Vater. Wozu meinst du wohl, daß der liebe Gott dich und mich und andere Men- schen erschaffen hat?
Diderich. Daß wir in seiner Welt glüklich sein sollen.
Vater. Und was bewog ihn denn wohl, das zu wollen.
Diderich. Ja, weil er so gut ist, und nicht gern allein glüklich sein wolte.
Vater. Ganz recht. Aber meinst du nicht, daß die Insekten auch einer Art von Glükseeligkeit geniessen?
Diderich. Ja, das wohl; man sieht, wie sie sich freuen, wenn die Sonne so warm scheint.
Vater. Nun, ist es dir also nicht be- greiflich, warum auch sie von Gott geschaffen sind? Sie sollen sich auf seiner Erde auch freuen und so glüklich sein, als sie ihrer Na- tur nach werden können. Ist diese Absicht nicht sehr liebreich, und eines so guten Got- tes würdig?
Di-
Vater. Wozu meinſt du wohl, daß der liebe Gott dich und mich und andere Men- ſchen erſchaffen hat?
Diderich. Daß wir in ſeiner Welt gluͤklich ſein ſollen.
Vater. Und was bewog ihn denn wohl, das zu wollen.
Diderich. Ja, weil er ſo gut iſt, und nicht gern allein gluͤklich ſein wolte.
Vater. Ganz recht. Aber meinſt du nicht, daß die Inſekten auch einer Art von Gluͤkſeeligkeit genieſſen?
Diderich. Ja, das wohl; man ſieht, wie ſie ſich freuen, wenn die Sonne ſo warm ſcheint.
Vater. Nun, iſt es dir alſo nicht be- greiflich, warum auch ſie von Gott geſchaffen ſind? Sie ſollen ſich auf ſeiner Erde auch freuen und ſo gluͤklich ſein, als ſie ihrer Na- tur nach werden koͤnnen. Iſt dieſe Abſicht nicht ſehr liebreich, und eines ſo guten Got- tes wuͤrdig?
Di-
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Vater. Wozu meinſt du wohl, daß der
liebe Gott dich und mich und andere Men-
ſchen erſchaffen hat?
Diderich. Daß wir in ſeiner Welt
gluͤklich ſein ſollen.
Vater. Und was bewog ihn denn wohl,
das zu wollen.
Diderich. Ja, weil er ſo gut iſt, und
nicht gern allein gluͤklich ſein wolte.
Vater. Ganz recht. Aber meinſt du
nicht, daß die Inſekten auch einer Art von
Gluͤkſeeligkeit genieſſen?
Diderich. Ja, das wohl; man ſieht,
wie ſie ſich freuen, wenn die Sonne ſo warm
ſcheint.
Vater. Nun, iſt es dir alſo nicht be-
greiflich, warum auch ſie von Gott geſchaffen
ſind? Sie ſollen ſich auf ſeiner Erde auch
freuen und ſo gluͤklich ſein, als ſie ihrer Na-
tur nach werden koͤnnen. Iſt dieſe Abſicht
nicht ſehr liebreich, und eines ſo guten Got-
tes wuͤrdig?
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/314>, abgerufen am 16.02.2025.
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