu Berge, da er nun weiter
dach-
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/102>, abgerufen am 24.11.2024.
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