"Was wolten wir nun thun? Sie zwingen konten wir nicht; denn unserer waren nur funf- zehen, ihrer hingegen achtzig und viele unter ih- nen hatten sich überdem unserer Waffen bemäch- tiget. Ohne Boot aber auf einem gestrandeten Schiffe zurük zu bleiben, war sichtbare Todes- gefahr. Wir legten uns also aufs Bitten und suchten diejenigen, welche kurz vorher unsere Sklaven gewesen waren, durch unser Flehen zu bewegen, entweder zu bleiben, oder uns we- nigstens mit zu nehmen. Und hier kan ich nicht umhin, die Großmuth und Menschlichkeit dieser armen Sklaven zu rühmen. Ohngeachtet unser Verfahren gegen sie sehr hart gewesen war, lies- sen sie sich doch von Mitleid rühren, und erlaub- ten uns, zu ihnen hinab zu steigen unter der Be- dingung, daß wir keine Waffen mitnähmen. Wir gingen die Bedingung ein und sprangen in die Böte, die nun so sehr belastet waren, daß wir in jedem Augenblikke unsern Untergang er- warteten."
"Wir bemüheten uns indeß, die nahgele- gene Insel zu erreichen; aber plözlich drehete sich
der
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„Was wolten wir nun thun? Sie zwingen konten wir nicht; denn unſerer waren nur funf- zehen, ihrer hingegen achtzig und viele unter ih- nen hatten ſich uͤberdem unſerer Waffen bemaͤch- tiget. Ohne Boot aber auf einem geſtrandeten Schiffe zuruͤk zu bleiben, war ſichtbare Todes- gefahr. Wir legten uns alſo aufs Bitten und ſuchten diejenigen, welche kurz vorher unſere Sklaven geweſen waren, durch unſer Flehen zu bewegen, entweder zu bleiben, oder uns we- nigſtens mit zu nehmen. Und hier kan ich nicht umhin, die Großmuth und Menſchlichkeit dieſer armen Sklaven zu ruͤhmen. Ohngeachtet unſer Verfahren gegen ſie ſehr hart geweſen war, lieſ- ſen ſie ſich doch von Mitleid ruͤhren, und erlaub- ten uns, zu ihnen hinab zu ſteigen unter der Be- dingung, daß wir keine Waffen mitnaͤhmen. Wir gingen die Bedingung ein und ſprangen in die Boͤte, die nun ſo ſehr belaſtet waren, daß wir in jedem Augenblikke unſern Untergang er- warteten.„
„Wir bemuͤheten uns indeß, die nahgele- gene Inſel zu erreichen; aber ploͤzlich drehete ſich
der
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„Was wolten wir nun thun? Sie zwingen
konten wir nicht; denn unſerer waren nur funf-
zehen, ihrer hingegen achtzig und viele unter ih-
nen hatten ſich uͤberdem unſerer Waffen bemaͤch-
tiget. Ohne Boot aber auf einem geſtrandeten
Schiffe zuruͤk zu bleiben, war ſichtbare Todes-
gefahr. Wir legten uns alſo aufs Bitten und
ſuchten diejenigen, welche kurz vorher unſere
Sklaven geweſen waren, durch unſer Flehen
zu bewegen, entweder zu bleiben, oder uns we-
nigſtens mit zu nehmen. Und hier kan ich nicht
umhin, die Großmuth und Menſchlichkeit dieſer
armen Sklaven zu ruͤhmen. Ohngeachtet unſer
Verfahren gegen ſie ſehr hart geweſen war, lieſ-
ſen ſie ſich doch von Mitleid ruͤhren, und erlaub-
ten uns, zu ihnen hinab zu ſteigen unter der Be-
dingung, daß wir keine Waffen mitnaͤhmen.
Wir gingen die Bedingung ein und ſprangen in
die Boͤte, die nun ſo ſehr belaſtet waren, daß
wir in jedem Augenblikke unſern Untergang er-
warteten.„
„Wir bemuͤheten uns indeß, die nahgele-
gene Inſel zu erreichen; aber ploͤzlich drehete ſich
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/301>, abgerufen am 22.11.2024.
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