derbaren machen, wil dem Diogenes*) nach- äffen!" Der Andere: "der Man ist hipo- chondrisch, findet ein Vergnügen daran sich selbst zu quälen!" So werden die guten Leute sprechen; aber, lieben Kinder, wenn man etwas thun wil, was vor Gott und vor unserm eige- nen Gewissen recht und gut ist, so muß man niemahls fragen: was werden die Leute da- zu sagen? man muß vielmehr die Leute sa- gen lassen, was sie wollen, und selbst thun, was man als recht erkant hat. Auch die Aerzte werden den Kopf über mich schütteln, werden mir, ich weiß nicht was für Krankheiten profe- zeihn, weil ich aufhören wil krank an Leib und Seele zugleich zu sein: aber, lieben Kinder, wenn man Herz genug hat, auf den Weg der Natur zurük kehren zu wollen, so muß man nicht die Aerzte um Rath fragen, welche selbst davon abgewichen sind.
Ich habe geglaubt, daß es gut wäre, euch dies Alles vorher zu sagen, damit ihr aus mei-
nem
*)Diogenes war ein Man, der sich alles ent- zog, was zur Erhaltung des Lebens nicht schlechterdings nöthig war.
derbaren machen, wil dem Diogenes*) nach- aͤffen!„ Der Andere: „der Man iſt hipo- chondriſch, findet ein Vergnuͤgen daran ſich ſelbſt zu quaͤlen!„ So werden die guten Leute ſprechen; aber, lieben Kinder, wenn man etwas thun wil, was vor Gott und vor unſerm eige- nen Gewiſſen recht und gut iſt, ſo muß man niemahls fragen: was werden die Leute da- zu ſagen? man muß vielmehr die Leute ſa- gen laſſen, was ſie wollen, und ſelbſt thun, was man als recht erkant hat. Auch die Aerzte werden den Kopf uͤber mich ſchuͤtteln, werden mir, ich weiß nicht was fuͤr Krankheiten profe- zeihn, weil ich aufhoͤren wil krank an Leib und Seele zugleich zu ſein: aber, lieben Kinder, wenn man Herz genug hat, auf den Weg der Natur zuruͤk kehren zu wollen, ſo muß man nicht die Aerzte um Rath fragen, welche ſelbſt davon abgewichen ſind.
Ich habe geglaubt, daß es gut waͤre, euch dies Alles vorher zu ſagen, damit ihr aus mei-
nem
*)Diogenes war ein Man, der ſich alles ent- zog, was zur Erhaltung des Lebens nicht ſchlechterdings noͤthig war.
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derbaren machen, wil dem Diogenes *) nach-
aͤffen!„ Der Andere: „der Man iſt hipo-
chondriſch, findet ein Vergnuͤgen daran ſich
ſelbſt zu quaͤlen!„ So werden die guten Leute
ſprechen; aber, lieben Kinder, wenn man etwas
thun wil, was vor Gott und vor unſerm eige-
nen Gewiſſen recht und gut iſt, ſo muß man
niemahls fragen: was werden die Leute da-
zu ſagen? man muß vielmehr die Leute ſa-
gen laſſen, was ſie wollen, und ſelbſt thun,
was man als recht erkant hat. Auch die Aerzte
werden den Kopf uͤber mich ſchuͤtteln, werden
mir, ich weiß nicht was fuͤr Krankheiten profe-
zeihn, weil ich aufhoͤren wil krank an Leib und
Seele zugleich zu ſein: aber, lieben Kinder,
wenn man Herz genug hat, auf den Weg der
Natur zuruͤk kehren zu wollen, ſo muß man
nicht die Aerzte um Rath fragen, welche ſelbſt
davon abgewichen ſind.
Ich habe geglaubt, daß es gut waͤre, euch
dies Alles vorher zu ſagen, damit ihr aus mei-
nem
*) Diogenes war ein Man, der ſich alles ent-
zog, was zur Erhaltung des Lebens nicht
ſchlechterdings noͤthig war.
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/126>, abgerufen am 26.11.2024.
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