Vater. Ich wil dir sagen, was das ist. In Afrika -- du weißt doch noch, wo das liegt?
Frizchen. O ja; dorthin, über die grüne Brükke und die Gänseweide! -- Nu nur zu!
Vater. In Afrika also, wo die Mohren wohnen, sind die meisten Menschen noch so roh und ungesittet, wie das liebe Vieh. Ihre An- führer oder Könige, die selbst nicht viel klüger sind, gehen dan auch mit ihnen um, als wenn sie wirkliches Vieh wären. Wenn nun die Eu- ropäer dahin kommen, so bietet man ihnen gan- ze Heerden solcher schwarzen Menschen zum Ver- kauf an, recht so wie man hier die Ochsen zu Markte bringt. Viele Väter führen auch wohl ihre eigene Kinder herbei, um sie für eine Klei- nigkeit los zu werden; und da kaufen denn die Europäer alle Jahr eine Menge derselben und führen sie nach Amerika, wo sie die härteste Arbeit verrichten müssen und dabei recht jäm- merlich gehalten werden. Ein solcher Sklav (so nent man sie) ist dan recht schlim daran,
und
Vater. Ich wil dir ſagen, was das iſt. In Afrika — du weißt doch noch, wo das liegt?
Frizchen. O ja; dorthin, uͤber die gruͤne Bruͤkke und die Gaͤnſeweide! — Nu nur zu!
Vater. In Afrika alſo, wo die Mohren wohnen, ſind die meiſten Menſchen noch ſo roh und ungeſittet, wie das liebe Vieh. Ihre An- fuͤhrer oder Koͤnige, die ſelbſt nicht viel kluͤger ſind, gehen dan auch mit ihnen um, als wenn ſie wirkliches Vieh waͤren. Wenn nun die Eu- ropaͤer dahin kommen, ſo bietet man ihnen gan- ze Heerden ſolcher ſchwarzen Menſchen zum Ver- kauf an, recht ſo wie man hier die Ochſen zu Markte bringt. Viele Vaͤter fuͤhren auch wohl ihre eigene Kinder herbei, um ſie fuͤr eine Klei- nigkeit los zu werden; und da kaufen denn die Europaͤer alle Jahr eine Menge derſelben und fuͤhren ſie nach Amerika, wo ſie die haͤrteſte Arbeit verrichten muͤſſen und dabei recht jaͤm- merlich gehalten werden. Ein ſolcher Sklav (ſo nent man ſie) iſt dan recht ſchlim daran,
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Vater. Ich wil dir ſagen, was das iſt.
In Afrika — du weißt doch noch, wo das
liegt?
Frizchen. O ja; dorthin, uͤber die gruͤne
Bruͤkke und die Gaͤnſeweide! — Nu nur zu!
Vater. In Afrika alſo, wo die Mohren
wohnen, ſind die meiſten Menſchen noch ſo roh
und ungeſittet, wie das liebe Vieh. Ihre An-
fuͤhrer oder Koͤnige, die ſelbſt nicht viel kluͤger
ſind, gehen dan auch mit ihnen um, als wenn
ſie wirkliches Vieh waͤren. Wenn nun die Eu-
ropaͤer dahin kommen, ſo bietet man ihnen gan-
ze Heerden ſolcher ſchwarzen Menſchen zum Ver-
kauf an, recht ſo wie man hier die Ochſen zu
Markte bringt. Viele Vaͤter fuͤhren auch wohl
ihre eigene Kinder herbei, um ſie fuͤr eine Klei-
nigkeit los zu werden; und da kaufen denn die
Europaͤer alle Jahr eine Menge derſelben und
fuͤhren ſie nach Amerika, wo ſie die haͤrteſte
Arbeit verrichten muͤſſen und dabei recht jaͤm-
merlich gehalten werden. Ein ſolcher Sklav
(ſo nent man ſie) iſt dan recht ſchlim daran,
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/241>, abgerufen am 21.11.2024.
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