behauen; damit sie künftig ein Segel aufstek- ken könten, und dan nicht erst auf die Zeit der Fluth zu warten brauchten. Robinson über- nahm es, diese Arbeit allein fertig zu machen; und schikte Freitag unterdeß nach seiner Burg, um die Lama's zu melken; ein Geschäft, wel- ches sie nun schon zwei Tage hatten aussezen müssen.
In Freitags Abwesenheit lud Robinson eine der Flinten, weil er sich das Vergnügen vorbehalten hatte, seinen Freund mit den wun- derbaren Wirkungen des Schießpulvers zu über- raschen. Da dieser nun zurükgekommen war, und die Geschwindigkeit bewunderte, mit wel- cher Robinson seine Arbeit schon vollendet hatte, erblikte dieser einen Seefalken, der eben mit einem geraubten Fische davon flog. Schnel ergrif er die Flinte und rief aus: Gieb Ach- tung, Freitag, der sol herunter! Kaum hatt' er dieses gesagt, so drükt' er ab, und der Falke stürzte aus der Luft zur Erde.
Stelt euch des armen Freitags Erstaunen und Erschrekken vor! Er stürzte, als wär er
selbst
behauen; damit ſie kuͤnftig ein Segel aufſtek- ken koͤnten, und dan nicht erſt auf die Zeit der Fluth zu warten brauchten. Robinſon uͤber- nahm es, dieſe Arbeit allein fertig zu machen; und ſchikte Freitag unterdeß nach ſeiner Burg, um die Lama's zu melken; ein Geſchaͤft, wel- ches ſie nun ſchon zwei Tage hatten ausſezen muͤſſen.
In Freitags Abweſenheit lud Robinſon eine der Flinten, weil er ſich das Vergnuͤgen vorbehalten hatte, ſeinen Freund mit den wun- derbaren Wirkungen des Schießpulvers zu uͤber- raſchen. Da dieſer nun zuruͤkgekommen war, und die Geſchwindigkeit bewunderte, mit wel- cher Robinſon ſeine Arbeit ſchon vollendet hatte, erblikte dieſer einen Seefalken, der eben mit einem geraubten Fiſche davon flog. Schnel ergrif er die Flinte und rief aus: Gieb Ach- tung, Freitag, der ſol herunter! Kaum hatt' er dieſes geſagt, ſo druͤkt' er ab, und der Falke ſtuͤrzte aus der Luft zur Erde.
Stelt euch des armen Freitags Erſtaunen und Erſchrekken vor! Er ſtuͤrzte, als waͤr er
ſelbſt
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behauen; damit ſie kuͤnftig ein Segel aufſtek-
ken koͤnten, und dan nicht erſt auf die Zeit der
Fluth zu warten brauchten. Robinſon uͤber-
nahm es, dieſe Arbeit allein fertig zu machen;
und ſchikte Freitag unterdeß nach ſeiner Burg,
um die Lama's zu melken; ein Geſchaͤft, wel-
ches ſie nun ſchon zwei Tage hatten ausſezen
muͤſſen.
In Freitags Abweſenheit lud Robinſon
eine der Flinten, weil er ſich das Vergnuͤgen
vorbehalten hatte, ſeinen Freund mit den wun-
derbaren Wirkungen des Schießpulvers zu uͤber-
raſchen. Da dieſer nun zuruͤkgekommen war,
und die Geſchwindigkeit bewunderte, mit wel-
cher Robinſon ſeine Arbeit ſchon vollendet
hatte, erblikte dieſer einen Seefalken, der eben
mit einem geraubten Fiſche davon flog. Schnel
ergrif er die Flinte und rief aus: Gieb Ach-
tung, Freitag, der ſol herunter! Kaum
hatt' er dieſes geſagt, ſo druͤkt' er ab, und der
Falke ſtuͤrzte aus der Luft zur Erde.
Stelt euch des armen Freitags Erſtaunen
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/226>, abgerufen am 21.11.2024.
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