zufrieden sind, wenn wir es nicht haben können. Ich habe oft Kopfschmerzen; vermuthlich würd' ich sie nicht haben, wenn ich nicht von Jugend auf an warme und erhizende Getränke wäre ge- wöhnt worden. Dies und das Beispiel unsers Robinsons hat mich dan zu der Entschlies- sung gebracht, von nun an auf Alles dies Ver- zicht zu thun. Also von heute an, rauche und schnupfe ich keinen Tabak mehr; von heute an, trinke ich keinen Thee, keinen Kaffe, kein Bier und keinen Wein mehr, ausser an Geburtstagen und andern Freudenfesten, da wir gemeinschaft- lich ein wenig Wein trinken wollen, um uns auch über diese Gottesgabe zu freuen und dem Geber derselben dafür zu danken.
Es wird mir sauer werden, dies Gelübde zu erfüllen, weil ich schon so lange verwöhnt gewe- sen und nun schon so alt bin. Aber mag's! desto grösser wird auch nachher meine Freude sein, wenn ich's doch werde erfült haben. Auch die Leute werden viel dawider einzuwenden ha- ben; der Eine wird sagen: "der wil den Son-
der-
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zufrieden ſind, wenn wir es nicht haben koͤnnen. Ich habe oft Kopfſchmerzen; vermuthlich wuͤrd' ich ſie nicht haben, wenn ich nicht von Jugend auf an warme und erhizende Getraͤnke waͤre ge- woͤhnt worden. Dies und das Beiſpiel unſers Robinſons hat mich dan zu der Entſchlieſ- ſung gebracht, von nun an auf Alles dies Ver- zicht zu thun. Alſo von heute an, rauche und ſchnupfe ich keinen Tabak mehr; von heute an, trinke ich keinen Thee, keinen Kaffe, kein Bier und keinen Wein mehr, auſſer an Geburtstagen und andern Freudenfeſten, da wir gemeinſchaft- lich ein wenig Wein trinken wollen, um uns auch uͤber dieſe Gottesgabe zu freuen und dem Geber derſelben dafuͤr zu danken.
Es wird mir ſauer werden, dies Geluͤbde zu erfuͤllen, weil ich ſchon ſo lange verwoͤhnt gewe- ſen und nun ſchon ſo alt bin. Aber mag's! deſto groͤſſer wird auch nachher meine Freude ſein, wenn ich's doch werde erfuͤlt haben. Auch die Leute werden viel dawider einzuwenden ha- ben; der Eine wird ſagen: „der wil den Son-
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zufrieden ſind, wenn wir es nicht haben koͤnnen.
Ich habe oft Kopfſchmerzen; vermuthlich wuͤrd'
ich ſie nicht haben, wenn ich nicht von Jugend
auf an warme und erhizende Getraͤnke waͤre ge-
woͤhnt worden. Dies und das Beiſpiel unſers
Robinſons hat mich dan zu der Entſchlieſ-
ſung gebracht, von nun an auf Alles dies Ver-
zicht zu thun. Alſo von heute an, rauche und
ſchnupfe ich keinen Tabak mehr; von heute an,
trinke ich keinen Thee, keinen Kaffe, kein Bier
und keinen Wein mehr, auſſer an Geburtstagen
und andern Freudenfeſten, da wir gemeinſchaft-
lich ein wenig Wein trinken wollen, um uns
auch uͤber dieſe Gottesgabe zu freuen und dem
Geber derſelben dafuͤr zu danken.
Es wird mir ſauer werden, dies Geluͤbde zu
erfuͤllen, weil ich ſchon ſo lange verwoͤhnt gewe-
ſen und nun ſchon ſo alt bin. Aber mag's!
deſto groͤſſer wird auch nachher meine Freude
ſein, wenn ich's doch werde erfuͤlt haben. Auch
die Leute werden viel dawider einzuwenden ha-
ben; der Eine wird ſagen: „der wil den Son-
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/125>, abgerufen am 26.11.2024.
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