sich herabgerissen: aber es schien doch nicht un- möglich zu sein, alle diese Ruinen aus der Höhle wieder hinaus zu schaffen, und dan war seine Wohnung noch einmahl so geräumlich und bequem, als sie vorher gewesen war.
Hierzu kam noch etwas, welches ganz offenbahr bewies, daß die götliche Vorsehung das, was vorgefallen war, nicht um Robin- son zu züchtigen, sondern vielmehr aus mil- der Fürsorge für ihn veranstaltet habe. Da er nemlich die Stelle, wo das Felsenstük ge- hangen hatte, genauer besichtigte, fand er zu seinem Erstaunen, daß es überal mit lokkerer Erde umgeben gewesen war, und also ganz und gar keine feste Haltung gehabt hatte. Nichts war also wahrscheinlicher, als daß es über kurz oder lang von selbst würde einge- stürzt sein. Das sahe nun Gott nach seiner Alwissenheit vorher, und vermuthlich auch, daß dies Felsenstük grade zu einer Zeit ein- stürzen würde, da Robinson eben in der Höhle wäre. Da nun aber seine weise Güte diesem Menschen ein längeres Leben bestimte;
so
ſich herabgeriſſen: aber es ſchien doch nicht un- moͤglich zu ſein, alle dieſe Ruinen aus der Hoͤhle wieder hinaus zu ſchaffen, und dan war ſeine Wohnung noch einmahl ſo geraͤumlich und bequem, als ſie vorher geweſen war.
Hierzu kam noch etwas, welches ganz offenbahr bewies, daß die goͤtliche Vorſehung das, was vorgefallen war, nicht um Robin- ſon zu zuͤchtigen, ſondern vielmehr aus mil- der Fuͤrſorge fuͤr ihn veranſtaltet habe. Da er nemlich die Stelle, wo das Felſenſtuͤk ge- hangen hatte, genauer beſichtigte, fand er zu ſeinem Erſtaunen, daß es uͤberal mit lokkerer Erde umgeben geweſen war, und alſo ganz und gar keine feſte Haltung gehabt hatte. Nichts war alſo wahrſcheinlicher, als daß es uͤber kurz oder lang von ſelbſt wuͤrde einge- ſtuͤrzt ſein. Das ſahe nun Gott nach ſeiner Alwiſſenheit vorher, und vermuthlich auch, daß dies Felſenſtuͤk grade zu einer Zeit ein- ſtuͤrzen wuͤrde, da Robinſon eben in der Hoͤhle waͤre. Da nun aber ſeine weiſe Guͤte dieſem Menſchen ein laͤngeres Leben beſtimte;
ſo
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0275"n="235"/>ſich herabgeriſſen: aber es ſchien doch nicht un-<lb/>
moͤglich zu ſein, alle dieſe Ruinen aus der<lb/>
Hoͤhle wieder hinaus zu ſchaffen, und dan war<lb/>ſeine Wohnung noch einmahl ſo geraͤumlich<lb/>
und bequem, als ſie vorher geweſen war.</p><lb/><p>Hierzu kam noch etwas, welches ganz<lb/>
offenbahr bewies, daß die goͤtliche Vorſehung<lb/>
das, was vorgefallen war, nicht um <hirendition="#fr">Robin-<lb/>ſon</hi> zu zuͤchtigen, ſondern vielmehr aus mil-<lb/>
der Fuͤrſorge fuͤr ihn veranſtaltet habe. Da<lb/>
er nemlich die Stelle, wo das Felſenſtuͤk ge-<lb/>
hangen hatte, genauer beſichtigte, fand er zu<lb/>ſeinem Erſtaunen, daß es uͤberal mit lokkerer<lb/>
Erde umgeben geweſen war, und alſo ganz<lb/>
und gar keine feſte Haltung gehabt hatte.<lb/>
Nichts war alſo wahrſcheinlicher, als daß es<lb/>
uͤber kurz oder lang von ſelbſt wuͤrde einge-<lb/>ſtuͤrzt ſein. Das ſahe nun Gott nach ſeiner<lb/>
Alwiſſenheit vorher, und vermuthlich auch,<lb/>
daß dies Felſenſtuͤk grade zu einer Zeit ein-<lb/>ſtuͤrzen wuͤrde, da <hirendition="#fr">Robinſon</hi> eben in der<lb/>
Hoͤhle waͤre. Da nun aber ſeine weiſe Guͤte<lb/>
dieſem Menſchen ein laͤngeres Leben beſtimte;<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſo</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[235/0275]
ſich herabgeriſſen: aber es ſchien doch nicht un-
moͤglich zu ſein, alle dieſe Ruinen aus der
Hoͤhle wieder hinaus zu ſchaffen, und dan war
ſeine Wohnung noch einmahl ſo geraͤumlich
und bequem, als ſie vorher geweſen war.
Hierzu kam noch etwas, welches ganz
offenbahr bewies, daß die goͤtliche Vorſehung
das, was vorgefallen war, nicht um Robin-
ſon zu zuͤchtigen, ſondern vielmehr aus mil-
der Fuͤrſorge fuͤr ihn veranſtaltet habe. Da
er nemlich die Stelle, wo das Felſenſtuͤk ge-
hangen hatte, genauer beſichtigte, fand er zu
ſeinem Erſtaunen, daß es uͤberal mit lokkerer
Erde umgeben geweſen war, und alſo ganz
und gar keine feſte Haltung gehabt hatte.
Nichts war alſo wahrſcheinlicher, als daß es
uͤber kurz oder lang von ſelbſt wuͤrde einge-
ſtuͤrzt ſein. Das ſahe nun Gott nach ſeiner
Alwiſſenheit vorher, und vermuthlich auch,
daß dies Felſenſtuͤk grade zu einer Zeit ein-
ſtuͤrzen wuͤrde, da Robinſon eben in der
Hoͤhle waͤre. Da nun aber ſeine weiſe Guͤte
dieſem Menſchen ein laͤngeres Leben beſtimte;
ſo
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/275>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.