Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

zen, um sie ihm gleichfals mit etwas Wein sanft
zu reiben, so wie er vorher seinem Vater gethan
hatte.

Da war es nun sehr rührend anzusehen,
wie dieser gute Sohn während des ihm aufge-
tragenen Geschäftes alle Augenblikke den Kopf
nach seinem Vater hindrehete, um zu sehen,
was er mache? Einmahl, da der Alte, um bes-
ser auszuruhen, sich ganz niedergelegt hatte, flog
Freitag, ohne ein Wort zu sagen, so geschwind
zu ihm hin, daß man kaum bemerken konte, daß
er den Boden berührte; kehrte aber augenbliklich
wieder zurük, so bald er gesehen hatte, daß sein
Vater sich nur aus Gemächlichkeit ein wenig nie-
dergelegt habe. Dan wolte Robinson versu-
chen, ob er mit Freitags Hülfe den Spanier
nach dem Kahne führen könte: aber Freitag,
als ein junger starker Kerl, nahm den ganzen
Spanier, als eine Kleinigkeit, auf den Rükken,
und trug ihn allein dahin. Nachdem sie darauf
die Kanonen, und die Flinten, nebst den erbeu-
teten Waffen der Erschlagenen in den andern Kahn
gebracht hatten, sprang Freitag wieder in den

er-

zen, um ſie ihm gleichfals mit etwas Wein ſanft
zu reiben, ſo wie er vorher ſeinem Vater gethan
hatte.

Da war es nun ſehr ruͤhrend anzuſehen,
wie dieſer gute Sohn waͤhrend des ihm aufge-
tragenen Geſchaͤftes alle Augenblikke den Kopf
nach ſeinem Vater hindrehete, um zu ſehen,
was er mache? Einmahl, da der Alte, um beſ-
ſer auszuruhen, ſich ganz niedergelegt hatte, flog
Freitag, ohne ein Wort zu ſagen, ſo geſchwind
zu ihm hin, daß man kaum bemerken konte, daß
er den Boden beruͤhrte; kehrte aber augenbliklich
wieder zuruͤk, ſo bald er geſehen hatte, daß ſein
Vater ſich nur aus Gemaͤchlichkeit ein wenig nie-
dergelegt habe. Dan wolte Robinſon verſu-
chen, ob er mit Freitags Huͤlfe den Spanier
nach dem Kahne fuͤhren koͤnte: aber Freitag,
als ein junger ſtarker Kerl, nahm den ganzen
Spanier, als eine Kleinigkeit, auf den Ruͤkken,
und trug ihn allein dahin. Nachdem ſie darauf
die Kanonen, und die Flinten, nebſt den erbeu-
teten Waffen der Erſchlagenen in den andern Kahn
gebracht hatten, ſprang Freitag wieder in den

er-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0292" n="286"/>
zen, um &#x017F;ie ihm gleichfals mit etwas Wein &#x017F;anft<lb/>
zu reiben, &#x017F;o wie er vorher &#x017F;einem Vater gethan<lb/>
hatte.</p><lb/>
          <p>Da war es nun &#x017F;ehr ru&#x0364;hrend anzu&#x017F;ehen,<lb/>
wie die&#x017F;er gute Sohn wa&#x0364;hrend des ihm aufge-<lb/>
tragenen Ge&#x017F;cha&#x0364;ftes alle Augenblikke den Kopf<lb/>
nach &#x017F;einem Vater hindrehete, um zu &#x017F;ehen,<lb/>
was er mache? Einmahl, da der Alte, um be&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er auszuruhen, &#x017F;ich ganz niedergelegt hatte, flog<lb/><hi rendition="#fr">Freitag,</hi> ohne ein Wort zu &#x017F;agen, &#x017F;o ge&#x017F;chwind<lb/>
zu ihm hin, daß man kaum bemerken konte, daß<lb/>
er den Boden beru&#x0364;hrte; kehrte aber augenbliklich<lb/>
wieder zuru&#x0364;k, &#x017F;o bald er ge&#x017F;ehen hatte, daß &#x017F;ein<lb/>
Vater &#x017F;ich nur aus Gema&#x0364;chlichkeit ein wenig nie-<lb/>
dergelegt habe. Dan wolte <hi rendition="#fr">Robin&#x017F;on</hi> ver&#x017F;u-<lb/>
chen, ob er mit <hi rendition="#fr">Freitags</hi> Hu&#x0364;lfe den <hi rendition="#fr">Spanier</hi><lb/>
nach dem Kahne fu&#x0364;hren ko&#x0364;nte: aber <hi rendition="#fr">Freitag,</hi><lb/>
als ein junger &#x017F;tarker Kerl, nahm den ganzen<lb/><hi rendition="#fr">Spanier,</hi> als eine Kleinigkeit, auf den Ru&#x0364;kken,<lb/>
und trug ihn allein dahin. Nachdem &#x017F;ie darauf<lb/>
die Kanonen, und die Flinten, neb&#x017F;t den erbeu-<lb/>
teten Waffen der Er&#x017F;chlagenen in den andern Kahn<lb/>
gebracht hatten, &#x017F;prang <hi rendition="#fr">Freitag</hi> wieder in den<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">er-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[286/0292] zen, um ſie ihm gleichfals mit etwas Wein ſanft zu reiben, ſo wie er vorher ſeinem Vater gethan hatte. Da war es nun ſehr ruͤhrend anzuſehen, wie dieſer gute Sohn waͤhrend des ihm aufge- tragenen Geſchaͤftes alle Augenblikke den Kopf nach ſeinem Vater hindrehete, um zu ſehen, was er mache? Einmahl, da der Alte, um beſ- ſer auszuruhen, ſich ganz niedergelegt hatte, flog Freitag, ohne ein Wort zu ſagen, ſo geſchwind zu ihm hin, daß man kaum bemerken konte, daß er den Boden beruͤhrte; kehrte aber augenbliklich wieder zuruͤk, ſo bald er geſehen hatte, daß ſein Vater ſich nur aus Gemaͤchlichkeit ein wenig nie- dergelegt habe. Dan wolte Robinſon verſu- chen, ob er mit Freitags Huͤlfe den Spanier nach dem Kahne fuͤhren koͤnte: aber Freitag, als ein junger ſtarker Kerl, nahm den ganzen Spanier, als eine Kleinigkeit, auf den Ruͤkken, und trug ihn allein dahin. Nachdem ſie darauf die Kanonen, und die Flinten, nebſt den erbeu- teten Waffen der Erſchlagenen in den andern Kahn gebracht hatten, ſprang Freitag wieder in den er-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/292
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/292>, abgerufen am 22.11.2024.