Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

zwei Ruder macht, so wird er ihn schon al-
lein regieren können.

Vater. Nun, Kinder, ihr seht, die
Sache ist gar nicht leicht zu entscheiden. Al-
les, was ihr da gesagt habt, ging dem guten
Robinson die ganze Nacht hindurch auch im
Kopfe herum; und das nennt man eine Sa-
che überlegen, wenn man nachdenkt, ob es
besser sei, sie zu thun, oder nicht zu thun.
Seitdem Robinson die traurigen Folgen sei-
ner übereilten Entschliessung, in die weite
Welt zu reisen, empfunden hatte, hatt' er
sich's zur beständigen Regel gemacht, nie
wieder etwas zu thun, ohne erst vor-
her eine vernünftige Ueberlegung dar-
über angestelt zu haben.
Das that er
also auch jezt. Nachdem er nun die Sache
lange genug hin und her überdacht hatte; so
fand er, daß Alles auf die Frage ankomme:
ob es recht sei, einen kleinen, aber ge-
wissen Vortheil hinzugeben, um einen
grössern, aber noch ungewissen Vor-
theil dadurch zu erlangen?
Da fiel ihm

nun

zwei Ruder macht, ſo wird er ihn ſchon al-
lein regieren koͤnnen.

Vater. Nun, Kinder, ihr ſeht, die
Sache iſt gar nicht leicht zu entſcheiden. Al-
les, was ihr da geſagt habt, ging dem guten
Robinſon die ganze Nacht hindurch auch im
Kopfe herum; und das nennt man eine Sa-
che uͤberlegen, wenn man nachdenkt, ob es
beſſer ſei, ſie zu thun, oder nicht zu thun.
Seitdem Robinſon die traurigen Folgen ſei-
ner uͤbereilten Entſchlieſſung, in die weite
Welt zu reiſen, empfunden hatte, hatt' er
ſich's zur beſtaͤndigen Regel gemacht, nie
wieder etwas zu thun, ohne erſt vor-
her eine vernuͤnftige Ueberlegung dar-
uͤber angeſtelt zu haben.
Das that er
alſo auch jezt. Nachdem er nun die Sache
lange genug hin und her uͤberdacht hatte; ſo
fand er, daß Alles auf die Frage ankomme:
ob es recht ſei, einen kleinen, aber ge-
wiſſen Vortheil hinzugeben, um einen
groͤſſern, aber noch ungewiſſen Vor-
theil dadurch zu erlangen?
Da fiel ihm

nun
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0033" n="27"/>
zwei Ruder macht, &#x017F;o wird er ihn &#x017F;chon al-<lb/>
lein regieren ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Vater.</hi> Nun, Kinder, ihr &#x017F;eht, die<lb/>
Sache i&#x017F;t gar nicht leicht zu ent&#x017F;cheiden. Al-<lb/>
les, was ihr da ge&#x017F;agt habt, ging dem guten<lb/><hi rendition="#fr">Robin&#x017F;on</hi> die ganze Nacht hindurch auch im<lb/>
Kopfe herum; und das nennt man eine Sa-<lb/>
che <hi rendition="#fr">u&#x0364;berlegen</hi>, wenn man nachdenkt, ob es<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ei, &#x017F;ie zu thun, oder nicht zu thun.<lb/>
Seitdem <hi rendition="#fr">Robin&#x017F;on</hi> die traurigen Folgen &#x017F;ei-<lb/>
ner u&#x0364;bereilten Ent&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;ung, in die weite<lb/>
Welt zu rei&#x017F;en, empfunden hatte, hatt' er<lb/>
&#x017F;ich's zur be&#x017F;ta&#x0364;ndigen Regel gemacht, <hi rendition="#fr">nie<lb/>
wieder etwas zu thun, ohne er&#x017F;t vor-<lb/>
her eine vernu&#x0364;nftige Ueberlegung dar-<lb/>
u&#x0364;ber ange&#x017F;telt zu haben.</hi> Das that er<lb/>
al&#x017F;o auch jezt. Nachdem er nun die Sache<lb/>
lange genug hin und her u&#x0364;berdacht hatte; &#x017F;o<lb/>
fand er, daß Alles auf die Frage ankomme:<lb/><hi rendition="#fr">ob es recht &#x017F;ei, einen kleinen, aber ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en Vortheil hinzugeben, um einen<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern, aber noch ungewi&#x017F;&#x017F;en Vor-<lb/>
theil dadurch zu erlangen?</hi> Da fiel ihm<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nun</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0033] zwei Ruder macht, ſo wird er ihn ſchon al- lein regieren koͤnnen. Vater. Nun, Kinder, ihr ſeht, die Sache iſt gar nicht leicht zu entſcheiden. Al- les, was ihr da geſagt habt, ging dem guten Robinſon die ganze Nacht hindurch auch im Kopfe herum; und das nennt man eine Sa- che uͤberlegen, wenn man nachdenkt, ob es beſſer ſei, ſie zu thun, oder nicht zu thun. Seitdem Robinſon die traurigen Folgen ſei- ner uͤbereilten Entſchlieſſung, in die weite Welt zu reiſen, empfunden hatte, hatt' er ſich's zur beſtaͤndigen Regel gemacht, nie wieder etwas zu thun, ohne erſt vor- her eine vernuͤnftige Ueberlegung dar- uͤber angeſtelt zu haben. Das that er alſo auch jezt. Nachdem er nun die Sache lange genug hin und her uͤberdacht hatte; ſo fand er, daß Alles auf die Frage ankomme: ob es recht ſei, einen kleinen, aber ge- wiſſen Vortheil hinzugeben, um einen groͤſſern, aber noch ungewiſſen Vor- theil dadurch zu erlangen? Da fiel ihm nun

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/33
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/33>, abgerufen am 03.12.2024.