Verdek; ließ in gröster Geschwindigkeit das Boot hinab, und alle sprangen hinein.
Es waren aber der Menschen so viele, daß das Boot kaum eine Hand hoch Bord be- hielt, da sie hinein gesprungen waren. Das Land war noch so weit entfernt, und der Sturm so heftig, daß Jederman es für un- möglich hielt, die Küste zu erreichen. Indeß thaten sie doch ihr möglichstes durch Rudern, und der Wind trieb sie glüklicher Weise Landwärts.
Plözlich sahen sie eine berghohe Welle dem Bote nachrauschen. Alle erstarten vor dem schreklichen Anblikke, und liessen die Ru- der fallen. Jezt, jezt nahete der schrekliche Augenblik heran! Die ungeheure Welle er- reichte das Boot; das Boot schlug um, und -- alle versanken im wüthenden Meere! --
Hier hielt der Vater ein; die ganze Ge- selschaft blieb schweigend sizen, und vielen ent- fuhr ein mitleidiger Seufzer. Endlich erschien die Mutter mit einem ländlichen Abendbrod, und machte den wehmütigen Empfindungen ein Ende.
Drit-
Verdek; ließ in groͤſter Geſchwindigkeit das Boot hinab, und alle ſprangen hinein.
Es waren aber der Menſchen ſo viele, daß das Boot kaum eine Hand hoch Bord be- hielt, da ſie hinein geſprungen waren. Das Land war noch ſo weit entfernt, und der Sturm ſo heftig, daß Jederman es fuͤr un- moͤglich hielt, die Kuͤſte zu erreichen. Indeß thaten ſie doch ihr moͤglichſtes durch Rudern, und der Wind trieb ſie gluͤklicher Weiſe Landwaͤrts.
Ploͤzlich ſahen ſie eine berghohe Welle dem Bote nachrauſchen. Alle erſtarten vor dem ſchreklichen Anblikke, und lieſſen die Ru- der fallen. Jezt, jezt nahete der ſchrekliche Augenblik heran! Die ungeheure Welle er- reichte das Boot; das Boot ſchlug um, und — alle verſanken im wuͤthenden Meere! —
Hier hielt der Vater ein; die ganze Ge- ſelſchaft blieb ſchweigend ſizen, und vielen ent- fuhr ein mitleidiger Seufzer. Endlich erſchien die Mutter mit einem laͤndlichen Abendbrod, und machte den wehmuͤtigen Empfindungen ein Ende.
Drit-
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Verdek; ließ in groͤſter Geſchwindigkeit das
Boot hinab, und alle ſprangen hinein.
Es waren aber der Menſchen ſo viele, daß
das Boot kaum eine Hand hoch Bord be-
hielt, da ſie hinein geſprungen waren. Das
Land war noch ſo weit entfernt, und der
Sturm ſo heftig, daß Jederman es fuͤr un-
moͤglich hielt, die Kuͤſte zu erreichen. Indeß
thaten ſie doch ihr moͤglichſtes durch Rudern, und
der Wind trieb ſie gluͤklicher Weiſe Landwaͤrts.
Ploͤzlich ſahen ſie eine berghohe Welle
dem Bote nachrauſchen. Alle erſtarten vor
dem ſchreklichen Anblikke, und lieſſen die Ru-
der fallen. Jezt, jezt nahete der ſchrekliche
Augenblik heran! Die ungeheure Welle er-
reichte das Boot; das Boot ſchlug um, und
— alle verſanken im wuͤthenden Meere! —
Hier hielt der Vater ein; die ganze Ge-
ſelſchaft blieb ſchweigend ſizen, und vielen ent-
fuhr ein mitleidiger Seufzer. Endlich erſchien
die Mutter mit einem laͤndlichen Abendbrod,
und machte den wehmuͤtigen Empfindungen ein
Ende.
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/94>, abgerufen am 21.11.2024.
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