der Wind, und trieb uns, alles Ruderns unge- achtet, wieder der offenbaren See zu. Unser Tod schien nun nicht mehr zweifelhaft zu sein. Allein zu unserm eigenen Erstaunen hielten sich die schwerbeladenen Böte, von hoch aufschwel- lenden Wogen geschaukelt, noch immer glüklich über Wasser, bis wir endlich ganz unerwartet, und ohne einen einzigen Man verloren zu haben, an eine uns völlig unbekante Insel geworfen wur- den, deren armseelige Bewohner uns ungemein liebreich aufnahmen."
"Bei diesen haben wir nun bis jezt gelebt, jeder so gut er konte; aber freilig armseelig ge- nug, weil die armen Wilden selbst nichts hatten, als die Fische, die sie fingen und einige wenige Früchte, welche die Insel trägt. Dennoch theil- ten sie mit uns, was sie hatten, und gaben uns Anweisung, wie wir selbst fischen könten. Am besten befanden sich unsere Schwarzen dabei, weil sie keine andere Lebensart gewohnt, und nun noch dazu in Freiheit waren."
"Vor einigen Tagen wurde die Insel von einem benachbarten Volke kriegerisch angefallen.
Alles
der Wind, und trieb uns, alles Ruderns unge- achtet, wieder der offenbaren See zu. Unſer Tod ſchien nun nicht mehr zweifelhaft zu ſein. Allein zu unſerm eigenen Erſtaunen hielten ſich die ſchwerbeladenen Boͤte, von hoch aufſchwel- lenden Wogen geſchaukelt, noch immer gluͤklich uͤber Waſſer, bis wir endlich ganz unerwartet, und ohne einen einzigen Man verloren zu haben, an eine uns voͤllig unbekante Inſel geworfen wur- den, deren armſeelige Bewohner uns ungemein liebreich aufnahmen.„
„Bei dieſen haben wir nun bis jezt gelebt, jeder ſo gut er konte; aber freilig armſeelig ge- nug, weil die armen Wilden ſelbſt nichts hatten, als die Fiſche, die ſie fingen und einige wenige Fruͤchte, welche die Inſel traͤgt. Dennoch theil- ten ſie mit uns, was ſie hatten, und gaben uns Anweiſung, wie wir ſelbſt fiſchen koͤnten. Am beſten befanden ſich unſere Schwarzen dabei, weil ſie keine andere Lebensart gewohnt, und nun noch dazu in Freiheit waren.„
„Vor einigen Tagen wurde die Inſel von einem benachbarten Volke kriegeriſch angefallen.
Alles
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der Wind, und trieb uns, alles Ruderns unge-
achtet, wieder der offenbaren See zu. Unſer
Tod ſchien nun nicht mehr zweifelhaft zu ſein.
Allein zu unſerm eigenen Erſtaunen hielten ſich
die ſchwerbeladenen Boͤte, von hoch aufſchwel-
lenden Wogen geſchaukelt, noch immer gluͤklich
uͤber Waſſer, bis wir endlich ganz unerwartet,
und ohne einen einzigen Man verloren zu haben,
an eine uns voͤllig unbekante Inſel geworfen wur-
den, deren armſeelige Bewohner uns ungemein
liebreich aufnahmen.„
„Bei dieſen haben wir nun bis jezt gelebt,
jeder ſo gut er konte; aber freilig armſeelig ge-
nug, weil die armen Wilden ſelbſt nichts hatten,
als die Fiſche, die ſie fingen und einige wenige
Fruͤchte, welche die Inſel traͤgt. Dennoch theil-
ten ſie mit uns, was ſie hatten, und gaben uns
Anweiſung, wie wir ſelbſt fiſchen koͤnten. Am
beſten befanden ſich unſere Schwarzen dabei, weil
ſie keine andere Lebensart gewohnt, und nun
noch dazu in Freiheit waren.„
„Vor einigen Tagen wurde die Inſel von
einem benachbarten Volke kriegeriſch angefallen.
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/302>, abgerufen am 22.11.2024.
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