kochendes Wasser stekt: er konte also auch schlech- terdings nicht begreifen, woher die so sehr schmerzhafte Empfindung komme, die ihn plöz- lich überfiel, so bald das kochende Wasser seine Hand berührte. Er glaubte also steif und fest, daß es mit Zauberei zugehe und daß sein Herr ein Hexenmeister sei.
Nun, Kinder, -- macht euch nur darauf gefaßt, -- es wird euch künftig auch wohl ein- mahl eins und das Andere vorkommen, dessen Ursache ihr nicht werdet begreifen können. Ihr werdet Taschenspieler und Gaukler sehen, die wunderseltsame Dinge machen können, die z. B. dem Scheine nach, einen Vogel in eine Maus verwandeln, einen geköpften Vogel wieder leben- dig machen können u. s. w. ohne, daß ihr bei der größten Aufmerksamkeit im Stande seid, die Gaukelei zu entdekken; wenn euch denn auch etwa der Gedanke anwandeln solte: das geht nicht mit rechten Dingen zu; das muß ein Hexenmeister sein! so erinnert euch unsers Freitags und seid versichert, daß es euch eben so, wie ihm geht, daß ihr nemlich aus
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kochendes Waſſer ſtekt: er konte alſo auch ſchlech- terdings nicht begreifen, woher die ſo ſehr ſchmerzhafte Empfindung komme, die ihn ploͤz- lich uͤberfiel, ſo bald das kochende Waſſer ſeine Hand beruͤhrte. Er glaubte alſo ſteif und feſt, daß es mit Zauberei zugehe und daß ſein Herr ein Hexenmeiſter ſei.
Nun, Kinder, — macht euch nur darauf gefaßt, — es wird euch kuͤnftig auch wohl ein- mahl eins und das Andere vorkommen, deſſen Urſache ihr nicht werdet begreifen koͤnnen. Ihr werdet Taſchenſpieler und Gaukler ſehen, die wunderſeltſame Dinge machen koͤnnen, die z. B. dem Scheine nach, einen Vogel in eine Maus verwandeln, einen gekoͤpften Vogel wieder leben- dig machen koͤnnen u. ſ. w. ohne, daß ihr bei der groͤßten Aufmerkſamkeit im Stande ſeid, die Gaukelei zu entdekken; wenn euch denn auch etwa der Gedanke anwandeln ſolte: das geht nicht mit rechten Dingen zu; das muß ein Hexenmeiſter ſein! ſo erinnert euch unſers Freitags und ſeid verſichert, daß es euch eben ſo, wie ihm geht, daß ihr nemlich aus
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kochendes Waſſer ſtekt: er konte alſo auch ſchlech-
terdings nicht begreifen, woher die ſo ſehr
ſchmerzhafte Empfindung komme, die ihn ploͤz-
lich uͤberfiel, ſo bald das kochende Waſſer ſeine
Hand beruͤhrte. Er glaubte alſo ſteif und feſt,
daß es mit Zauberei zugehe und daß ſein Herr
ein Hexenmeiſter ſei.
Nun, Kinder, — macht euch nur darauf
gefaßt, — es wird euch kuͤnftig auch wohl ein-
mahl eins und das Andere vorkommen, deſſen
Urſache ihr nicht werdet begreifen koͤnnen. Ihr
werdet Taſchenſpieler und Gaukler ſehen, die
wunderſeltſame Dinge machen koͤnnen, die z. B.
dem Scheine nach, einen Vogel in eine Maus
verwandeln, einen gekoͤpften Vogel wieder leben-
dig machen koͤnnen u. ſ. w. ohne, daß ihr bei
der groͤßten Aufmerkſamkeit im Stande ſeid,
die Gaukelei zu entdekken; wenn euch denn
auch etwa der Gedanke anwandeln ſolte: das
geht nicht mit rechten Dingen zu; das
muß ein Hexenmeiſter ſein! ſo erinnert euch
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/113>, abgerufen am 27.11.2024.
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